Mannheim. Die erste Hürde auf dem Weg zum Neubau einer Stadtbibliothek im Quadrat N 2 ist genommen: Mit großer Mehrheit empfiehlt der Bildungsausschuss dem Gemeinderat, das Großprojekt im Herzen der Stadt auf den Weg zu bringen und die Verwaltung mit der Entwurfsplanung zu beauftragen. Im „Gesamtpaket“ enthalten: der Wegfall des Parkhauses.
Der weitere Zeitplan sieht dann nach Angaben von Bildungsbürgermeister Dirk Grunert so aus: 2024 Maßnahmebeschluss, Anfang 2026 Start des Baugenehmigungsverfahrens, danach der Bau selbst. Dass es eine neue, moderne Stadtbibliothek braucht, ist eigentlich unumstritten. Gleichwohl besteht noch reichlich Diskussionsbedarf, wie sich jetzt einmal mehr zeigte.
Denn da sind zum einen die Kosten, die ziemlich aus dem Ruder gelaufen sind und mit derzeit prognostizierten 75,4 Millionen Euro mehr als doppelt so hoch liegen wie die ursprüngliche Schätzung vor sechs Jahren. Da ist zum anderen der Wegfall des Parkhauses. Und zwar komplett. Denn anders als zunächst geplant, soll es auch keine zweigeschossige Tiefgarage unter der neuen Bibliothek geben. Das führt zwar zu Einsparungen von gut sechs Millionen Euro. Aber eben auch dazu, dass 485 Auto-Stellplätze in bester Lage ersatzlos verschwinden.
Diskussion um Alternativen
Stoff genug also für eine Diskussion, für die sich der Ausschuss mehr als eine halbe Stunde Zeit nimmt. Das Projekt in seiner jetzigen Form hat eindeutige Befürworter – SPD, Grüne, FDP/MfM, LI.PAR.Tie. Es hat Zweifler, die den Standort noch einmal überdenken möchten – die Freien Wähler/ML. Und es hat mit der CDU Gegner, die zwar grundsätzlich eine neue Stadtbibliothek möchten, aber die hohen Kosten für nicht mehr vertretbar halten.
Vor sechs Jahren, führt Katharina Funck aus, sei die CDU „sehr stark dafür“ gewesen, das Projekt „an dem zentralen Standort hier in der Innenstadt zu realisieren“. Nach wie vor halte man es für „unheimlich wichtig“, allerdings „nicht unter den aktuellen Rahmenbedingungen“. Der Punkt, „der uns am stärksten Bauchschmerzen bereitet, sind die massiv gestiegenen Kosten“, betont Funck.
Derzeit halte die CDU es „nicht für vermittelbar, derart teure Projekte zu veranschlagen“ – weil gerade im Schulbereich so vieles anderes „umgehend“ angegangen werden müsse. Als Stichworte nennt Funck den avisierten Neubau für die Geschwister-Scholl-Schulen Vogelstang und die Neuordnung der beruflichen Schulen am Neckarufer. „Deshalb müssen wir schweren Herzens sagen, wir können das Projekt nicht weiter mittragen.“
Sorge vor Baukostensteigerungen
Für die Freien Wähler dagegen hebt Christiane Fuchs hervor: „Es ist völlig unstrittig, wir brauchen eine zukunftsfähige Bibliothek an einem zentralen Standort.“ Das Terrain rund um den Paradeplatz sei dafür „perfekt“. Aber auch ihr bereitet das „Zahlenwerk“ große Sorgen. Bis die Bibliothek fertig sei, könne es angesichts von Baukostensteigerungen und Unvorhergesehenem „durchaus sein, dass wir bei 120 Millionen Euro sind. Das ist keine Schwarzmalerei, das ist Realismus.“ Die Fraktion möchte deshalb, dass potenzielle andere Lösungen zumindest geprüft werden, etwa im Thalia-Gebäude oder im Neubau der Sparkasse.
Dem hält Dirk Grunert zum einen entgegen, dass weder Thalia noch die Sparkasse „der Größe entsprechen, die wir für den Neubau einer Stadtbibliothek brauchen“. Zum anderen seien in die vorliegende Planung schon hohe Summen geflossen. Die gingen bei einem Alternativstandort verloren. Und würden Zeit kosten, wie Reinhold Götz (SPD) betont. Schon bisher sei das Projekt immer wieder geschoben worden: „Hätten wir vor zwei oder drei Jahren angefangen zu bauen, wäre die Stadtbibliothek deutlich günstiger geworden, als sie jetzt ist.“ Seine Fraktionskollegin Heidrun Kämper erwartet ebenfalls eine zügige Umsetzung des Projekts – und verlangt, „dass wir es nicht noch weitere Jahre in der Schwebe halten. Wir brauchen an dieser Stelle Verlässlichkeit.“
Mit oder ohne Tiefgarage?
Stefanie Heß (Grüne) schließt sich Kämper vollinhaltlich an: „Jetzt bitte so schnell wie möglich die nächsten Pflöcke einhauen.“ Eine alternative Standortsuche „können wir uns nicht leisten“. Nalan Erol (LI.PAR.Tie) sieht das genauso. Da in Zukunft weitere Baukostensteigerungen zu befürchten seien, hält sie es für „undenkbar, dass man jetzt Stopp macht“. Es habe alles „schon viel zu lange gedauert“.
Dem widerspricht Kathrin Kölbl (FDP/MfM) nicht. Sie freut sich über das „klare Bekenntnis für die Bibliothek“ und den Standort N 2. Aber sie stellt in Frage, ob der Wegfall der Tiefgarage sinnvoll ist. Die „relativ kleine Ersparnis“, die man dadurch erziele, rechtfertige das nicht. Zur Stärkung des Innenstadthandels gehören für sie zentrale Parkmöglichkeiten. Deshalb solle man „das ursprüngliche Konzept aufrechterhalten und anderswo sparen“. Zum Beispiel bei der Multihalle im Herzogenriedpark, in die „ohne ein vernünftiges Nutzungskonzept“ 40 Millionen Euro fließen sollten.
Das Stimmungsbild in Sachen Tiefgarage ist auch im Bezirksbeirat Innenstadt/Jungbusch „heterogen“, berichtet Johannes Schmidt (FDP). Die Kostenersparnis falle „nicht übermäßig ins Gewicht“. Das Projekt einer „modernen, zeitgemäßen Stadtbibliothek“ stehe für den Bezirksbeirat aber „außer Frage. Wir wünschen möglichst keinen weiteren zeitlichen Verzug.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-warum-eine-neue-mannheimer-bibliothek-nicht-nur-befuerworter-hat-_arid,2152820.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-planaenderung-beim-neubau-der-stadtbuecherei-in-mannheim-_arid,2151642.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Neue Stadtbibliothek in Mannheim: Extrem teuer, aber extrem lohnend