Ein Zuwachs von Straftaten in Mannheim insgesamt um 27 Prozent - auf den ersten Blick wirkt die neue Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums (PP) Mannheim für das Jahr 2022 ernüchternd, sind die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr in fast allen Bereichen gestiegen. Dabei hinkt dieser Vergleich, weist Polizeipräsident Siegfried Kollmar bewusst darauf hin: Die Kriminalität während eines Corona-Jahrs lässt sich nicht mit einem Vor-Pandemie-Jahr vergleichen.
Deshalb lohnt sich ein Blick auf 2019, als das öffentliche Leben noch in vollem Gange war. Dieses Jahr vor der Pandemie lässt sich besser mit 2022 vergleichen, weil hier das öffentliche Leben wieder erwacht ist. Im Mehrjahresvergleich zeigt sich: Die Kriminalität in Mannheim ist stetig weniger geworden. In welchen Feldern die Straftaten im Vergleich zu 2019 gestiegen sind, wie hoch oder niedrig die Fallzahlen 2021 waren und wo das Verbrechen ausgebremst wurde: ein Überblick.
Sicherheit im öffentlichen Raum
Obwohl das öffentliche Leben wieder angelaufen ist, gibt es weniger Taten als noch vor der Pandemie. So wurden 295 Fälle weniger als 2019 registriert. Trotzdem sind mit dem Wegfallen der Beschränkungen im Direktvergleich ebenso wieder Kriminelle zurückgekehrt, wie der Anstieg um 28,2 Prozent auf 15 829 Fälle zeigt.
Sexualstraftaten
Von Vergewaltigung über sexuelle Belästigung, Missbrauch oder Verbreiten pornografischer Schriften: Nicht nur in Mannheim und der Region, sondern landesweit steigen die Zahlen seit Jahren kontinuierlich. In Mannheim haben die Delikte seit 2019 um über 60 Prozent zugenommen. Von 2021 auf 2022 verzeichnet das PP einen Anstieg von rund 16 Prozent. 36,8 Prozent der Tatverdächtigen sind Kinder, Jugendliche oder Heranwachsende. Die Aufklärungsquote ist hoch, sie liegt bei 83,4 Prozent für das Einzugsgebiet (Mannheim, Heidelberg und Rhein-Neckar-Kreis). Dagegen sind Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung im öffentlichen Raum zurückgegangen. Gründe für den Gesamtanstieg bei Sexualdelikten sieht die Polizei im unbedarften Umgang mit Kontaktmöglichkeiten über Apps, im vermehrten Anzeigeverhalten einer Nicht-Regierungs-Organisation bei Kinderpornografie und der wachsenden Bereitschaft von Betroffenen, Anzeige zu erstatten.
Partnergewalt
Seit dem Start des Pilotprojekts „Hochrisikomanagement in Fällen Häuslicher Gewalt“, das seit 2019 die hohe Dunkelziffer beleuchtet, verzeichnet das PP einen Anstieg von Partnergewalt. Rund um das Projekt wurden neue Konzepte umgesetzt, um die Anzeigebereitschaft zu erhöhen. Das wirkt: Seit 2019 sind die Straftaten von 510 auf 626, also um 22,8 Prozent gestiegen, liegt die Aufklärungsquote bei 99, 9 Prozent. Das will man fortsetzen, um die Anzeigebereitschaft weiter zu erhöhen. Zudem nimmt das PP am Forschungsprojekt „Polizeiliche Gefährdungsanalysen zu Tötungsdelikten in Partnerschaft und Familie“ (GATE) teil.
Gewaltdelikte
Schwere Körperverletzung, Mord Totschlag oder Raub: Im gesamten Einzugsgebiet verzeichnet die Polizei einen Einstieg solcher Straftaten. Beim Großteil der Fälle begehen Täter schwere Körperverletzung. Grund für den erhöhten Zuwachs in Heidelberg und Mannheim sind laut Polizei das Nachtleben und der Wegfall der Corona-bedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Über 80 Prozent der Tatverdächtigen sind männlich.
Diebstähle
Besonders die Ladendiebe sind nach der Pandemie auf dem Vormarsch. Zwar weist die Statistik im Zehn-Jahres-Vergleich einen Rückgang um 16,5 Prozent auf. Blickt man aber von 2021 auf 2022, haben Diebstähle um mehr als die Hälfe zugenommen. Grund dafür ist die Wiederöffnung der Geschäfte. So haben Kriminelle im Einzugsgebiet im Vorjahr 18,4 Millionen Euro ergaunert.
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