Mannheim. Wie viele Anliegen an ihre Stadtverwaltung können Bürgerinnen und Bürger digital erledigen? Diese Frage hat sich der Digitalverband Bitkom in seinem Smart City Index für 2023 gestellt und rund 80 deutsche Großstädte untersucht. Mannheim landet dabei in der Kategorie „Verwaltung“ auf dem neunten Platz. Das ist der zweitbeste Wert in Baden-Württemberg, hinter Karlsruhe. Wir erklären, was die Mannheimer vom Smartphone oder vom Rechner aus regeln können - und wie.
Welche Anliegen bei der Stadt Mannheim kann man digital erledigen?
Viele. Einen guten Überblick dazu gibt es auf mannheim.de. Dort findet sich - relativ weit oben auf der Seite - ein Button mit „Digitale Angebote“. Klickt man darauf, öffnet sich eine neue Seite. Auf der werden alle digitalen Leistungen nach thematischen Schwerpunkten aufgeführt.
Was gibt es da alles?
Unter „Abfall und Entsorgung“ kann man zum Beispiel Abfallbehälter bestellen, abbestellen oder eine Reinigung in Auftrag geben. Auch die Abholung von Sperrmüll können Bürger unter diesem Reiter beantragen. Beim letzten Punkt in der Liste, „Verloren & gefunden“, kann man entsprechende Meldungen machen. Unter den digitalen Angeboten sind sowohl solche, die sich an einen breiten Personenkreis richten. Aber auch Speziellere, wie zum Beispiel die Anmeldung eines Gewerbes.
Wie viele digitalen Angebote sind das insgesamt?
Laut Timo Olbert und Nandor Gaus vom Rathaus-Fachbereich Informationstechnologie sind von den 300 Prozessen, bei denen Bürger mit der Stadtverwaltung zu tun haben, rund 175 digitalisiert.
Welche digitalen Angebote werden häufig genutzt?
Nicht zu allen Angeboten gibt es eine Auswertung mit Zahlen. Sehr beliebt ist laut Olbert aber die digitale Beantragung des Bewohnerparkausweises (unter dem Reiter „Kfz, Parken & Führerschein“) - im vergangenen Jahr mehr als 20 000 Mal.
Bei einer Prüfung durch die Redaktion am Montagmorgen um 10.43 Uhr hat dieses Angebot allerdings nicht funktioniert, es kam eine Fehlermeldung. Bei einem zweiten Versuch um 16.14 Uhr war es dann aber möglich. Den Familienpass haben mehr als 18 000 Mütter und Väter digital beantragt. Geburts-, Ehe- oder Sterbeurkunden wurden mehr als 6000 Mal angefordert.
Manche der städtischen Leistungen kosten Geld. Wie kann man online bezahlen?
Eine Bezahlung ist per Giropay, Paypal oder Kreditkarte möglich.
Hat die Stadt Mannheim alle digitalen Angebote selbst entwickelt?
Nein. Bei vielen Anliegen - wie zum Beispiel bei den Fundsachen - wird der Nutzer auf das Serviceportal Baden-Württemberg weitergeleitet. Für die Nutzung des Serviceportals des Landes muss man sich einmalig registrieren. Andere Anwendungen dagegen - wie die Bestellung von Parkausweis, Familienpass oder Urkunden - hat ein Dienstleister für die Stadt Mannheim programmiert. Hier ist keine Registrierung nötig.
Welche Voraussetzungen gibt es sonst noch?
Für manche digitalen Leistungen - wie zum Beispiel die Neuzulassung eines Autos - ist ein Personalausweis mit aktivierter Online-Ausweisfunktion sowie die entsprechende „AusweisApp2“ und ein Bundes-ID-Nutzerkonto nötig. Alles das wird aber an den entsprechenden Stellen ausführlich erklärt.
Welche Angebote sind zuletzt neu dazugekommen?
Seit Beginn des Monats hat die Stadtverwaltung das „virtuelle Bauamt“ eingeführt. Das heißt: Bürger können einen Bauantrag jetzt nur noch digital stellen, der gesamte Prozess bis zur Genehmigung wird so abgewickelt. Voraussetzung dafür ist ein ELSTER-Unternehmenskonto oder besagtes Bundes-ID-Nutzerkonto. Bauherren, Bauamt und alle anderen betroffenen Behörden können direkt und simultan am Antrag arbeiten. Alle Infos zu diesem Thema gibt es unter www.mannheim.de/virtuelles-bauamt.
Auch bei der Ausländerbehörde besteht nach Angaben von Stadtsprecher Kevin Ittemann ab sofort die Möglichkeit, verschiedene Unterlagen rund um das Thema Aufenthalt online zu beantragen (mehr unter www.mannheim.de).
Was ist in Zukunft noch geplant?
Olbert und Gaus betonen, dass die konkrete inhaltliche Planung von neuen digitalen Angeboten zum größten Teil in den Fachbereichen laufe. Beim Bürgerservice ist laut Sprecher Ittemann etwa vorgesehen, die Anmeldung eines Wohnsitzes auch digital möglich zu machen. Einen konkreten Starttermin kann er aber noch nicht nennen. „Voraussichtlich im Sommer“ soll eine weitere Neuerung kommen. Dann will die Stadt Online-Sprechstunden mit einem „echten“ Bürgerservice-Berater anbieten.
Werden alle digitalen Angebote zentral vom Rathaus gesteuert?
Nein, sagt Gaus. Die städtischen Eigenbetriebe könnten durchaus eigene Angebote auf den Weg bringen. So habe zum Beispiel die Abfallwirtschaft ihre Abfall-App selbst entwickeln lassen. Hier hatten sich beim „MM“ zuletzt einige Leser gemeldet und beklagt, die App schicke keine Benachrichtigungen mehr, wann die Tonnen rausgestellt werden müssten.
Warum bietet die Stadt ihre Dienste überhaupt digital an?
Weil das den Bürgern vieles erleichtern soll - unter anderem, weil sie die Dienstleistungen rund um die Uhr in Anspruch nehmen können, wie Olbert und Gaus betonen. Gleichzeitig verpflichte das Onlinezugangsgesetz Bund, Länder und Gemeinden, ihre Verwaltungsleistungen auch elektronisch anzubieten.
Mannheim liegt beim Smart City Index bei „Verwaltung“ auf Platz neun. Auf den ersten Plätzen stehen München, Nürnberg und Düsseldorf. Was machen solche Städte besser?
Mit dem erneuten Sprung unter die Top Ten habe Mannheim bewiesen, „dass es den Verantwortlichen ernst ist mit dem Thema Digitalisierung und digitalen Services für Bürgerinnen und Bürger“, sagt Michael Pfefferle, zuständiger Bereichsleiter bei Bitkom. Gleichwohl gebe es noch Möglichkeiten, sich zu verbessern. In Mannheim konnten zehn der insgesamt 13 in der Bitkom-Erhebung abgefragten Bürgerserviceleistungen online erledigt werden. „Die Spitzenreiter wie München haben bereits alle Leistungen umgesetzt“, erklärt Pfefferle. Zudem könne man in anderen Städten im Bürgeramt auch per Kreditkarte oder Smartphone bezahlen. Und die elektronische Akte, die in Mannheim nur vereinzelt in den Behörden eingesetzt werde, komme bei den Gewinnerstädten behördenübergreifend zum Einsatz.
Bitkom-Studie unter www.bitkom.org/Smart-City-Index
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-welche-anliegen-sie-bei-der-stadt-mannheim-digital-erledigen-koennen-und-was-noch-geplant-_arid,2194441.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[2] https://www.mannheim.de/de/service-bieten/buergerdienste/digitale-angebote
[3] https://www.mannheim.de/virtuelles-bauamt
[4] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheim.de/de/service-bieten/buergerdienste/zuwanderung-und-einbuergerung/dienstleistungen/digitale-antraege#/#bueOverview
[5] https://www.bitkom.org/Smart-City-Index