Neue Nutzungsideen

Was die Stadt Mannheim im Sportpark Pfeifferswörth plant

Für die Mannheimer Stadtentwicklung könnten Pläne der Verwaltung für den Westteil eines Sportparks am Neckar, über die nun in einem Gemeinderatsausschuss informiert wurde, ein großer Wurf werden. Doch es gibt auch Bedenken

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Steffen Mack
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Mannheim. Es ist eine Premiere buchstäblich mit Ansage. Ein sichtlich gut gelaunter Thorsten Riehle eröffnet die Sitzung des Gemeinderatssausschusses für Wirtschaft, Arbeit und Soziales. „Für mich ist es die erste, wie ja bekannt sein dürfte“, sagt der neue SPD-Bürgermeister. Aber er sei für die Mitglieder ja auch kein Unbekannter. Jetzt würden sie gemeinsam zusehen, dass wir „unfallfrei durch die Tagesordnung kommen“.

Ohne jetzt die Spannung kaputtmachen zu wollen: Das wird in den folgenden knapp zwei Stunden recht gut gelingen. Auch wenn es zum ersten der fünf Tagesordnungspunkte 45-minütigen Diskussionsbedarf gibt. Da geht es um mögliche Ergänzungsflächen für den Mannheimer Medizintechnologie (MMT)-Campus, die von der Stadtverwaltung an der westlichen Spitze des nahe gelegenen Sportparks Pfeifferswörth ausgeguckt wurden.

Unterirdische Direktverbindung zwischen Klinikum und MMT-Campus

Das MMT-Areal gegenüber vom Klinikum habe sich sehr erfreulich und deutlich schneller als angenommen entwickelt, berichtet Elmar Bourdon, der für das Projekt zuständige stellvertretende Fachbereichsleiter bei der städtischen Wirtschaftsförderung. „Die Flächen sind alle ausgebucht.“ Und trotz der wirtschaftlichen Lage und der stark gestiegenen Baukosten halte die starke Nachfrage an. Offensichtlich sei die Medizintechnologie-Branche - von der Stadtspitze schon vor einigen Jahren als überaus aussichtsreicher Wachstumsmarkt identifiziert - sogar ein Stück weit „konjunkturresistent“.

Um den großen Vorteil des Mannheimer Standorts anschaulich zu machen, nutzt Bourdon wieder mal ein Sprachbild, das in der Lokalpolitik längst Kultstatus hat und das sowohl Riehle als auch andere Redner später gern aufgreifen: eine heiße Tasse. Mit der kann man durch die unterirdische Direktverbindung zwischen Klinikum und MMT-Campus gehen, ohne dass sie kalt wird. Diese Nähe erlaubt Unternehmen, Forschung und Medizin somit einen ständigen Austausch und direkten Einblick in die Praxis der anderen.

Kommentar Pläne für Sportpark Pfeifferswörth: Wegfallende Parkplätze dürfen kein Totschlagargument sein

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Die Flächen, die man für eine Erweiterung jetzt vorsorglich reservieren wolle, sollten also in fußläufiger Nähe sein, so Bourdon. Das sei in dem Bereich zwischen dem Restaurant „Maruba“ (wo mit seinen Kaffee bei Bedarf ja nachfüllen lassen könnte) und dem kirchlichen Hochseilgarten der Fall. Nutzungskonflikte mit den dortigen Fitness- und Physiotherapie-Angeboten sowie mit den Sportvereinen weiter östlich gebe es keineswegs. Im Gegenteil, diese seien sogar eine exzellente thematische Ergänzung.

Laut der städtischen Vorlage könnte das westliche Pfeifferswörthzudem als temporäre Ausweichfläche für Teile des Klinikums dienen, bis der auf etwa zehn Jahre veranschlagte Bau der „Neuen Mitte“ abgeschlossen ist. Für eine räumliche Ausdehnung der Gesundheitsallianz, die mit der Uniklinik Heidelberg und vier renommierten Forschungsinstituten geschlossen wurde, kommt das Areal auch in Betracht.

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Einige Bedenken im Ausschuss

Für die Medizintechnologie sind der bisherige Schotterparkplatz ganz im Westen, zwei weitere städtische und noch zu kaufende private Grundstücke vorgesehen. Dort sollen neun bis zehn Gebäude mit vier oberirdischen Geschossen entstehen, die jeweils 4000 bis 5000 Quadratmeter Platz bieten. Vorgesehen ist eine aufgelockerte, begrünte und gut durchlüftete Bebauung.

Obwohl die geplante Erweiterung des MMT-Campus im Ausschuss durchgängig begrüßt wird, werden allerdings auch einige Bedenken wegen der starken Bebauung geäußert. Vor allem von Grünen-Stadträtin Gabriele Baier, aber auch ihre Kollegen Volker Beisel (FDP) und Stefan Höß (SPD) sowie CDU-Bezirksbeirätin Roswitha Henz-Best sehen noch Aufklärungsbedarf. Es geht etwa um den Frischluft-Grünzug, Versiegelung, Bäume, den ab 2027 durchs Pfeifferswörth geplanten Radschnellweg sowie um eine zusätzliche Verkehrsbelastung und insbesondere Parkplatzprobleme, die trotz unter den Neubauten geplanter Tiefgaragen entstehen könnten.

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Bourdon versichert, all diese Bedenken nehme die Verwaltung sehr ernst. Im weiteren Planungsverfahren werde sie sich um Lösungen bemühen. Riehle weist darauf hin, dass es sich bei den Reserveflächen für den MMT-Campus nur um eine Informationsvorlage für den Gemeinderat handle, eine Entscheidung - etwa zur Bebauung - stehe noch nicht an. Beschlussvorlagen der Verwaltung gibt es in der ersten von ihm geleiteten Ausschusssitzung nur zwei: ein größeres Budget fürs Sozialticket und höhere Fallpauschalen für die Schuldnerberatung. Beides wird einstimmig empfohlen.

Lena Kamrad auf dem Podium

Zu den ganz unterschiedlichen Themenfeldern hat der Sozialdemokrat etwa ein halbes Dutzend Fachleute der Verwaltung mitgebracht. Das ist in Ausschüssen mit breitem Spektrum so üblich. Eine interessante Premiere ist jedoch, wer ebenfalls neben Riehle auf dem Podium sitzt: Lena Kamrad. Jetzt arbeitet sie als seine Büroleiterin, zuvor stand sie ihm als Fraktionsgeschäftsführerin in seiner Zeit als Vorsitzender zur Seite. Bei der letzten Kommunalwahl 2019 war Kamrad noch Spitzenkandidatin ihrer SPD.

Eineinhalb Jahre später beendete Kamrad ihr ehrenamtliches Engagement im Gemeinderat, um dort beruflich Fuß zu fassen. Aber als lokalpolitisches Schwergewicht gilt sie unverändert. An diesem Tag muss sie indes nichts zum „unfallfreien“ Durchkommen beitragen. Das schafft ihr Chef problemlos allein.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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