Mannheim. Die Delle, die die Corona-Pandemie in Mannheim hinterlassen hat, ist sichtbar, doch von den deutlichen Auswirkungen der Krise hat sich die Wirtschaft in der Stadt größtenteils erholt. „Es gibt keine signifikanten Einschnitte durch die Pandemie“, sagt Bürgermeister Michael Grötsch resümierend. Laut dem Jahresbericht der städtischen Wirtschaftsförderung liegt die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit 191 633 fast exakt so hoch wie vor der Krise 2019, gegenüber 2020 gibt es einen Anstieg um 2280 Personen.
Die Gewinner und Verlierer auf dem Arbeitsmarkt und damit einzelner Branchen fallen bei genauerer Betrachtung auf. Während es im verarbeitenden Gewerbe gegenüber 2020 einen Rückgang von 427 Erwerbstätigen gibt, sind im Baugewerbe 262 Beschäftigte mehr registriert. Gestiegen ist auch die Beschäftigung im Dienstleistungssektor: um 2201 auf 140 333 Personen. Innerhalb der Dienstleistungen gab es einen Zuwachs im Bereich Verkehr und Lagerei. Deutlich dagegen sind die Verluste in Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen - minus 1002 auf 25 323 - sowie im Gastgewerbe, um 396 auf 4479 Personen.
Existenzgründungsquote gestiegen
Sehr groß ist weiterhin die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien. Das Vermarktungsvolumen stieg von 71 000 auf 96 000 Quadratmeter Fläche. Fertiggestellt wurden dagegen nur 13 000 Bürofläche gegenüber 73 000 Quadratmeter 2020. Erfreulich aus Sicht der Stadt ist der Existenzgründungsbereich. Die Bindungsquote von Start-ups, also der Anteil der beratenen Unternehmen, die drei Jahre nach ihrer Gründung noch am Markt und in Mannheim angesiedelt sind, ist auf das Niveau von 2019 (86 Prozent) gestiegen. Die Existenzgründungsquote stieg von 7,7 auf 7,9 pro 1000 Einwohner, im Land liegt sie bei 7,0.
Zuletzt hatten 91 Prozent der Mannheimer Unternehmen angegeben, (sehr) zufrieden mit dem Wirtschaftsstandort zu sein. Weil die Erhebung nur alle zwei Jahre durchgeführt wird, stammt das Meinungsbild von 2020. „Das hohe Vertrauen machen wir auch an den Investitionen der ansässigen Unternehmen fest“, erläutert Grötsch. ABB baue ein neues Multifunktionsgebäude, das 1200 Beschäftigten Platz biete, der Pharmakonzern Roche stecke 250 Millionen Euro in den Mannheimer Standort, Hitachi Energy investiere auf Columbus in einen neuen Stammsitz, Fuchs Petrolub habe seine Firmenzentrale auf der Friesenheimer Insel erweitert.

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Um Mannheim auf die Herausforderungen der Zukunft einzustellen, hat die Wirtschaftsförderung acht Kompetenzfelder geschaffen und ausgebaut. „Mit dem Blick auf aktuelle Entwicklungen und Trends gilt es, den Wirtschaftsstandort Mannheim in Zeiten der Transformation als attraktiven Standort zu positionieren und die Zukunftsfähigkeit des Standorts zu gestalten, mit neuen Themen wie Green Tech, Smart Economy und Social Economy“, begründet Fachbereichsleiterin Christiane Ram das Konzept.
In der Gesundheitswirtschaft etwa wurden die Voraussetzungen mit der Entwicklung des MMT (Mannheim Medical Technology)-Campus und seiner Einrichtungen geschaffen, der Unternehmen, Forschung und Klinik eng verzahnen soll. Für den globalen Markt für Umwelttechnologien (Green Tech), dem in den nächsten zehn Jahren in Deutschland ein Wachstum von acht Prozent vorausgesagt wird, bekommt Mannheim ein Innovationszentrum, das neben dem Gründerzentrum Mafinex auf dem Lindenhof entstehen soll.
Initiative 12M will klimaneutral produzieren
Eine große Bedeutung für Mannheim hat der Einzelhandel. „Im Handel spüren wir den Wandel besonders. Hier braucht es neue Impulse“, begründet Ram ein begonnenes Social Media Marketing Projekt, das den lokalen Handel sichtbarer machen und ihm Reichweite verschaffen soll. Die Resonanz der Händler darauf sei gut. Man werde mehr Einkäufe über den Onlinehandel akzeptieren müssen. „Die Innenstadt wird ein multifunktionaler Treffpunkt und Erlebnisort mit Gastronomie als belebendes Element“, sagt Ram.
Sorge, dass die Attraktivität als Einkaufsstadt leidet, wenn Firmen wie C&A, Peek & Cloppenburg oder Saturn ihre Verkaufsflächen verkleinern oder, wie in N 7 geschehen, ein ganzes Kaufhaus geschlossen wird, hat die Wirtschaftsförderung nicht. „Die Stadt wird nicht darunter leiden“, ist Grötsch überzeugt. „Es entsteht ja keine Brache, sondern es gibt eine Umnutzung. So kommt wieder Leben in die Stadt.“
Die zwölf größten produzierenden Unternehmen in der Stadt und der Hafen haben sich zur Initiative 12M zusammengetan und erarbeiten Projekte, um möglichst klimaneutral zu produzieren. Elmar Bourdon, stellvertretender Fachbereichsleiter, sieht darin großes Potenzial. Das sei einzigartig in Baden-Württemberg. „Das Modell für die Industrie kann vielleicht als Blaupause verwendet werden“, hofft er.
Den vollständigen Jahresbericht 2021 der Wirtschaftsförderung gibt es hier.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Wirtschaft am Standort Mannheim vor unsicheren Zeiten