AIDS

Wie das Regenbogenfest am OEG-Citybeach Mannheim HIV-Infizierte unterstützt

Die Zahl an HIV-Infizierten steigt, Aufklärungsarbeit über das Virus nimmt ab: Wie es zur aktuellen Problematik kommt, erklärt Benefiz Rhein-Neckar beim Regenbogenfest

Von 
Christian Gerards
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Auf dem Regenbogenfest wird auf die HIV-Problematik aufmerksam gemacht und Gelder für die Hilfe von Betroffenen gesammelt. © Christian Gerards

Mannheim. Regen. Sonne. Dauerregen. Das Regenbogenfest des Vereins Benefiz Rhein-Neckar am OEG-Citybeach hat am Samstag mit der widrigen Witterung zu kämpfen gehabt. Als ab etwa 16 Uhr zumindest mal für längere Zeit die Sonne schien, kamen zahlreiche Gäste zum Fest zugunsten von Menschen mit HIV und Aids. Schon von Weitem machte die laute Musik auf die Veranstaltung aufmerksam, die seit 2015 am OEG-Citybeach durchgeführt wird. Zuvor war sie im Schneckenhof am Mannheimer Schloss angesiedelt.

Laut Mike Ludwig von der Aidshilfe Ludwigshafen und Dieter Camilotto von Benefiz nehme derzeit die Zahl der Menschen zu, die sich jährlich in der Rhein-Neckar-Region an mit HIV infizieren. Das läge zum einen an Migranten, die in ihrer Heimat keine gesundheitliche Aufklärung erfahren hätten und daher über die Krankheit nicht Bescheid wüssten, zum anderen an der Sorglosigkeit junger Menschen. Es herrsche laut Ludwig vielfach die Meinung vor, dass es aufgrund der medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten nicht so schlimm sei, sich mit dem HI-Virus anzustecken: „Sie bedenken aber nicht, welche Nebenwirkungen die Medikamente haben.“ Wer die Diagnose einer Infektion erhalte, falle zu einem großen Prozentsatz erstmal in „ein Loch“.

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Vor der Corona-Pandemie sei er zwischen drei und fünf Mal pro Monat in Schulen gewesen, um Aufklärungsarbeit zu leisten. In diesem Jahr sei er bisher insgesamt nur zwei Mal dort gewesen. „Die Schulen haben nach der Pandemie andere Probleme und versuchen eher, den fehlenden Lehrstoff aufzuholen.“ Auch Camilotto bestätigt, dass die HIV-Aufklärung aktuell fast nicht existend sei. So weist etwa die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nicht mehr dezidiert auf Aids hin, sondern auf alle sexuell übertragbare Krankheiten.

Laut Ludwig benötige es wieder einen Spitzenpolitiker wie Rita Süßmuth (CDU), die jahrelang öffentlichkeitswirksam auf die Krankheit hingeweisen und gegen die Stigmatisierung von Infizierten gekämpft hatte. Die ehemalige Bundestagspräsidentin war in den 1980er-Jahren Bundesgesundheitsministerin, als das HI-Virus erstmals nach Deutschland kam.

CSD-Atmosphäre

Beim Regenbogenfest herrscht ein bisschen Christopher-Street-Day-Atmosphäre. Dafür sorgen etwa Travestiekünstler, die sich im Zelt von Benefiz für ihren Autritt zurecht machen. „Unser Publikum ist aber etwas älter als beim CSD“, sagt Ludwig. Zum Regenbogenfest kämen vor allem Menschen, die die erste HIV-Welle in den 1980er- und 1990er-Jahren erlebt hätten. Zu ihrer musikalischen Unterhaltung treten auch der Musiker und Pianist Marco Serra sowie Christopher Diffey, Tenor am Nationaltheater Mannheim (NTM), auf. „Wir wollten nie einfach nur ein Fest für die Community machen, sondern für die breite Öffentlichkeit“, ergänzt Camilotto. Das ist jedenfalls am Samstagnachmittag gelungen.

Mit dem Fest selbst will Benefiz nicht nur auf die HIV-Problematik hinweisen, sondern auch Gelder für die Unterstützung von Infizierten generieren. Den OEG-Citybeach hätte der vorherige Pächter laut Camilotto dem Verein kostenlos zur Verfügung gestellt. Auch unter dessem Nachfolger sei das der Fall, die Bewirtung übernimmt das Citybeach-Personal.

Weitere Gelder will Benefiz zum internationalen Welt-Aids-Tag am Freitag, 1. Dezember, mit Unterstützung des NTM und am Donnerstag, 21. Dezember, bei der Regenbogen-Circus-Gala in Ludwigshafen, am Vorabend der Premiere vom Weihnachtszirkus, generieren.

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