Mannheim. Da ist es wieder - dieses laute, vergnügte Kreischen, das Jauchzen der Gäste aus den Fahrgeschäften, vermischt mit durchdringendem Tuten, fetzigdröhnender Musik, grell-bunt aufleuchtenden Lichtern, das helle Klingeln der Karussells, der besondere Duft und das Gedrängel. Es ist Maimess, die erste nach zwei Jahren Corona-Pause. Und gleich zur Eröffnung ist eine Menge los auf dem Neuen Meßplatz.
„Gigantisch - man kann endlich wieder lachende Gesichter sehen, ohne Masken - und man sieht doch, wie es den Leuten gefällt“, strahlt Marco Beinhorn, als er seinen „Starlight Musikexpress“ startet. „Sollen wir noch schneller fahren? Gehts Euch noch gut?“, fragt sein Kollege am Mikrofon die Fahrgäste. Er kann die erst gemächlich in einer Wellenbewegung rotierenden Kabinen seines Fahrgeschäfts beschleunigen - auf 60 Stundenkilometer. „Nachmittags sind wir noch familienfreundlich unterwegs, abends können wir dann für die jungen Leute einen Zahn zulegen“, sagt er.
Aussicht vom Riesenrad
Immer gleich schnell dreht sich das Riesenrad „White Star“, das aus 36 runden, geschlossenen Gondeln herrliche Aussicht aus bis zu 48 Metern Höhe bietet. „Es ist ein sehr schönes Gefühl, dass das alles gleich am ersten Tag so stark angenommen wird“, blickt Christian Göbel vom gleichnamigen Schaustellerbetrieb aus Worms zufrieden auf den Andrang vor seinem Riesenrad. Das sei für ihn und seine Mannschaft „richtig motivierend“.
„Ein wunderbares Gefühl“ hat ebenso Patrick von Strünck vom gleichnamigen Schaustellerbetrieb aus Koblenz. An seinem „Spezialitätenexpress“ in Form einer historischen Lokomotive gibt es Zuckerwatte, Lebkuchenherzen und Popcorn, daneben dürfen Kinder in der „Feuerwache“ von „Feuerwehrmann Sam“ aus der gleichnamigen Fernsehserie mit dem Wasserschlauch vermeintliche Feuer löschen. Damit ist Patrick von Strünck erstmals in Mannheim. „Und es ist so toll, die Kinder wieder lachen zu sehen“, freut er sich.
Sogar eine besondere Neuheit gibt es. „In Deutschland erstmals auf einer Kirmes“, so Schausteller Uwe Müller aus Neckarhausen, präsentiert er „Gourmet-Popcorn“. Erst in letzter Minute vor der Mannheimer Maimess hat er die nötigen Teile für die Maschine bekommen, nun fertigt er frisch verschiedene Sorten an - mit Karamell-Geschmack, Kokos-Geschmack, Schokolade oder Kirsch. „Die werden erst gebrannt, dann karamellisiert“, erklärt er. „Als Nächstes mache ich Apfel-Geschmack“, kündigt er an. Er sei „froh und dankbar“, dass er wieder auf Volksfesten sein und da arbeiten dürfe: „Gott sei dank - es ist einfach schön, wieder unter Leuten zu sein, ihnen etwas zu bieten!“, freut er sich über das Ende der Corona-Einschränkungen.
Öffnungszeiten und Termine
- Die Maimess auf dem Neuen Meßplatz dauert bis Sonntag, 8. Mai. Sie ist Sonntag bis Donnerstag von 13 bis 23 Uhr, Freitag und Samstag von 13 bis 24 Uhr geöffnet.
- Es gibt keinerlei Zugangsbeschränkungen, keine Besucher-Obergrenze, keine Maskenpflicht.
- An den Familientagen am 28. April und 5. Mai profitieren die Maimess-Besucher von einem Rabatt in Höhe von 50 Prozent und können alle Fahrgeschäfte zum halben Preis ausprobieren.
- Wer mit den VRN-Tages-Tickets zur Maimess fährt, erhält am Gültigkeitstag an vielen Geschäften einen Rabatt von 2,50 Euro.
- Wegen des Kriegs in der Ukraine wird auf das sonst übliche Feuerwerk an zwei Abenden verzichtet.
„Wir sind unwahrscheinlich froh, dass die Normalität zurückkommt“, sagt Markus Rick, der kandierte Früchte, überzogen von fünf verschiedenen Schokoladearten, anbietet. Er ist an der Ruhezone zu Beginn des Meßplatzes postiert, davor hat seine Frau die auf Rollrasen stehenden Bierbänke mit schönen frischen bunten Tulpen in Gläsern geschmückt. Er sei „zufrieden, dass wieder etwas stattfindet, und froh über die gute Resonanz“, so Rick, doch die Branche sei „noch nicht über den Berg“, erklärt er: „Wir sehen aber Licht am Ende des Tunnels“, stellt er fest.
Einige Fahrgeschäfte fehlen
Einige große Fahrgeschäfte fehlen aber - weil ihnen das Personal fehlt oder sie wegen der enorm gestiegenen Benzinkosten die weite Anfahrt scheuen. Auch Terminüberschneidungen mit anderen Kirmes-Veranstaltungen gibt es, weil erst die Corona-Pandemie und dann das schnelle Ende der Corona-Einschränkungen den Volksfest-Terminkalender durcheinandergebracht haben. Die Zahl der Buden und Fahrgeschäfte ist daher etwas geringer als in den Vorjahren - 110 statt über 130.
Sorge wegen geplanter Allee
- Die Idee aus dem Baudezernat der Stadt, im Zuge der Sanierung der Multihalle und der geplanten Aufwertung des Herzogenriedparks eine mit Bäumen bepflanzte Allee quer über den Neuen Meßplatz zu führen, macht den Schaustellern große Sorgen.
- „Das wäre das Ende der Mess in der jetzigen Form“, warnt Stephan Schuster, der Vorsitzende des Schaustellerverbands: „Wir könnten, wenn der Platz durchschnitten ist, dann keine Großfahrgeschäfte mehr platzieren und wegen der von der Feuerwehr geforderten Abstände und Rettungswege insgesamt viel weniger Schausteller – dann würde die Veranstaltung aber für die verbleibenden Kollegen zu teuer, weil die Kosten umgelegt werden.“
- Auch aus dem Gemeinderat gibt es massiven Widerstand gegen die Pläne – die offiziell aber noch keinem Gremium unterbreitet worden sind. „Ich persönlich halte das für falsch“, so SPD-Fraktionsvorsitzender Thorsten Riehle am Rande der Mess-Eröffnung. „Es ist der letzte verbleibende große Veranstaltungsplatz, den müssen wir erhalten“, erklärt er. Die Fraktion habe sich mit dem Thema aber noch nicht befasst.
- „Mit uns ist das nicht zu machen“, erklärt CDU-Fraktionsvorsitzender Claudius Kranz. „Ich halte davon nichts – das würde den Charakter des Platzes in Frage stellen und die Mess gefährden“, so Kranz.
- Die FDP-Fraktionsvorsitzende Birgit Reinemund, die sich deshalb kürzlich mit ihrer Fraktion und den Schaustellern extra zu einem Ortstermin getroffen hatte, lehnt die Idee ab. „Bisher wurde der Gemeinderat da ja gar nicht einbezogen – aber ich sehe da keine Notwendigkeit dafür“, so Reinemund: „Nichts gegen Bäume – aber nicht hier. Eine Allee mitten durch den Platz würde die Mess nachhaltig schädigen“, sagt sie.
- „Generell bin ich schon für Bäume und die Entsiegelung“, sagt Markus Sprengler, Stadtrat der Grünen, „aber man muss berücksichtigen, dass man so wichtige Flächen wie hier erhält und den Schaustellern ermöglicht, weiter aufzubauen“.
- „Das wäre das Ende des Messplatzes als Veranstaltungsplatz“, fürchtet ebenso Roswitha Henz-Best, CDU-Sprecherin im Bezirksbeirat Neckarstadt-Ost. „Man könnte und sollte auch den Baubestand am Rand des Meßplatzes erhalten und wieder ergänzen, aber eine Allee mitten durch den Platz ist völlig abwegig – dann können die Schausteller nicht mehr aufbauen“, warnt auch sie.
Umso mehr lobt Bürgermeister Michael Grötsch beim offiziellen Fassbieranstich das Team der städtischen Tochtergesellschaft Event & Promotion. Sie hätten in der „schier unmöglichen kurzen Vorbereitungszeit nur unter erheblichen Anstrengungen und persönlichem Verzicht“ die Mess ermöglicht, so Grötsch über EPM-Geschäftsführerin Christine Igel sowie ihre Mitarbeiter Patrick Müller und Luz Spachmann, „ohne deren Fleiß und Loyalität die Maimess nicht möglich gewesen wäre“, sagt er anerkennend.
Umso toller sei der Lohn in Form einer großen Resonanz beim Publikum. „Gut, dass wieder Leben ist, dass wieder etwas los ist“, freut sich Manfred Schnabel, Präsident der Industrie- und Handelskammer Rhein Neckar (IHK), bei der Eröffnung.
Dass beim nachmittäglichen Eröffnungsrundgang aber schon so viel los sei, habe es in den vergangenen Jahren selten gegeben, sind sich Grötsch und Stephan Schuster, der Vorsitzende des Schaustellerverbandes, einig. „Man merkt - die Leute wollen wieder raus“, so Schuster. Er hat das bereits von seinen Kollegen bei anderen Volksfesten gehört, „überall sind die Plätze voll bis zum Abwinken“, sagt er. Die Deutzer Kirmes in Köln musste vor ein paar Tagen sogar geräumt werden, weil der Platz für die Menschen zu eng wurde. In Mannheim ist aber sehr großzügig aufgebaut, mit breiten Wegen.
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