Hintergrund

Was sich im Mannheimer Carl-Benz-Stadion getan hat und was noch geplant ist

Das Carl-Benz-Stadion des SV Waldhof Mannheim ist ein Sorgenkind. Nun hat die Stadt unter der neuen Projektleiterin Christina Lepold erste Maßnahmen ergriffen. Was bereits umgesetzt wurde und wo nachgebessert werden muss

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Kai Plösser
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Am Dach des Mannheimer Carl-Benz-Stadions sind die neuen, eckigen sowie die alten, runden Flutlichtstrahler zu erkennen, zwischen Spielfeld und Sitzplätzen der neue Bereich für Rollstuhlfahrer. © Kai Plösser

Mannheim. „Wichtig ist auf dem Platz“, besagt eine Fußballweisheit. Doch auch neben dem Spielfeld muss die Leistung stimmen. Das bekommt auch der SV Waldhof Mannheim derzeit deutlich zu spüren. Besonders das in die Jahre gekommene Carl-Benz-Stadion ist ein Sorgenkind des Drittligisten.

Es muss den strengen Anforderungen des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) gerecht werden, damit die Buwe auch künftig noch in den Profi-Ligen spielen dürfen. Dafür sorgt seit Mai Christina Lepold, die bei der Stadt im Fachbereich Sport und Freizeit als neue Projektleiterin für das Carl-Benz-Stadion tätig ist.

Lepold beschäftigt sich dabei auch mit der Frage: Sanierung oder Neubau? Zunächst hat sie aber Maßnahmen umgesetzt und in die Wege geleitet, damit ein professioneller Spielbetrieb beim SVW auch in naher Zukunft noch gesichert werden kann. Die Neuerungen, für die der Gemeinderat nach Angaben von Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) sieben Millionen Euro zu Verfügung gestellt hat, sind nun bei einem Rundgang im Stadion vorgestellt worden.

Licht und Schatten bei barrierefreien Rollstuhlplätzen im Carl-Benz-Stadion

Statt wie bisher im Innenraum bei den Trainerbänken sind die Rollstuhlfahrer in die erste Reihe der Haupttribüne neben den VIP-Turm umgesetzt worden, wo ein neuer Bereich für sie errichtet wurde. Hierbei handelt es sich laut Lepold um eine Übergangslösung. Platz ist für mindestens zwölf Rollstuhlfahrer und Begleitpersonen. Der Umzug war auch aus Sicherheitsgründen nötig. Für die Rollstuhlfahrer bestand direkt am Spielfeldrand etwa die Gefahr, Bälle abzubekommen. Auch waren sie widrigen Witterungsbedingungen schutzlos ausgesetzt.

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Unterstände bieten den Rollstuhlfahrern nun bei schlechtem Wetter zwar Schutz. Aber die neuen Plätze haben auch ihre Schattenseiten - oder eben nicht: So bildet sich hinter den in den Zaun eingebauten Plexiglasscheiben ein enormer Hitzestau. Im ersten Heimspiel der Saison gegen Viktoria Köln wurden die Rollstuhlfahrer deswegen auf schattigere Plätze umgesetzt. Doch ist die Hitze nicht das einzige Problem: Trotz erster Reihe bieten die neuen Plätze mitunter eine schlechte Sicht. So spiegeln die Scheiben bei bestimmten Lichtverhältnissen.

Oberbürgermeister Specht spricht zwar von einem „guten Kompromiss“. Ihm seien die Beschwerden aber bekannt. Beim Rundgang kann er sie auch nachvollziehen, macht er sich doch ein eigenes Bild und sieht nicht nur die Spiegelungen in den Scheiben, sondern bekommt bedingt durch die heißen Temperaturen auch die Hitze zu spüren. Das mit „einfachen Mitteln“ erstellte Provisorium muss also nachgebessert werden, gibt Lepold zu: „Wir haben noch ein paar Stellschrauben, an denen wir drehen müssen.“ Nun suchen Stadt und Verein nach einer Lösung. Ein Netz könnte Abhilfe schaffen und soll getestet werden.

Neue Flutlichtstrahler am Dach des Carl-Benz-Stadions montiert

Bereits am Dach angebracht sind neue Flutlichtstrahler. Diese sind zwar noch nicht in Betrieb, das soll aber zeitnah geschehen. 158 LED-Strahler wurden laut Lepold montiert, 88 auf und 70 unter dem Dach, die die 129 alten Strahler künftig ersetzen. Zudem mussten für die Versorgung insgesamt 16 Kilometer Elektro- und vier Kilometer Datenleitungen verbaut werden. Für acht neue Verteilungen und 19 Schränke für Vorschaltgeräte entstanden außerdem drei neue Räume im Stadion. Insgesamt habe die Anlage etwa drei Millionen Euro gekostet.

Die Projektleiterin für das Carl-Benz-Stadion, Christina Lepold (l.), und Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) begutachten die neuen Rollstuhlplätze. © Kai Plösser

Die Leuchtstärke wird mit dem neuen Flutlicht von 800 auf 1200 Lux erhöht und damit den neuesten Anforderungen des DFB für die 3. Liga gerecht. „Mit diesen Strahlern bekommen wir eine sehr helle und gleichmäßige Ausleuchtung des Spielfelds hin“, sagt Lepold. Weiterer Vorteil gegenüber der alten Anlage: Der Stromverbrauch wird von rund 260 auf etwa 240 Kilowatt gesenkt.

Zusätzlich brauche es für die Vergabe der DFB-Lizenz aber noch eine Netzersatzanlage für den Notstrom. „Der DFB fordert bei allen Live-Spielen, dass das Flutlicht für die TV-Übertragung weiterläuft, wenn der gesamte Strom ausfallen würde“, erklärt Lepold. Es werde mit „Hochdruck“ daran gearbeitet. Die Projektleiterin strebt eine Abnahme der neuen Anlage bis zum Winter an. Zumindest aber sei sie zuversichtlich, dass das neue Flutlicht noch in dieser Saison erstrahlt.

Das sollte es auch, ansonsten bräuchte es eine Sondergenehmigung, damit der SVW in der kommenden Spielzeit im Carl-Benz-Stadion professionell Fußball spielen darf. „Deshalb müssen wir für die nächste Saison tatsächlich die neue Leuchtdichte einhalten“, macht Lepold deutlich. Sollte es vom DFB grünes Licht geben, wäre im Falle eines Aufstiegs auch der Spielbetrieb eine Klasse höher gesichert: „Wir haben die Anlage so ausgelegt, dass wir durch Nachinstallation von Leuchten die Anforderungen der 2. Bundesliga erfüllen“, sagt Lepold.

Leistung des Stromanschlusses im Stadion soll erhöht werden

Die dritte Maßnahme betrifft den Stromanschluss. Gerade einmal 0,8 Megawatt stehen aktuell für den Betrieb des Stadions zur Verfügung. Viel zu wenig, seien doch etwa drei Megawatt nötig, wie Lepold erläutert. Allein das Catering verbrauche an einem Spieltag rund 1,5 Megawatt Strom. Derzeit läuft der Betrieb im Carl-Benz-Stadion nur durch hinzugezogene Dieselaggregate, die nicht nur schlecht für die Umwelt sind, sondern auch ins Geld gehen.

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Bis zur kommenden Saison soll nun die Stromleistung auf rund drei Megawatt erhöht werden, um einen gesicherten Spielbetrieb garantieren zu können. Zunächst ist dabei in Absprache mit der MVV in einem ersten Schritt geplant, die Anschlussleistung noch in diesem Jahr mit „einem minimalen Aufwand“ auf 1,6 Megawatt zu erhöhen, so Lepold. „Das ist ungefähr die Hälfte von dem, was wir brauchen. Aber immerhin das Doppelte von dem, was wir jetzt gerade haben“, sagt sie.

Was im Carl-Benz-Stadion sonst noch Sorgen bereitet

Ein wenig Kopfzerbrechen bereitet Lepold auch der zu kleine Innenraum. So fehlen dem Spielfeld nach Vorschrift in der Länge 2,5 Meter und in der Breite ein Meter. „Das wurde damals für das besondere Waldhof-Pressing extra ein bisschen kleiner gemacht“, scherzt Specht. Ernster wird Lepold, die erklärt: „Wir haben Ideen, wie man das Spielfeld vergrößern könnte. Aber diese wären teuer.“ Ein Umbau habe derzeit keine Priorität, sagt sie, und hofft auf die weitere Kulanz des DFB bei dem Problem. „Sie haben signalisiert, dass die Ausnahmegenehmigungen vorerst immer erteilt werden.“

Wie es mit der Heimspielstätte des SV Waldhof weitergeht

Specht weicht der Frage nach einem Neubau oder einer weiteren Sanierung des Carl-Benz-Stadions aus. Er betont aber, wie wichtig die Wirtschaftlichkeit eines Stadions ist, was in der derzeitigen Spielstätte des SV Waldhof nicht gegeben sei. Der Oberbürgermeister verweist darauf, dass vor allem die teuren VIP-Plätze, von denen es im Stadion nur wenige gibt, Geld in die Kassen spülen. So könne gewährleistet werden, dass der SVW auch weiterhin günstigere Karten anbieten könne. Zudem seien bis auf Fußballspiele keine weiteren Veranstaltungen im Carl-Benz-Stadion erlaubt. Damit gehe eine weitere Einnahmequelle verloren.

Auch Lepold legt sich in der Stadion-Frage nicht fest. „Ich weiß noch nicht, worauf es hinausläuft“, sagt sie und betont: „Erst mal ist es unser Ziel, für die nächsten Jahre, in denen im Carl-Benz-Stadion sicher noch gespielt wird, einen sicheren Betrieb zu gewährleisten.“

Redaktion

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