ÖPNV

Wildes E-Scooter-Abstellen in Mannheim: Mobilstationen sollen Abhilfe schaffen

In der Mannheimer Innenstadt ist das ungeordnete Abstellen von E-Scootern zum lästigen Problem geworden. Durch die neuen Mobilitätszonen und per App wird das sogenannte "Free-Floating" zwangsweise unterbunden

Von 
Roland Schmellenkamp
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Eine der drei neuen Mobilstationen in Mannheim befindet sich gegenüber dem Schloss. © Roland Schmellenkamp

Mannheim. „Wenn ich auf dem Fußweg vom Rathaus bis hierher für jeden im Weg stehenden E-Scooter einen Euro bekommen würde, könnte ich davon Essen gehen“, sagte der für den ÖPNV zuständige Dezernent Volker Proffen bei der offiziellen Einweihung der „VRN-Mobilstation“ gegenüber vom Schloss beim Gerichtsgebäude. Die Verwaltung würde auf das Problem reagieren: Zum einen mit einer Kampagne zum Thema Achtsamkeit, die Scooter-Nutzer sollen mehr Verständnis für andere aufbringen. Zum anderen mit der Mobilstation, denn „nur Verbote sind nie gut“.

Innerhalb von Markierungen sollen E-Scooter und Leihräder geordnet abgestellt werden. Doch schon jetzt könnten viele den Leih-Roller deutlich besser abstellen, manchmal würde ein halber Meter genügen.

E-Roller-Parkverbotszonen in Mannheimer Innenstadt

Die Lösung ist Zwang: Rund um die insgesamt vier geplanten „VRN-Mobilstationen“ in den Quadraten ist es künftig nur noch möglich, einen Leih-E-Tretroller dort abzustellen und die Fahrt dort zu beenden. Das gibt die App der Verleiher vor. „Im Umkreis von rund 200 Metern um die Station wird dadurch das Free-Floating (Anm. d. Red: das ungeordnete Abstellen) durch eine Abstellverbotszone ausgeschlossen. Wir erhoffen uns damit im Dialog mit den Leihanbietern eine geordnetere Nutzung und damit auch mehr Sicherheit für Fußgänger. Denn die wild abgestellten Roller blockierten in der Vergangenheit häufig Gehwege und Blindenleitstreifen und stellten nicht selten eine Gefahr dar“, erläutert Proffen.

Er betonte, dass er selbst die E-Scooter der Verleiher gern benutze - und sie selbstverständlich immer so abstellt, dass sie niemanden behindern. Doch „wie bei allen öffentlichen Gütern ist der verantwortungsvolle Umgang damit auf dem Rückzug“.

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Es gibt bereits für die E-Roller der Verleiher Parkverbotszonen, besonders in Ufernähe und in der Innenstadt. Außerdem hat die Stadt vor einigen Jahren eine schriftliche, aber nicht rechtlich bindende Vereinbarung mit allen E-Scooter-Verleihern getroffen. Darin erklären sich die Verleiher bereit, die Parkverbotszonen einzuhalten und für falsch geparkte Roller zu haften. In der Vereinbarung heißt es etwa: „Der Verleiher verpflichtet sich, maximal fünf E-Tretroller an einem Standort im Umkreis von 100 Metern aufzustellen, falsch geparkte E-Scooter müssen innerhalb von 24 Stunden umgestellt werden.“ Insgesamt 3200 E-Scooter sind in Mannheim derzeit im Einsatz.

Oberbürgermeister Christian Specht sieht die E-Scooter als „Fluch und Segen“ zugleich: Zum einen seien sie Trend, zum anderen stellt sie derzeit jeder dort ab, wo er möchte. Allerdings sei es nicht nachweisbar, wer sie schlecht abstellt oder umwirft, das könnten auch Dritte sein, also nicht unbedingt die Nutzer.

Mobilstation hat beispielhafte Optik

Ein Problem sei das Abstellen oft für Menschen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind. Die Mobilstation sei auch von der Optik beispielhaft und ein Beitrag zur Klima- und Verkehrswende. Gegenüber dem Schloss sei sie günstig gelegen, dort gebe es extrem viele Fußgänger. Was Specht auch sagte: In der Innenstadt würde man kein Auto benötigen. Bei den neuen Mobilstationen geht es nicht nur um die Roller: Auch Leihfahrräder und Car-Sharing soll dort mit dem ÖPNV verknüpft werden. Die VRN-Leihräder haben sich laut OB bewährt. Laut VRN gab es 2023 über eine Million Leihvorgänge.

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Für den für Verkehrsplanung zuständigen Bürgermeister Ralf Eisenhauer, unter dessen Federführung das Projekt betreut wird, sind die „VRN-Mobilstationen“ eine konkrete Umsetzung des Masterplans Mobilität 2035. „Mit dem Masterplan Mobilität sollen stadtweit attraktive Angebote bereitgestellt werden für zukunftsfähige Mobilität auch ohne eigenen Pkw. Gute Bedingungen für das Radfahren und ein hochwertiges ÖPNV-Angebot sind dabei zentrale Stellgrößen ebenso wie die Verfügbarkeit umfangreicher Sharing-Angebote“, so Eisenhauer. Wichtig sei, dass die Bürger neue Angebote sehen und erleben können.

E-Scooter keine Konkurrenz zum ÖPNV

Er betonte: „Mobilität muss bezahlbar sein, komfortabel und funktionieren.“ Die geplanten Mobilstationen sollten sich einfügen und keinen Platz wegnehmen. Parallel wurden zwei weitere parallel am Rathaus (E4) sowie am Stadthaus (N2) eröffnet. Erkennbar sind sie durch eine 2,40 Meter hohe Informationssäule im einheitlichen Design des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN). Weitere sind geplant im Bereich Hauptbahnhof, Lindenhofplatz und Plankenkopf/Wasserturm. Was für die hoch verschuldete Stadt erfreulich ist: Die ersten drei „VRN-Mobilstationen“ werden durch das Bundesförderprogramm „FutuRaum“ mit 42 000 Euro gefördert, also komplett. Für die Scooter-Verleiher ist die Nutzung derzeit kostenlos.

VRN-Geschäftsführer Michael Winnes erklärte auf Nachfrage, dass er die E-Scooter nicht für eine Konkurrenz zum ÖPNV hält, sondern eine Ergänzung: „Wenn die Straßenbahnen voll sind, ist ein Leihrad oder ein E-Scooter eine gute Alternative.“ Es gehe darum, mit dem Angebot die Akzeptanz zu erhöhen, damit mehr Menschen aufs Auto verzichten. Das sieht Proffen ähnlich: „Wenn man von der Rheinau in die Innenstadt mit einem Leihroller fahren würde, wäre man viel Geld los.“ Da würden die Bürger eher die Bahnen nutzen. Die Roller seien eine Lösung für Kurzstrecken.

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