Klimaschutz

Wie umweltfreundlich ist die Tanne? Was beim Kauf des Weihnachtsbaumes beachtet werden sollte

Der echte Weihnachtsbaum vom regionalen Händler aus Mannheim? Oder doch lieber der Plastikbaum aus China? Beim Kauf der Tannen gibt es einiges zu beachten

Von 
Vanessa Schmidt
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Latin mature woman decorating a Christmas tree at home. Low angle view with copy space. © Getty Images/iStockphoto

Mannheim. Vorweihnachtszeit. Für viele gehört dazu natürlich der Tannenbaum. Mittlerweile gibt es viele verschiedene Weihnachtsbäume, etwa künstliche oder sogar kleine Tannen, die in Töpfen gezüchtet werden. Welcher Baum ist darunter die umweltfreundlichste Option? Und welchen Baum stellen sich die meisten ins Wohnzimmer?

Wenn es um die Beliebtheit geht, liegt die Nordmanntanne vorne. Laut Bundesverband Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) wird die Tanne mit fast 80 Prozent am liebsten gekauft. Auch in Mannheim. „Die Nordmanntanne ist mit Abstand am beliebtesten“, sagt ein Weihnachtsbaumverkäufer.

Die Bäume, die er auf einem Supermarkt-Parkplatz in Mannheim verkauft, wachsen auf einer Plantage in Heidersbach bei Mosbach. Dort werden in der Vorweihnachtszeit täglich Nordmanntannen abgesägt. Auch ein älteres Ehepaar schaut sich nach dem perfekten Baum um. Bei ihnen muss es für die richtige Weihnachtsstimmung ein echter Baum sein. Sie entscheiden sich für eine kleinere Nordmanntanne.

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Zu weite Transportwege aus dem Ausland

Auch Fichten stehen zur Wahl. Sieben Prozent der Käufer entscheiden sich laut Statistik des SDW für diese als Weihnachtsbaum, drei Prozent für eine Edeltanne und 15 Prozent für eine Blaufichte. Eines fällt bei diesen Zahlen auf: Im Wohnzimmer stehen vor allem echte Bäume.

Das belegt eine Umfrage von Statista, bei der 43 Prozent angeben, einen echten Baum aufzustellen. 24 Prozent sagen wiederum, in diesem Jahr einen künstlichen Weihnachtsbaum zu schmücken.

Dass dieser über Jahre aufgestellt werden kann und so eine umweltfreundlichere Alternative zur Nordmanntanne darstellt, ist allerdings ein Trugschluss. Ein „Plastikweihnachtsbaum ist keine klimafreundliche Alternative“, schreibt auch der Bundesverband auf seiner Webseite.

Der „MM“ hat außerdem bei der Mannheimer Klimaschutz-Agentur nachgefragt. „Tatsächlich sind die Alternativen aus Plastik meistens sehr viel weniger nachhaltig als echte Weihnachtsbäume“, teilt Pressesprecherin Magdalena Schlenk mit.

Produktion von Plastikbäumen in China

Grund dafür ist unter anderem die Herkunft des Weihnachtsbaums. Die meisten Plastikbäume werden laut Klimaschutz-Agentur nämlich in China produziert und müssten von dort viele tausende Kilometer nach Deutschland transportiert werden. Ein ökologischer Baum kommt deshalb aus der Region, „da der Transportweg zu den größten CO2-Belastungen zählt“, so Schlenk.

Auch das Umweltbundesamt weist darauf hin. Die Strecke mit dem Auto vom Händler nach Hause könne einer der größten Posten in der CO2-Bilanz des Baumes sein. Außerdem müsse beim Kauf auf ökologische Zertifizierungen geachtet werden.

Ähnlich wie bei Lebensmitteln gibt es laut Umweltbundesamt bei Tannen Bio-Qualität. Die Klimaschutz-Agentur rät daher beim Kauf auf Öko-Siegel zu achten. Die Umweltschutzorganisation Robin Wood trägt sogar zusammen, wo es in Mannheim einen bio-zertifizierten Weihnachtsbaum zu kaufen gibt (Link https://bit.ly/3YvetGv).

Bäume mit einem zertifizierten Siegel, das sicherstellt, dass der Anbau ohne Pestizide erfolgte, gibt es zum Beispiel im Bauhaus Mallau. Und sogar Weihnachtsbäume im Topf. Doch auch hier warnt die Klimaschutz-Agentur. „Da die Wurzeln der Miet-Weihnachtsbäume beim Umpflanzen in den Topf sehr stark gekürzt werden müssen, kann kaum einer dieser Bäume wieder zurück in die Natur gepflanzt werden und dort wieder anwachsen.“

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Anders verhalte es sich mit Bäumen, die extra als Gartenpflanze gezüchtet würden. Sie haben Feinwurzeln ausgebildet und können in der Natur wieder anwachsen, so Schlenk. Zehn bis zwölf Prozent der Bäume werden laut SDW im Topf gekauft.

Kunststoff eine gute Alternative?

„Mehr Leute kaufen mittlerweile einen Baum im Topf, aber die Nordmanntanne kann das nicht schlagen“, berichtet ein Bauhaus-Mitarbeiter. Diese Topf-Bäume stehen draußen, drinnen die Plastikbäume. Knapp 400 Euro kostet ein künstlicher Baum mit 2,6 Metern Höhe. Laut Klimaschutz-Agentur muss dieser zehn bis 20 Weihnachtsfeste feiern, bis er eine nachhaltigere Alternative zu einem echten Baum ist.

Aber die Meinungen gehen hier auseinander. Der Schweizer Dienstleister ESU-Services bietet zur Ökobilanz der Tannen sogar einen Weihnachtsbaumrechner an und erklärt, dass Plastikbäume schon nach wenigen Jahren besser abschneiden als echte Tannen, die nur einmal für das Weihnachtsfest aufgestellt werden. Welcher Baum ist denn nun der umweltfreundlichste? Bei einem Plastikbaum müssen laut ESU die Nutzungsdauer und verwendeten Materialien berücksichtigt werden, bei einem echten unter anderem der Anbau und Transportweg.

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