Fachtagung

Wie deutsche Städte beim Mannheimer Sicherheitstag gemeinsam voneinander lernen

Das Thema öffentliche Sicherheit nimmt nicht nur in Mannheim eine zentrale Rolle ein. 200 Teilnehmer aus ganz Deutschland haben das Thema nun im Stadthaus von verschiedenen Seiten beleuchtet.

Von 
Kai Plösser
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Die intelligente Videoüberwachung in Mannheim stößt in anderen Städten auf großes Interesse. (Archivbild) © Uwe Anspach/dpa

Mannheim. Es sind herausfordernde Zeiten für die öffentliche Sicherheit. Das wurde in der jüngeren Vergangenheit öfters in Mannheim deutlich: das Messerattentat auf den Polizisten Rouven Laur, die Amokfahrt auf den Planken oder die vielen Demonstrationen sind nur einige Beispiele. Aber auch Drogenkriminalität oder Gewaltverbrechen wie zuletzt Anfang Oktober bei den Schüssen in einem Kiosk in der Innenstadt bleiben in der Stadt nicht aus. Damit einher geht, dass bei der Bevölkerung das Sicherheitsempfinden im öffentlichen Raum sinkt.

In so ziemlich jeder größeren Stadt dürfte das Thema öffentliche Sicherheit eine zentrale Rolle einnehmen. Die Probleme sind oftmals ähnlich, gleichzeitig gilt es neben der Bekämpfung der Kriminalität, das Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger wieder zu stärken. Dabei verfolgen die Städte verschiedene Strategien. Um voneinander zu lernen, hat die Stadt Mannheim gemeinsam mit dem „Behörden Spiegel“, eine überregionale Zeitung für den öffentlichen Dienst, am Freitag den 3. Mannheimer Sicherheitstag ausgerichtet. Zum Thema „Urbane Sicherheit – Lebenswerte Stadt“ fanden im Stadthaus N1 zahlreiche Impulsvorträge statt, die das Thema von verschiedensten Seiten beleuchteten.

„Die aktuellen Entwicklungen zeigen natürlich, dass Sicherheit ein immer bedeutenderes Thema ist. Umso wichtiger ist es, dass sich die Akteure, die für Sicherheit sorgen, von behördlicher Seite, aber auch von privatwirtschaftlicher Seite, vernetzen, austauschen und weiterentwickeln“, erklärte Mannheims Sicherheitsdezernent Volker Proffen (CDU) im Gespräch mit dieser Redaktion am Rande der Veranstaltung. Es gehe darum, die Methoden, die sich woanders bewährt haben, „auszutauschen und zu schauen: Was sind interessante Ansätze, könnte das auch bei uns funktionieren?“

Intelligente Videoüberwachung in Mannheim ein „europäisches Leuchtturmprojekt“

31 Städte, darunter 16 aus Baden-Württemberg, sowie 53 Organisationen wie Polizeipräsidien, Universitäten, Landtagsfraktionen, Ministerien oder Verbände hatten sich nach Angaben der Stadt zum Sicherheitstag angekündigt. Vier Themenblöcke standen auf dem Programm: „Krisenresilienz“, „Öffentlicher Raum“, „Aktuelle rechtliche Entwicklungen“ und „Technische Innovationen“. Referenten aus verschiedenen Städten und Behörden hielten Vorträge, an die sich am Ende eines Themenblocks jeweils eine Diskussions- und Fragerunde anschlossen.

Nach einer Begrüßung durch Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) und der Präsidentin des Polizeipräsidiums Mannheim, Ulrike Schäfer, hatte der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) mit einem Vortrag zu „Urbane Sicherheit – Herausforderungen und Perspektiven“ die Veranstaltung eröffnet. Dabei hob Strobl Mannheim als positives Beispiel hervor und sprach die intelligente Videoüberwachung an, die in der Stadt seit 2018 erprobt wird. „Ein europäisches Leuchtturmprojekt“ sei das, für das sich viele Städte auch außerhalb Deutschlands interessieren würden. Sollte die Pilotphase in Mannheim beendet sein, womit Strobl spätestens 2027 rechnet, werde das „ein erheblicher Sicherheitsgewinn“ sein, sagte er. Nicht nur in Baden-Württemberg und Deutschland, sondern auch in Europa.

Landesinnenminister Thomas Strobl steht am Rednerpult und spricht beim 3. Mannheimer Sicherheitstag im Ratssaal. © Kai Plösser

Doch nicht nur den Videoschutz könnten sich andere Städte von Mannheim abschauen. Sondern auch die Kommunikation zwischen den Verantwortlichen scheint in der Quadratestadt zu stimmen, wie Strobl im Gespräch mit dieser Redaktion sagte. Zwischen Stadt und Behörden gebe es eine „exzellente Zusammenarbeit“, die ein Projekt wie den Videoschutz erst ermögliche. „Das ist eine entscheidende Voraussetzung, um erfolgreich für die Sicherheit im Land sorgen zu können“, betonte der Landesinnenminister.

Dortmunder „City-Wache“ stößt bei Mannheims Sicherheitsdezernent auf Interesse

Doch was kann sich Mannheim von anderen abschauen? „Ich habe mich eben mit dem Bürgermeister von Dortmund auseinandergesetzt, der mir erzählt hat, wie sie in der Innenstadt eine gemeinsame Wache von Polizei und Ordnungsdienst haben zum Beispiel“, sagte Mannheims Sicherheitsdezernent Proffen. „Super spannend für uns“. Darüber sprach Dortmunds Rechts- und Ordnungsdezernent Norbert Dahmen auch in seinem Vortrag. Demnach ist die „City-Wache“ ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt und der Polizei Dortmund, das Bürgerinnen und Bürgern in allen Fragen, die die öffentliche Sicherheit betreffen, helfen soll, sodass möglichst schnell von richtiger Seite aus gehandelt werden kann.

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Am Ende waren nach Angaben der Stadt rund 200 Teilnehmende bei der Fachtagung zugegen. Neben Dortmunds Bürgermeister dürfte Proffen also wohl noch mit dem einen oder anderen mehr im Gespräch gewesen sein. Die Themenvielfalt war schließlich groß. Interesse bestand bei Proffen vor allem bei den Vorträgen zur Versammlungssicherheit und Desinformation im Internet. Daneben standen unter anderem auch Vorträge zu Scan Cars, die bald auch den Parkraum in Mannheim überwachen sollen, Cyberangriffe oder Notfallvorsorge an, was zeigt, wie breit gefächert das Thema öffentliche Sicherheit ist.

„Der Mannheimer Sicherheitstag hat eindrucksvoll gezeigt, wie wertvoll der regelmäßige Austausch über urbane Sicherheit ist. Die vielen Fachbeiträge, engagierten Diskussionen und persönlichen Gespräche – ‚von Praktikern für Praktiker auf den Punkt gebracht‘ – haben deutlich gemacht, dass unser Sicherheitstag einen Nerv trifft“, sagte Oberbürgermeister Specht, der die Fachtagung im Jahr 2019 – damals noch als Sicherheitsdezernent – gemeinsam mit dem Polizeipräsidium Mannheim ins Leben gerufen hatte.

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