Hotels

Warum es beim Mannheim-Tourismus aufwärts geht

Die neuen Übernachtungszahlen des Statistischen Landesamtes weisen nach oben - und sind auch mit Blick auf Heidelberg interessant

Von 
Peter W. Ragge
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Mannheim. Es ist ein Aufatmen voller Hoffnung: „Ja, es geht wieder aufwärts“, sagt Achim Ihrig, der Vorsitzende des Vereins Hotels Mannheim2. Nach zwei kräftigen Dellen in den Jahren 2020 und 2021, als die Corona-Pandemie das Land im Griff hatte und Hotels gar nicht oder nur für Geschäftsreisen belegt werden durften, steigt die Zahl der Übernachtungen wieder deutlich an. Das ergibt sich aus aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamts.

Daraus ist ersichtlich, „dass bereits vor Beginn der Bundesgartenschau ein klarer und signifikanter Aufwärtstrend bei den Übernachtungszahlen zu sehen ist“, freut sich Gregor Rummel, Leiter Vertrieb der Tourismus Stadt Mannheim GmbH, die im Auftrag der Stadt die Werbung für und auch den Verkauf touristischer Angebote übernimmt.

„Rosengarten ist ganz wichtig“

Was das Mannheimer Tourismus-Team besonders freut: Die Quadratestadt schlägt in 2022 erstmals die Touristenhochburg Heidelberg. Während das Statistische Landesamt für 2022 aus Heidelberg nur 1,38 Millionen Übernachtungen registrierte, verbuchte es für Mannheim 1,45 Millionen. Dass Mannheimer Hotels besser ausgelastet sind als in der Nachbarstadt neckaraufwärts - das gab es so noch nie. Aber seit Mannheim in 2010 erstmals die Schallgrenze von einer Million Übernachtungen pro Jahr überschritten hat, nähert es sich Jahr für Jahr weiter Heidelberg an. Vor Corona, 2019, hatte Heidelberg noch gut 30 000 Gäste mehr als Mannheim. Dabei wertet das Statistische Landesamt die Ankünfte - sprich Meldezettel - aus.

Zwar entsprechen die 1,38 Millionen Gästen in 2022 etwa den Werten von 2017. Das bisherige Rekordjahr 2019, als erstmals die Schallgrenze von 1,5 Millionen Übernachtungen überschritten war, ist noch nicht ganz erreicht. „Aber im gesamten ersten Quartal 2022 galten ja noch Corona-Regeln, mit Abstand und Maskenpflicht“, gibt Achim Ihrig zu bedenken. „Dafür sind die Zahlen gar nicht schlecht“, findet er.

Ab dem zweiten Quartal 2022 habe sich die Lage „komplett geändert“. Mit Veranstaltungen in Hotels hätten sich die Firmen zwar anfangs noch zurückgehalten, „aber die Unternehmen haben wieder viele Zimmer gebucht, und die Individualreisenden kamen zurück, da sind die Zahlen deutlich gestiegen“, sagt er.

Geschäftsreisende und Kongressteilnehmer machten zwar nach wie vor einen Großteil der Zimmerbelegungen in Mannheimer Hotels aus. „Der Rosengarten ist für uns ganz, ganz wichtig“, hebt er daher hervor, auch Konzerte in der SAP Arena seien in den Hotels spürbar, das Nationaltheater dagegen nicht. Generell nehme der Anteil der privaten Touristen indes deutlich zu.

Im ersten Quartal dieses Jahres setzt sich der positive Trend fort. So hat das Statistische Landesamt in Mannheim zwischen Januar und März 370 612 Übernachtungen registriert - in Heidelberg deutlich weniger, nämlich 275 639. Vergleicht man das erste Quartal 2019 mit jetzt, muss Heidelberg gar drei Prozent Minus hinnehmen, die Quadratestadt dagegen verbucht ein Plus von 12,6 Prozent. „Eine sehr positive Entwicklung“, nennt Rummel das. Die Tourismus GmbH sieht sich insofern bestätigt, weil sie ja verstärkt Angebote und Erlebnispakete für Gäste und Reiseveranstalter schnürt, Service wie Hotelvermittlung und Stadtführungen anbietet oder die touristische Werbetrommel auf Messen rührt, etwa auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin (ITB) oder der RDA Group Travel Expo, der führenden Reisemesse für Bus- und Gruppentouristik. „Die machen einen vernünftigen Job“, sagt Hotel-Sprecher Ihrig dazu.

Die Zahl der eintreffenden Gäste mit Wohnsitz im Ausland geht auch wieder deutlich nach oben. Dabei sind die Niederlande am stärksten vertreten, gefolgt von der Schweiz, Frankreich und den USA. Durchschnittlich bleiben die Gäste in Mannheim stets 2,2 Tage, das ist seit über zehn Jahren unverändert und ging nur während der Pandemie mal kurz auf 2,5 hoch - weil Geschäftsreisende wohl dann, wenn sie schon fuhren, länger blieben.

„Buga bringt deutliche Effekte“

Interessant ist ein Blick auf die Bettenkapazität. Die Stuttgarter Statistiker werten Daten von Beherbergungsbetrieben mit mindestens zehn Betten und Campingplätze aus. 2019 waren das 66 Betriebe mit 9153 Betten, für die sie eine Auslastungsquote von 49,8 berechnet haben. Nun fließen Zahlen von 62 Betrieben mit 9408 Betten mit ein - macht eine Quote von 42,6. Weitere Hotels sind im Bau, in Planung oder gerade (am Paradeplatz) eröffnet.

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Für das laufende Jahr rechnet die Hotellerie mit noch viel besseren Zahlen. „Die Bundesgartenschau bringt deutliche Effekte“, spürt Ihrig bereits jetzt. In den ersten Wochen sei die Auslastung wegen des schlechten Wetters noch nicht so hoch gewesen, „aber wir sehen ja die Buchungen für Mai bis Juli, da ist schon einiges los“, sagt er zufrieden. Das bestätigt auch die Bundesgartenschau, wo der Verkauf der Zwei-Tages-Tickets deutlich steigt - auf inzwischen 11 000.

Große Sorgen hätten die Hotels dennoch, beklagt Ihrig. „Wir haben gute Buchungen, aber große Unsicherheit wegen der Kosten“, seufzt er. Die Aufwendungen für Lebensmittel, Energie und Löhne würden „exorbitant“ steigen und könnten nur wenig weitergegeben werden. Zudem fehlten Fachkräfte. „Es ist teilweise schwer bis unmöglich, Stellen zu besetzen“, bedauert er.

Redaktion Chefreporter

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