Mannheim. Die ersten Kontakte zu Schülerinnen und Schülern sind geknüpft, der Umbau im Technologiezentrum Mafinex läuft, der Start-Zeitpunkt steht fest: Am 19. Februar 2024 nimmt das zweite deutsche Tumo-Zentrum nach Berlin in der Julius-Hatry-Straße auf dem Lindenhof seinen Bildungsbetrieb auf. Dann können Zwölf- bis 18-Jährige sich kostenlos und über einen längeren Zeitraum intensiv mit acht Lernfeldern beschäftigen, die sie fit machen sollen für die digitale Zukunft – zum Beispiel mit Robotik, Spieleentwicklung oder Filmproduktion. Worum geht es genau? Dazu Fragen und Antworten.
Welcher Grundgedanke steckt hinter dem Tumo-Konzept?
„Hier lernen Jugendliche nicht, weil sie müssen, sondern, weil sie es wollen“, beschreibt das Tumo-Bildungszentrum in Berlin. Im weitesten Sinne geht es darum, mit moderner Technologie frühzeitig Interesse an digitalen, technischen und kreativen Themen zu wecken. Die Teilnehmer sollen sich Wissen für die Arbeitswelt der Zukunft aneignen.
Wer sind die potenziellen Teilnehmerinnen und Teilnehmer?
Angesprochen sind Zwölf- bis 18-Jährige, Tumo ist dabei offen für alle Schülerinnen und Schüler. Aber „ein Schwerpunkt liegt bei der Integration von sozial benachteiligten Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf“, hebt die Stadt hervor. Der Verein Starkmacher, der Träger des Mannheimer Tumo-Zentrums, wirbt dazu gezielt um Jugendliche, die in sozial herausfordernden Verhältnissen leben.
Wie geht der Trägerverein Starkmacher dabei vor?
„Wir haben Mitte November alle Schulen in Mannheim angesprochen und ihnen ,School Visits’ angeboten, teilt Pressesprecherin Nicole Böke mit. Realisiert habe man bisher sechs etwa zweistündige „School Visits“, unter anderem an Uhland-Werkrealschule (Neckarstadt-Ost) und Seckenheimschule. „Dieses Angebot werden wir im Januar fortführen“, so Böke, die selbst bei einem Besuch dabei war. Sie hat festgestellt: „Die Kinder und Jugendlichen finden das sehr spannend.“ Interessierte können sich auch direkt anmelden unter mannheim.tumo.de. Daneben ist der Verein „im Gespräch mit Ganztagsschulen“ und bietet an, „das Lernen im Tumo-Zentrum als freiwilliges Angebot in den Ganztag mit aufzunehmen“.
Wann und in welchem Umfang geht’s los?
Das Tumo-Zentrum startet am 19. Februar 2024. Dann stehen 100 modern eingerichtete Arbeitsplätze zur Verfügung. Teilnehmende können zwei Mal zwei Stunden pro Woche im Mafinex-Zentrum arbeiten. Die ersten geplanten Zeitfenster sind montags und mittwochs, jeweils zwischen 14 und 16, 16 und 18 sowie 18 und 20 Uhr. „Interessierte, die montags und mittwochs keine Zeit haben, können sich in jedem Fall auch anmelden“, teilt Nicole Böke mit: „Wir öffnen nach und nach weitere Zeitfenster und informieren die Interessierten, wenn die passenden Zeitslots dabei sind.“ Die Kapazitäten reichen laut Verein zunächst für 200 Jugendliche, bis Ende 2024 sollen hier „bis zu 1000 Jugendliche pro Woche“ lernen können.
Wie soll der Lernbetrieb auf dem Lindenhof ablaufen?
Zentraler Gedanke ist das freiwillige Lernen, basierend auf Eigeninitiative. Das heißt: Die Schüler suchen sich selbst die Lernfelder aus, auf denen sie tätig werden wollen – wobei Coaches zur Unterstützung bereitstehen und Empfehlungen geben. Das Tumo-Konzept, das sich durchaus über zwei Jahre erstrecken kann, ist dreistufig: „In der Selbstlernphase arbeitest du eigenständig an den von dir ausgewählten Lernfeldern, in Workshops vertiefst du dein Wissen, in den Learning Labs bekommst du Einblick in die Praxis“, heißt es dazu auf der Homepage. Die Teilnehmenden erstellen im Laufe der Zeit ein „digitales Portfolio“ ihrer Projekte und können damit auch nachweisen, was sie gelernt haben.
Welche Lernfelder gibt es im Tumo-Zentrum?
Angeboten werden acht Module: Animation, 3-D-Modellierung, Filmproduktion, Grafikdesign, Musik, Programmierung, Robotik und Spieleentwicklung. In der Robotik beispielsweise geht es um kreatives und analytisches Denken – und schließlich um Bau und Programmierung von Robotern. Das Lernfeld Musik schließt mit einem eigenen Song ab, zuvor erfahren die Teilnehmenden unter anderem mehr über die verschiedenen Musik-Genres oder bekommen Einblicke in das Erlernen klassischer und elektronischer Instrumente. Bei Filmproduktion erfahren sie, wie man eine visuelle Geschichte erzählt. Außerdem konzipieren und produzieren sie ihren eigenen Kurzfilm.
Tumo ist für die Teilnehmenden kostenlos. Wer finanziert das?
Für vorerst fünf Jahre stellt die Stadt Mannheim die Räumlichkeiten zur Verfügung. Den laufenden Betrieb finanziert als Hauptförderer die Dietmar Hopp Stiftung.
Betreiber ist der Verein Starkmacher, was verbirgt sich dahinter?
Starkmacher wurde 2006 gegründet und ist Träger der freien Jugendhilfe. In Mannheim ist er seit 2010 aktiv und realisiert außerschulische Bildungsprojekte. Der Verein möchte nach eigenen Angaben „erreichen, dass jeder Mensch, unabhängig von Herkunft und Bildung, seine Potenziale entfalten kann“.
Wo kommt Tumo her, und wo gibt es bereits Zentren?
Das Tumo-Konzept stammt aus Armenien. Es steht im Volksmund als Abkürzung für den armenischen Nationalschriftsteller Hovhannes Tumanyan. Das weltweit erste Tumo-Zentrum steht in einem Park, der ebenfalls nach Tumanyan benannt ist. Entwickelt hat das Bildungsprojekt das armenisch-amerikanische Unternehmerpaar Sam und Sylva Simonian – ursprünglich, um digitale Bildung in Armenien voranzubringen. Inzwischen gibt es vier Tumo-Zentren in Armenien und neun weitere weltweit, etwa in Berlin, Paris, Lyon, Beirut, Moskau oder Tirana.
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