Mannheim. In der Brust des Kunsthallen-Direktors Johan Holten (Bild) schlagen als gebürtiger Däne, der schon lange Jahre in Deutschland lebt, zwei Herzen. Beim Fußball aber gilt das nicht, wie sich im Gespräch mit dieser Redaktion herausstellt. Die überraschende Antwort von Holten: „Da ich inzwischen seit 30 Jahren in Deutschland wohne, habe ich - trotz starken familiären Bindungen nach Dänemark - die deutsche Nationalelf in mein Herz geschlossen.“
Über Hamburg, Berlin, Heidelberg und Baden-Baden hat Holten den Weg nach Mannheim gefunden. 1994 hatte der 1976 in Kopenhagen geborene Holten Dänemark verlassen. Zwei Jahre zuvor holte die Nationalmannschaft der Nordeuropäer sensationell den EM-Titel in Schweden. Kurzfristig hatten die Dänen das vom Turnier ausgeschlossene ehemalige Jugoslawien ersetzt. Aus dem Urlaub ging es sozusagen direkt auf den Platz und weiter bis ins Finale. Der Gegner im Endspiel: der haushohe Favorit aus Deutschland.
Doch das rot-weiße „Danish-Dynamite“ zündete. Am Ende hieß es 2:0 für die Skandinavier. Noch immer gilt das Spiel in Dänemark selbst bei Menschen, die wenig mit Fußball anfangen können, als „legendär“, sagt Holten, der die Partie damals verfolgt hatte: „Ich habe noch in Dänemark gelebt und war ganz im Norden, in der kleinen Stadt Tvørsted, mit Freunden in einem Sommerhaus ohne Fernseher.“
Kunsthallen-Direktor Holten feiert EM-Titel in der Kneipe
Also sei es in eine örtliche Kneipe gegangen, wo der überwiegende Teil der Gäste lautstark Dänemark angefeuert habe, erzählt Holten: „Lediglich vier deutsche Urlauber haben eine eigene Fraktion gebildet.“ Nach dem Spiel hätten diese sich unter dem Jubel der Dänen „leise davon geschlichen“, erinnert sich der Kunsthallen-Direktor: „In Kopenhagen muss an diesem Abend die Hölle los gewesen sein - davon habe ich aber nur gehört.“
Nun steht das Duell zwischen Deutschland und Dänemark im EM-Achtelfinale am Samstagabend erneut an. „Deutschland hat nach einigen Jahren der Schwäche bisher ein gutes Turnier gespielt“, findet Holten. Sein Bauchgefühl sage ihm, dass die DFB-Elf ins Viertelfinale einziehen wird. Aber dann scheint er mit seinen zwei Herzen, die in ihm schlagen, doch noch hin- und hergerissen: „Aber das Schöne ist ja, dass ich mich, egal wie das Spiel ausgehen wird, freuen kann!“
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