Kultur

Wie Zeitraumexit Abschied vom Mannheimer Jungbusch nimmt

Nach 17 Jahren verlässt das soziokulturelle Zentrum Zeitraumexit den Stadtteil Jungbusch. Wie sich Theatergruppe und Orchester zum Abschied bei Mitwirkenden und Anwohnern bedanken

Von 
Astrid Schwörer
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Das Orchester „Meloakustika“ spielte zum Abschied von Zeitraumexit. Hier greifen auch Musikbegeisterte ohne Vorkenntnisse zu den Instrumenten. © Astrid Schwörer

„Bye Bye Busch“ – die Theatergruppe „Yollar“ und das Orchester „Meloakustika“ verabschiedeten sich am Wochenende vom Stadtteil Jungbusch. Im Frühjahr zieht das soziokulturelle Zentrum Zeitraumexit von der Hafenstraße in neue Räume in den T-Quadraten der Innenstadt. „Nach 17 Jahren fällt der Weggang schwer“, räumte Geschäftsführer Frank Degler ein und versprach: „Wir zelebrieren den Wandel.“

Mit klassischen Melodien und folkloristischen Stücken gestaltete das Orchester seinen letzten Auftritt. „Ich habe noch ein paar Geigen dabei“, warb Leiter Ionel Chirita um Mitspieler aus dem Publikum. „Meloakustika“ versteht sich als eine „Musikschule für alle“. Unter der professionellen Anleitung des rumänisch-deutschen Musikpädagogen musizieren alle zusammen, ob Anfänger ohne Vorkenntnisse oder begeisterte Halbprofis.

„Jeder spielt nach seinen Möglichkeiten“, bekräftigte Chirita. So wie der 85 Jahre alte Adolf Wolf, der schon seit Jahrzehnten mitmacht: „Ich habe schon als Kind Geige gespielt, als Rentner musste ich mir dann ein Hobby suchen“, meinte er. Für den siebenjährigen Denis war der Auftritt vor Zuhörern fast schon Routine. Bereits das dritte Mal stand er auf der Bühne und stimmte beherzt die ersten Takte der „Ode an die Freude“ an. Lisa Glökler hatte bisher nur eine Probe besucht und musste sich für das Konzert kurzfristig eine Geige ausleihen. Von der Unterrichtsmethode war sie ganz begeistert: „Man legt gleich los und kann ein Instrument ausprobieren.“

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„Yollar bedeutet Wege auf Türkisch“, erläuterte Natice Orhan-Daibel, die Leiterin der Theatergruppe. Das Wort stand an diesem Abend sowohl für den neuen Weg, den Zeitraumexit in Zukunft beschreiten wird, als auch für den Weg, den die Kinder der Theatergruppe bisher in ihrem Leben gegangen sind.

Lebenswege von Jugendlichen

In kurzen Spielsequenzen sprachen die Jugendlichen über ihre Vergangenheit. Jakub Swiecicki teilte seine Abschiedserfahrung mit den Zuschauern, er kam mit seiner Mutter aus Polen nach Deutschland. Der 15-jährige Julian erinnerte sich an das Jahr, das er in einem Kinderheim verbracht hatte. Einen weiten Weg hat auch die 15-jährige Nahomy Paulino hinter sich. Sie ist in der Dominikanischen Republik geboren, nach Argentinien ausgewandert und schließlich in Mannheim angekommen. „Ich kann bei Yollar kreativ sein“, freute sie sich später im Gespräch.

Ihre Freundin Sumaly Taduangdee, mit zwölf Jahren die Jüngste in der Gruppe, hat den Tipp von einer Lehrerin bekommen und berichtete: „Ich habe mich schon immer fürs Theaterspielen interessiert.“ Martina Esposito ist erst seit Kurzem dabei, Lampenfieber hatte sie aber trotzdem nicht.

„Wir entwickeln die Ideen mit den Kindern gemeinsam“, erzählte Orhan-Daibel von den Proben. Es habe etwas gedauert, bis die Schüler ihre Scheu verloren hätten, jetzt sei die Gruppe aber fest zusammengewachsen. „Wir sind gespannt, wie es weitergeht“, zeigte sie sich zuversichtlich.

Freie Autorin

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