London

Wie ein Mannheimer die Krönung erlebt hat

Torsten Ahl stand an der Prachtstraße, wo die goldene Kutsche vorbeifuhr, und war dabei, als die royale Familie vom Balkon des Palasts winkte

Von 
Peter W. Ragge
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König Charles III. winkt nach der Krönungszeremonie vom Balkon des Buckingham Palastes aus der Menge zu. © Frank Augstein/AP/dpa

London/Mannheim. Morgens um 4 Uhr aus dem Hotel los, zwölf Stunden auf den Beinen - rentiert sich das? „Ja, definitiv“, sagt Torsten Ahl, auch wenn er gerade „ziemlich fertig“ ist, wie er offen zugibt. Aber der 44-jährige Mannheimer war in London dabei, als in der britischen Hauptstadt der neue König Charles III. gekrönt worden ist. Und er kam nahe genug ran, um den neuen Regenten und einige Mitglieder der königlichen Familie direkt sehen zu können.

Schon bei der Hochzeit dabei

Ob beim Thronjubiläum oder bei den Trauerfeierlichkeiten für die Queen - Ahl war schon mehrfach bei royalen Großevents in der britischen Hauptstadt. Begonnen hatte alles bei der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan 2018, als er einen London-Urlaub plante. Nachdem er und seine Partnerin mitbekamen, dass sie zufällig zu den Hochzeitsfeierlichkeiten in Großbritannien ankommen werden, buchten sie spontan einen Tag früher und erlebten diesen großen Tag mit.

Torsten Ahl hatte einen guten Blick auf den Buckingham-Palast. © privat

Diesmal konnte Ahls Partnerin aus beruflichen Gründen nicht dabei sein. Aber Ahl, der als Integrationsmanager arbeitet und sich ehrenamtlich schon lange bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) engagiert, nahm Urlaub, um die Krönung vor Ort zu sehen. „Das ist einfach etwas, das erlebt man nur einmal im Leben, und in Deutschland kann man es nie erleben - diese Chance wollte ich nicht verpassen“, so der 44-Jährige. Natürlich wisse er um die Skandale des Königshauses und dass es auch in Großbritannien Gegner gebe. Gespürt habe er aber, „dass dieses Königshaus eine enorm verbindende Kraft, über alle Gruppen, auch über Nationen hinweg“ habe.

Früh aufstehen ist Pflicht

Am Tag der Krönung ist er sehr, sehr früh aufgestanden, um bereits um 4 Uhr das Hotel zu verlassen und um 4.30 Uhr an der Mall, der großen Prachtstraße, zu stehen. Dadurch habe er „einen relativ guten Platz“ bekommen - in der vierten Reihe.

Andere, die vor ihm standen, waren offenbar noch früher aufgestanden. Aber in dieser Reihe habe man die verbindende Kraft gut gespürt: „Daneben standen Londoner ebenso wie Leute, die weiter weg wohnten, eine Engländerin hatte ihre italienische Freundin dabei, man hörte Spanisch und auch immer wieder Deutsch“, berichtet er. „Partystimmung“ habe geherrscht, so Ahl, große Fröhlichkeit, „aber immer angemessen dem zeremoniellen Moment und stets mit großer gegenseitiger Rücksicht“,wie ihm auffiel.

Auch die royale Familie gesehen

Obwohl in der vierten Reihe stehend, habe er daher auch „alles gesehen“ - nämlich das Königspaar bei der Fahrt zur Krönung mit der reich verzierten Kutsche namens „Diamond Jubilee State Coach“, dann aber auch bei der Rückfahrt von der Westminster Abbey zurück in den Buckingham Palast in der von acht Pferden gezogenen goldenen Staatskutsche („Gold State Coach“) aus vergoldetem Holz, vier Tonnen schwer und 1762 gebaut. „Wir haben sie wunderbar gesehen“, so Ahl.

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Angela Boll
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Auch einen Teil der royalen Familie entdeckte der Mannheimer, dazu sah er die ganzen königlichen Gardisten zu Pferd und Soldaten des britischen Militärs und Streitkräfte aus dem gesamten Commonwealth, die das Königspaar eskortierten. Von ihnen habe er aber oftmals nur die weißen Handschuhe erblickt, wenn die Soldaten zackig paradierten.

Und wie ist das Gefühl, den Royals so nahe zu sein? „Man nimmt das in dem Moment gar nicht so richtig wahr, da prasseln so viele Eindrücke auf einen herab“, sagt Ahl. Aber der ganze Pomp, die Zeremonie, das alles sei schon „enorm beeindruckend“ gewesen. Dabei fiel dem Mannheimer auf, dass Charles auf der Hinfahrt in der Kutsche „nach unten geguckt hat“, wobei er rätselte: „Ob er wohl denkt: Was kommt da jetzt auf mich zu?“

Viele Menschen waren verkleidet

Nach der 33-minütigen Krönungsprozession ist es dem Mannheimer gelungen, noch näher an den Buckingham Palace zu gelangen. Dort präsentierten sich der frisch gekrönte König und Königin Camilla mit dem engsten Familienkreis auf dem Balkon des Palasts. Unter den Tausenden unten auf dem Platz sowie in der Mall-Straße vor dem Palast: Torsten Ahl. „Ich habe sie gesehen, wenn auch entfernt und ganz klein!“, sagt er. Dabei fiel ihm auf, „dass viele Menschen verkleidet unterwegs waren, mit Union Jack eingehüllt oder Krönchen auf dem Kopf“.

"Richtig tolle Party"

Auch das Krönungskonzert wollte sich der Mannheimer nicht entgehen lassen - wenn auch nicht direkt vor Schloss Windsor, wo nur Briten mit Einladung oder Glück bei einer Verlosung Spitzenmusiker wie Olly Murs, Take That und Katie Perry anhören durften. Ahl hat das Konzert vom St. James-Park aus verfolgt, per Übertragung auf Großleinwand. „Auch da waren Massen von Menschen, die man nicht überblicken konnte, aber ich hatte das Glück, relativ nah dran zu sein“, berichtet er von einer „richtig tollen Party“. Gelohnt habe sich das alles für ihn „auf jeden Fall“.

Redaktion Chefreporter

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