Auszeichnung

Warum Mannheims Meistermacher Marzenell das neue Bloomaul wird

Der Meistermacher wird Bloomaul: Gerald Marzenell, der Cheftrainer von Tennis-Bundesligist Grün-Weiss Mannheim erhält den 54. Orden. Warum, verrät jetzt das Auswahlkomitee. Und warum die Verleihung 2024 eine Premiere sein wird

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Peter W. Ragge
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So kennt man ihn, stets angespannt am Rande des Platzes: Grün-Weiss-Teamchef Gerald Marzenell in der Tennisbundesliga. © Michael Ruffler

Mannheim. Er war „total überwältigt“ und „erst mal komplett geplättelt“: So schildert Gerald Marzenell seine Reaktion auf eine Nachricht, mit der er niemals gerechnet hätte: Der Teamchef von Grün-Weiss Mannheim in der Tennisbundesliga wird der 54. Träger des Bloomaulordens. „Das ist schon eine tolle Ehre“, freut sich der 59-jährige Sportler, der seit 44 Jahren für Grün-Weiß aktiv ist.

Als Rekord-Bundesligaspieler bringt es Gerald Marzenell auf 213 Einsätze für Grün-Weiß. Mit seinem Kollegen Daniel Steinbrenner leitet er über die Tennisschule Marzenell & Steinbrenner das Tennistraining auf der Anlage am Neckarplatt. Seit 1997 ist der ehemalige Tennis-Profi - der es in der ATP-Weltrangliste auf Rang 182 schaffte - Teamchef der Bundesliga-Mannschaft. Nachdem er bereits als Spieler 16 Jahre antrat und zwei Meistertitel errang, holte er als Chef sechs mal die Deutsche Meisterschaft nach Mannheim. Seither gilt Marzenell bei dem vor über 100 Jahren gegründeten größten badischen Tennisclub als der Meistermacher.

„Auf jeden Fall schätzen und verehren die Spieler des renommierten Tennisclubs, aber auch alle nationalen und vielfach internationalen Freunde der Filzkugel den Bundesliga-Teamchef, Jugend-Nationaltrainer, Grün-Weiss-Cheftrainer, Spieler-Sprecher und vieles mehr“, so das aus Markus Haas, Bert Siegelmann und Achim Weizel bestehende Verleihungskomitee des Bloomaulordens.

Gestiftet worden ist er 1970 vom langjährigen „MM“-Herausgeber Rainer von Schilling, der seinerzeit als Fasnachtsprinz amtierte. Zunächst als Orden mit Augenzwinkern gedacht, hat er in Mannheim längst enormes Ansehen und den Rang der höchsten bürgerschaftlichen Auszeichnung. Regeln dafür, wer von dem geheim tagenden Dreiergremium mit diesem Orden geadelt werden kann, gibt es nicht. Das Trio setzt sich einfach im Herbst zusammen und überlegt, wer von den Kandidaten, die das Gremium meist über Jahre beobachtet und auf der Warteliste hat, nun an der Reihe sein soll. Verliehen wird eine vom Künstler Gerd Dehof geschaffene, pfundschwere Bronzeplastik des Blumepeter, wie er die Welt aus einer besonderen Perspektive betrachtet.

Gerald Marzenell kommt aus Seckenheimer Familie

Gerald Marzenell kommt aus einer alteingesessenen Seckenheimer Familie und ist in dem Vorort aufgewachsen. Seit einigen Jahren lebt er in Feudenheim. Der Lessing-Abiturient hat zwischendurch auch ein US-College in Houston (Texas) besucht und eine Lehre als Groß- und Außenhandelskaufmann bei Sergio Tacchini gemacht, der 1966 vom gleichnamigen Tennisspieler gegründeten bekannten italienischen Sportmode-Marke. Aber in erster Linie ist Marzenell auf dem Tennisplatz zuhause - und trotz aller Erfolge auch stets in Manheim geblieben. „Viele wollten ihn als Spieler, Trainer, Vorstand oder exzellenten Netzwerker haben - doch er blieb Stadt und Club treu. Er liebt die Erfolge und diese Region“, loben Haass, Siegelmann und Weizel in ihrer Begründung für die Auszeichnung.

Die „Drei vom Komitee“, wie sie sich nennen, sehen in Marzenell „einen humorvollen, kommunikativen und zielbewussten wie leidenschaftlichen Sportler“. Der Vater zweier erwachsener Töchter und Geschäftsführer seiner Sportmarketing-Firma stehe mit Leib und Seele auch hinter den Eishockey-Adlern, Golf, Fußball - dem Angeln. Als junger Fußballer wurde er von Fips Rohr trainiert - dem Bloomaul 1981.

Marzenell könne sich rühmen, mit Steffi Graf, Boris Becker, Michael Stich, Anke Huber, Tommy Haas, Rainer Schüttler oder Dominic Thiem gut bekannt oder befreundet zu sein. „Er hat es mit seiner gleichermaßen professionellen, wie freundschaftlichen Art geschafft, dass Mannheim und Grün-Weiss in der Tennis-Szene nicht nur als einer der erfolgreichsten Clubs bundesweit, sondern zugleich als eine Art Heimat, als „Nest gelten“, urteilt das Komitee: Hier fühlen sich die Sportler zuhause, die sonst das Jahr über in Stadien und Hotels meist allein seien. Das sei „der Spirit von Grün-Weiß“. „Was wir geschafft haben, haben wir als verschworene Gemeinschaft geschafft, durch den Zusammenhalt, durch das tolle Klima bei Grün-Weiß, denn wirtschaftlich, von den Honoraren her, können wir mit vielen Bundesligavereinen nicht mithalten“, erklärt Marzenell.

Das Komitee rühmt ihn als „echtes Mannemer Bloomaul - ein aktives Aushängeschild und leidenschaftlicher Bürger seiner Heimatstadt“, so die drei Herren.

Übergabe des Bloomaul-Orden im Stadthaus

Übergeben werden sie den Orden aber - erstmals seit Jahrzehnten - nicht im Nationaltheater. Da die Ersatzspielstätte der Oper am Luisenpark noch nicht zur Verfügung steht und es im Schauspiel kein passendes Stück für die Ordensverleihung gab, nahm das Verleihungskomitee ein Angebot vom privaten Oststadttheater im 400 Plätze bietenden Stadthaus in N 1 an.

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Dort wird nun erstmals die Verleihung über die Bühne gehen. Weil das Oststadttheater aber am Fasnachtssonntag, dem traditionellen Datum, stets pausiert, wird der Bloomaulorden erstmals am folgenden Sonntag, 18. Februar 2024, während des unterhaltsamen Stückes „Die Tanzstunde“ von Mark St. Germain verliehen. Die Tickets sind bereits im Vorverkauf. „Kein Problem, der Bloomaulorden ist ohnehin keine närrische Auszeichnung“, betont Siegelmann angesichts der Terminänderung.

Redaktion Chefreporter

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