Mannheim. Noch immer sind die dunkelgrauen Rollläden des Corner Kiosks in der Mannheimer Innenstadt nach einem Gewaltverbrechen geschlossen. Noch immer hängen hier mittlerweile platte Luftballons in Rot und Weiß an der Fassade. Noch immer stehen die Tische und der Sonnenschirm fast so wie am Tag nach der Tat vor dem Laden. Das soll aber nicht so bleiben, wie ein Angestellter am Donnerstagmittag im Gespräch mit dieser Redaktion sagt. „Ich will jetzt den Laden saubermachen“, erzählt er, nachdem dort Anfang Oktober Schüsse auf einen 39-Jährigen abgegeben wurden. Sollte die Erlaubnis für den Weiterbetrieb vorliegen, wolle der Kiosk wieder öffnen.
Während der Betrieb des Ladens seit der Tat vom 4. Oktober stillsteht, hat die Polizei in dem Fall mittlerweile einen Fahndungserfolg zu vermelden. Demnach wurde bereits am Montag ein 26 Jahre alter Tatverdächtiger festgenommen, wie die Behörde am Donnerstagvormittag mitteilte. Gegen ihn sei Haftbefehl wegen versuchten Mordes erlassen worden. Ansonsten hält sich die Polizei jedoch bedeckt. Weitere Auskünfte gibt die Behörde in der Mitteilung nicht bekannt.
Gewalttat in Mannheimer Kiosk: Schüsse fallen auf Ladenbesitzer
Fest steht nur, dass der 26-Jährige gegen 19 Uhr in dem neu eröffneten Kiosk im Quadrat G7 mehrfach auf einen 39-Jährigen geschossen und ihn lebensgefährlich verletzt haben soll. Bei dem Opfer handelt es sich den Angaben des Angestellten zufolge um den Ladenbesitzer, bei dem eine Notoperation durchgeführt wurde, die ihm schließlich das Leben rettete. „Ihm geht es Gott sei Dank gut – viel, viel besser“, sagt die Tante des Angestellten, die am Telefon für diesen teilweise übersetzt. Natürlich müsse er das Geschehene noch verarbeiten. „Aber das Schlimmste haben wir hinter uns.“ Auch die Polizei sagt, dass der Zustand des 39-Jährigen weiter stabil sei.
Zwei Schüsse seien gefallen und hätten den Ladenbesitzer am Oberkörper und in der Leistenregion getroffen, berichtet der Angestellte, der an dem Abend selbst zugegen gewesen sei, über den Tathergang. Wer der Mann war oder aus welchen Gründen er die Tat beging, kann er sich nicht erklären. Weder er noch der Ladenbesitzer würden den Täter kennen. „Der war einfach verrückt“, spekuliert der Angestellte. „Keiner kannte den, das kam völlig überraschend“, ergänzt die Tante und schildert: „Er kam rein, hat gegrüßt und dann schießt er.“ Trotz groß angelegter Kontrollen der Polizei im Stadtgebiet, gelang es dem Schützen nach der Tat zu fliehen.
Der nun festgenommene 26-Jährige sei dringend tatverdächtig, heißt es in der Mitteilung der Polizei. Nach dem Haftbefehl befinde er sich nun in Untersuchungshaft. Nähere Angaben zu dem verdächtigen Mann wurden mit Hinweis auf laufende Ermittlungen nicht gemacht. Zur Nationalität oder der Frage, ob der Verdächtige polizeibekannt war und in welcher Beziehung er zu dem Opfer stand, seien daher derzeit keine Auskünfte möglich. Auch dazu, ob das Opfer Kunde oder der Besitzer des Kiosks war, sagte ein Polizeisprecher nichts.
Die Tat hatte sich nur wenige Stunden nach der Eröffnung des Kiosks zugetragen. Viele Freunde und Verwandte seien an dem Tag dort gewesen, um mit dem Besitzer zu feiern, erzählt die Tante des Angestellten, die an dem Tag selbst vor Ort gewesen sei. Der Besitzer sei für den Kiosk extra nach Mannheim umgezogen. „Neuanfang in Deutschland! Mit großer Freude eröffnen wir unseren neuen Kiosk!“, hieß es auch in einem Post des Kiosks auf Instagram, der am Tag der Eröffnung abgesetzt wurde. „Kommt gerne vorbei und unterstützt uns bei diesem neuen Kapitel. Danke an alle, die an uns geglaubt und uns unterstützt haben.“
Schock sitzt nach Schüssen in Mannheimer Kiosk noch tief
Etwa zwei Wochen hatte der Kiosk für einen Testbetrieb bereits geöffnet, der laut dem Angestellten erfolgreich verlaufen war. Zuvor hatte der Besitzer den Laden aufwendig renovieren lassen. Dann schließlich die offizielle Eröffnung, deren Feier mit den beiden Schüssen auf den Ladenbesitzer abrupt endete. Beim Angestellten sitzt der Schock mehr als eineinhalb Wochen nach der Tat noch tief. „Mir geht es gut, aber im Kopf ist es schwer zu verarbeiten“, sagt er. Das werde auch noch dauern. Momentan sei er krankgeschrieben, bekomme aber die nötige Unterstützung.
„Ein schwieriger Start, den wir uns hätten niemals vorstellen können“, hieß es bereits kurz nach der Tat in einem Post auf dem inzwischen nicht mehr verfügbaren Instagram-Account des Corner Kiosks. Man gebe nicht auf und wolle weiter einen Ort schaffen, an dem sich alle wohlfühlen und „stärker, vorsichtiger und mit noch mehr Herz“ weitermachen. Das unterstreicht der Angestellte im Gespräch mehrfach. „Die Anwohner können damit rechnen, dass der Laden wieder aufmacht“, sagt er. (mit dpa)
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-schuesse-in-mannheimer-kiosk-er-kam-rein-hat-gegruesst-und-dann-schiesst-er-_arid,2334728.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-schuesse-in-mannheimer-kiosk-26-jaehriger-festgenommen-_arid,2334550.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html