„Kostenloser Computerunterricht mit lauter tollen Themen“: So beschreibt Siebtklässler Ferdinand, was er im Tumo-Bildungszentrum in Berlin macht. Mal einen Song schreiben. Oder einen Roboter so programmieren, dass er Tic-Tac-Toe spielen kann. Oder einen Kopf aus einer Kugel modellieren – „alles Sachen, die es an der Schule nicht gibt“, schwärmt er.
So wie dem Jungen aus Berlin könnte es ab Ende 2023 auch Hunderten von Schülerinnen und Schülern in Mannheim gehen. Denn hier, im Mafinex-Technologiezentrum Neuostheim, entsteht nach dem Start in der Bundeshauptstadt im November 2020 bis Ende diesen Jahres das zweite Tumo-Bildungszentrum in Deutschland.
Hopp Stiftung unterstützt
Seinen Ursprung hat Tumo in Armenien. In dem rund drei Millionen Einwohner zählenden Land zwischen der Türkei, Aserbaidschan und Georgien hat das armenisch-amerikanische Unternehmerehepaar Sam und Sylva Simonian das Projekt in der Hauptstadt Yerevan gestartet, um digitale Bildung stärker voranzubringen. Inzwischen gibt es dort mehrere Tumo-Zentren, außerdem in Paris, Beirut, Moskau und Berlin. Benannt ist Tumo nach dem Park in Yerevan, in dem das erste Zentrum angesiedelt ist.
Dort brachte Ende des vergangenen Jahres eine Delegation aus Mannheim das Projekt unter Dach und Fach. Unterzeichner waren der Verein Starkmacher als zukünftiger Betreiber des Tumo-Lernzentrums in Mannheim, die Tumo-Ventures als Franchisegeber und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) als Partner für Tumo in Deutschland.
Standort Mannheim vorerst für etwa 1000 Schüler
In Armenien, das nur etwas mehr Einwohner als die Metropolregion Rhein Neckar hat, sind inzwischen mehr als 24 000 Kinder und Jugendliche jährlich im Bildungsprogramm aktiv. Mannheim ist vorerst für etwa tausend Schülerinnen und Schüler ausgelegt. „Was uns Tumo in Armenien vormacht, ist beeindruckend und Ansporn, dem in Mannheim und der Metropolregion nachzueifern. Endlich geht es richtig los“, freute sich Christian Röser, Geschäftsführer von Starkmacher.
Röser hob hervor, dass die Realisierung der Mannheimer Pläne nur durch die Unterstützung der Dietmar Hopp Stiftung und der Stadt möglich sei. Die Stiftung finanziert im Wesentlichen den laufenden Betrieb, während die Stadt die Kosten für die Räume und eventuelle Umbauten übernimmt. Ohne die Hopp Stiftung wäre eine so schnelle Umsetzung in Mannheim gar nicht möglich gewesen, freut sich Röser.
„Tumo leistet einen wichtigen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit“, hatte Henrik Westerberg, Referent der Hopp Stiftung, bereits im November betont: „Deshalb unterstützen wir den Aufbau des Lernzentrums in Mannheim gern.“
Umbauarbeiten ab Sommer
Die Stadtverwaltung war in Yerevan durch Christian Sommer, Geschäftsführer von Next Mannheim, vertreten. „Was hier in Armenien gerade im Bereich der Digitalisierung der Bildung passiert, ist hoch professionell“, sagte er: „Genau das brauchen wir in Mannheim.“
„Tief beeindruckt“ vom Tumo-Zentrum in Yerevan zeigte sich Michael Strauß, der für die KfW die Übertragung des Konzepts auf Deutschland koordiniert. Er lobte die „offene und kreative Atmosphäre, kombiniert mit dem breiten Lernangebot“. Das wolle man auch deutschen Kindern ermöglichen. Und so gehen die Pläne der KfW denn auch weit über Berlin und Mannheim hinaus. Das Projekt in der Rhein-Neckar-Region sei der „Start einer deutschlandweiten Ausweitung von Lernzentren“.
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Nachdem die rechtliche Grundlage für Tumo Mannheim in trockenen Tüchern ist, will der Verein Starkmacher in den nächsten Monaten das Lernzentrum in die Tat umsetzen. Mit einem Beginn der Umbauarbeiten und der Raumgestaltung rechnet Christian Röser ab Mitte des Jahres. Ein zentrales Element sei „die gesamte Informationstechnologie, also das Zusammenspiel zwischen den Computern und Lernwerkzeugen sowie der von Tumo entwickelten Lernsoftware“. Bei der Realisierung arbeitet Starkmacher mit dem Mannheimer Systemhaus Bechtle zusammen.
Um das Bildungskonzept umzusetzen, schult der Verein in den nächsten Monaten bis zu 20 Personen in Mannheim und Yerewan, zum Beispiel in der Anwendung der Lernsoftware. Das Team werde „aus verschiedenen Wissensbereichen und beruflichen Qualifikationen zusammengestellt“. Nützliche Tipps wird es sicher auch geben, wenn in wenigen Tagen eine Delegation aus Yerevan Mannheim besucht.
Sozial Benachteiligte im Blick
„Um möglichst vielen jungen Menschen in der Region das Angebot zugänglich zu machen und sie bestmöglich zu schulen, braucht es enge Kooperationen mit den weiteren Bildungsträgern, den Schulen und Hochschulen sowie der Wirtschaft“, so Christian Röser.
Erklärtes Ziel von Starkmacher und Stadt Mannheim ist es, sozial benachteiligte Jugendliche mit besonderem Förderbedarf für Tumo zu gewinnen. Dabei spielt die Attraktivität der Angebote eine große Rolle, so das Tumo-Zentrum in der Bundeshauptstadt: „Hier lernen Jugendliche nicht, weil sie müssen, sondern, weil sie es wollen.“ Eben so wie Siebtklässler Ferdinand aus Berlin.
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