Mobilität - Ursprünglich wollte Familie Schmidt aus Neckarau drei Monate lang aufs Auto verzichten – mittlerweile sind aus dem Experiment vier Jahre geworden

Wie eine Mannheimer Familie seit vier Jahren ohne Auto lebt

Von 
Stefanie Ball
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Kann problemlos auf das Auto verzichten: Marco Schmidt. © Stefanie Ball

Mannheim. Marco Schmidt und seine Familie besitzen seit vier Jahren kein Auto mehr – und fahren gut damit. Im Interview erklärt er, wie das klappt.

Herr Schmidt, warum haben Sie kein Auto mehr?

Marco Schmidt: Meine Frau ist vor vier Jahren auf die Aktion der Klimaschutzagentur „Spar dir dein Auto“ aufmerksam geworden. Das fanden wir lustig, drei Monate auf das Auto zu verzichten, also haben wir mitgemacht.

Und als die Aktion vorbei war, haben Sie einfach weitergemacht – mit dem Nicht-Autofahren?

Schmidt: Genau! Während der drei Monate hatten wir ja noch unser Auto, aber die Selbstverpflichtung abgegeben, es nicht zu nutzen. Später haben wir es dann verkauft. Wir haben uns gesagt, wir können ja ein neues kaufen, wenn es nicht funktioniert.

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Aber es funktioniert?

Schmidt: Bislang ja. Wir wohnen in Neckarau, da ist eigentlich alles in Lauf- oder Fahrradweite. Auch für die Kinder, wir haben drei im Alter zwischen zwei und sieben Jahren. Die sitzen im Anhänger oder fahren selbst. Ich pendle mit dem Zug nach Karlsruhe, wenn ich nicht ohnehin gerade im Homeoffice bin. Meine Frau ist noch in Elternzeit, will aber, wenn sie wieder anfängt zu arbeiten, mit dem Rad ins Neuenheimer Feld nach Heidelberg fahren. Ich habe auch mal ausgerechnet, was das Auto kostet – das sind 1000 Euro im Jahr, ohne Sprit und Parkgebühren. Dafür kann ich schon viel Taxi fahren.

Tun Sie das?

Schmidt: Eher nicht. Wenn wir ein Auto benötigen, dann leihen wir uns eins. Zum Beispiel, wenn wir meine Schwiegereltern in der Westpfalz besuchen. Das Dorf mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, ist möglich, braucht aber eine genaue Planung, vor allem, wenn man pünktlich zur Familienfeier da sein will. Die anderen sollen ja nicht darunter leiden und denken: „Jetzt kommen wieder die ohne Auto.“

Was sagen überhaupt andere zu Ihrem Mobilitätsmodell?

Schmidt: Die meisten finden das cool und fragen uns: Wie macht ihr das eigentlich? Dabei könnten sie es auch machen, aber die Leute suchen oft nach Gründen, weshalb sie doch noch ihr Auto brauchen. Auf dem Land kann ich das absolut nachvollziehen, da fährt alle zwei Stunden der Bus, das nutzt natürlich keiner. Und weil es keiner nutzt, wird der Fahrplan weiter ausgedünnt.

Was muss Mannheim ändern, damit Radfahren attraktiver wird?

Schmidt: Es müsste mehr Radwege geben, die man wirklich nutzen will und auf denen man sich, gerade als Kind, auch sicher fühlt. sba

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