Nach Attacke auf dem Marktplatz

Wie es Mannheimer Polizisten und Polizistinnen nach dem Tod ihres Kollegen nun geht

Persönlicher Abschied am Marktplatz und Blumen und Kerzen vor den Polizeiwachen: Nach dem Tod ihres Kollegen müssen die Beamten weiterhin funktionieren. Was ihnen dabei besonders hilft und wie sie den Mord verarbeiten

Von 
Lisa Uhlmann
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Blumen, Kerzen und ein Bild von Laur vor der Wache in Neckarau. © Wazulin

Mannheim. Wie schwer fällt es eigentlich den direkten Kollegen des getöteten Rouven Laur, jetzt wieder zur Tagesordnung überzugehen - und noch dazu bei den zig Demos, die nun deswegen stattfinden, im Einsatz zu sein?

Antworten drauf hat Thomas Mohr, Vorsitzender der Mannheimer Gewerkschaft der Polizei. Mohr ist selbst seit 34 Jahren im Einsatzzug Mannheim, derselben Diensteinheit, in der auch Laur eingeteilt war. Durch seine Freistellung als Personalrat ist Mohr zwar nicht mehr aktiv bei Einsätzen dabei. Nur wenige Wochen vor Rouven Laurs Tod hat Mohr allerdings mit dem 29-Jährigen telefoniert, sich auf einen Kaffee mit ihm verabredet. „Er war sehr freundlich und kollegial eingestellt, er hat immer direkt mit angepackt“, weiß Mohr aus Gesprächen mit Kollegen aus dem dienstlichen Umfeld.

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Als Anwärter für den höheren Dienst war Laur lediglich für zwei Monate im Einsatzzug Mannheim stationiert. Es gibt nur wenige Kandidaten für den höheren Dienst, sie durchlaufen dafür viele verschiedene Stationen bei der Polizei. Danach stehen ihnen die Türen offen für Spitzenpositionen, vom Revierleiter bis hin zur Polizeipräsidentin. Mit dem Tod des 29-Jährigen erlebt Mohr nun den dritten Polizisten, der bei einem Einsatz in Mannheim getötet wurde, und weiß: Zwar fällt es ihm und seinen Kollegen extrem schwer, nun wieder jeden Tag zum Dienst zu kommen. Allerdings helfen die Gespräche untereinander. „Wir müssen einfach funktionieren, das ist unser Job. Aber sobald wir Feierabend haben, prasseln die Gefühle wieder auf einen ein“, sagt Mohr. Viele beim Polizeipräsidium Mannheim hätten das Video angeschaut, auf dem der brutale Messerangriff zu sehen ist.

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Wie die Kollegen damit umgehen? Mohr berichtet von Streifenwagenbesatzungen, die nachts und während ihres Dienstes zum Marktplatz fahren, um sich persönlich zu verabschieden. Was hilft, sei die überwältigende Anteilnahme der Bevölkerung: Viele sprechen Streifen gezielt an, um unter Tränen ihr Bedauern auszudrücken. In einem Fall seien sogar Café-Gäste aufgestanden und hätten vorbeilaufenden Polizisten applaudiert. „Das tut einfach gut.“ Dass der Oberbürgermeister den Marktplatz zur Gedenkstätte erklärt hat und so Kundgebungen verhindern will, dafür ist der erfahrene Polizist sehr dankbar. Das entlaste auch die Kollegen.

Ob Mannheim gefährlicher geworden ist für Polizisten? „Die Gewalt gegen Einsatzkräfte der Polizei, der Feuerwehr und Rettungsdienste hat zugenommen. Nun aber sieht auch die Bevölkerung, wie gefährlich ein Messer sein kann. Dass nur 30 Sekunden ausreichen, um sechs Menschen zu verletzen und einen sogar zu töten“, sagt Mohr.

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

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