Pop-Up-Bike-Lane - Der ADFC Mannheim errichtet auf dem Kaiserring für kurze Zeit einen Radweg, Autofahrer müssen deshalb weichen und mit Behinderungen rechnen

Mannheimer Kaiserring bekommt temporäre Fahrradspur

Von 
Kai Plösser
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Abruptes Ende: Radfahrende auf dem Kaiserring in Richtung Hauptbahnhof finden sich hinter der Kunststraße plötzlich auf einer Rechtsabbiegerspur wieder. © Kai Plösser

Mannheim. Der Kaiserring (B 38) in Mannheim bekommt am Samstag zwischen der Kunststraße und der Bismarckstraße eine temporäre Fahrradspur spendiert. Möglich macht das der ADFC Mannheim, der auf dem Abschnitt eine sogenannte Pop-Up-Bike-Lane errichtet. Zwischen 10 und 16 Uhr können sich Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer dort somit abgegrenzt vom motorisierten Verkehr fortbewegen. Damit wolle der ADFC zeigen, dass es mit einfachen Mitteln möglich sei, den Radverkehr sicherer zu machen, erklärt Robert Hofmann, der Leiter der als Versammlung angemeldeten Veranstaltung ist. „Wir können an dieser Stelle einen geschützen Radstreifen machen“, betont Hofmann im Gespräch mit dem „MM“.

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Der ADFC will mit seiner Aktion auf die fehlende Spur für Fahrradfahrer entlang der Quadrate N 7, M 7 und L 14 aufmerksam machen. Denn hinter der Kunststraße befinden sich Radfahrende in Richtung Hauptbahnhof auf einmal auf einer Rechtsabbiegerspur für Autos wieder. Bereits im Juni 2020 positionierte sich der ADFC an dieser Stelle mit einer Pop-Up-Bike-Lane. Den gewünschten Erfolg brachte es damals nicht. Es blieb bei den sechs Stunden freie Fahrt. Und das, obwohl das Mannheimer Entwicklungskonzept Innenstadt (EKI) aus dem Jahr 2013 einen „Boulevard Kaiserring“ inklusive Radweg vorsieht. Darauf sei seitens des ADFC auch nach der Aktion 2020 hingewiesen worden. Der mittlerweile mehr als 1000 Mitglieder zählende Zweckverband sei jedoch lediglich mit den Planungen dazu vertröstet worden.

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Ausschreibung für Neugestaltung

Hierzu erklärt die Verwaltung auf Anfrage: „Momentan befindet sich die Stadt in einer europaweiten Ausschreibung für die Neugestaltung des Kaiserrings, hin zu einem Boulevard mit gesteigertem Aufenthaltscharakter und besonderem Augenmerk auf den Fußgänger- und Fahrradverkehr.“ Eine 2014 von der Stadt in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie, ausgehend vom EKI, diene mittlerweile lediglich als Grundlage. Die Verzögerung des Vorhabens wird mit der Priorisierung von anderen Maßnahmen, wie dem Umbau der Planken und der Neugestaltung des Willy-Brandt-Platzes, erklärt. Die Planungen von 2014 seien deswegen nicht weiter vertieft worden.

Gleiche Gründe werden für den seitens der Stadt geplanten Radwegausbau auf dem Luisenring aufgeführt, wo der ADFC 2021 eine Pop-Up-Bike-Lane errichtete. Auch hier landet der Radfahrer auf dem Weg in den Jungbusch plötzlich auf der Straße. Zwar will die Stadt auf einem 75 Meter langen Teilstück zwischen Seilerstraße und Dalbergstraße eine sogenannte Protected-Bike-Lane errichten, die nach Auskunft bis zur Buga im Mai 2023 fertiggestellt sein soll. Bis zur Kurt-Schumacher-Brücke bestehe das Problem danach aber weiterhin, bemängelt Hofman. Eine Besserung sei nicht in Sicht. Das kann auch die Stadt nicht versprechen. Immerhin heißt es aber: „Eine Radwegeverlängerung bis zur Kurt-Schumacher-Brücke führt zu erheblichen Eingriffen in den Verkehr und kann daher erst nach der Buga weiterverfolgt werden.“

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Am Samstag geht es für den ADFC nun wieder auf zurück den Kaiserring. Dort gab es zwischen Kunststraße und Bismarckstraße bei der ersten Veranstaltung zumindest eine kurzfristige Verbesserung. Damals wie heute sei dort „eine sichere Radspur das Ziel“, sagt Versammlungsleiter Hofmann, der weiter ausführt: „Unsichere Radfahrer trauen sich oft nicht auf die Straße.“ Dem möchte der ADFC mit seiner Aktion entgegentreten, um den Radfahrenden mehr Platz im Straßenverkehr zu verschaffen. Es gehe darum, die Radinfrastruktur beispielsweise für Familien und Kinder zu verbessern.

Verkehrsbehinderungen möglich

2020 war die Aktion auf dem Kaiserring aus Hofmanns Sicht ein Erfolg. Es habe viel Zuspruch gegeben. Besonders Familien hätten das Angebot genutzt. Diese würden dort im Normalfall nicht mit ihren Kindern auf dem Rad unterwegs sein, sei dem ADFC zugetragen worden. Insgesamt hätten mehr als 1000 Radfahrende den Streckenabschnitt innerhalb der sechs Stunden befahren. Auch dieses Jahr rechnet Hofmann mit 800 bis 1000 Radfahrenden, die an ihm vorbeiradeln werden.

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Damit das klappt, wird der Kaiserring in Fahrtrichtung Hauptbahnhof im Zeitraum von 10 bis 16 Uhr zwischen der Kunststraße und der Bismarckstraße für den Autoverkehr halbseitig gesperrt. Somit steht dort nur eine Fahrspur bereit. Die Zufahrt vom Kaiserring in die Straße M 7 / N 7 sowie die Ausfahrt aus der Straße M 7 / L 14 auf den Kaiserring ist während der Demonstration voll gesperrt. Auf dem Parkstreifen entlang des Kaiserrings von 8 bis 17 Uhr gilt zudem ein absolutes Haltverbot. Es sei mit Verkehrsbeeinträchtigungen zu rechnen. Die Verwaltung empfiehlt, den Bereich über den Friedrichsring, Luisenring und die Bismarckstraße zu umfahren.

Hofmann sieht das Ganze als Experiment und vergleicht dieses mit dem Verkehrsversuch, der derzeit in der Innenstadt durchgeführt wird. Sollte der Verkehr wegen der temporären Radspur zusammenbrechen, könne man die Situation vor Ort künftig so belassen, wie sie ist. Mit der Aktion möchte der ADFC der Verwaltung auch Anregungen geben und zeigen, wie es schnell und ohne großen Aufwand gehen kann, eine Radspur zu errichten - zumindest für sechs Stunden.

Redaktion

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