Polizei

Warum die Mannheimer Polizei keinen Wasserturm an der Uniform tragen darf

Es soll ein Zeichen der Identifikation sein: Die Polizei in Mannheim würde gerne weiterhin den Wasserturm am Ärmel tragen. Doch das Innenministerium untersagt das Symbol auf der Uniform - und lieferte nun die Begründung

Von 
Peter W. Ragge
Lesedauer: 
So sah es am Ärmel aus: Das verbotene Abzeichen des Einsatzzuges. © Markus Proßwitz

Mannheim. „Enttäuschend, irritierend, unbefriedigend“, bedauert Thomas Mohr, Vorsitzender der Bezirksgruppe der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Noch auf dem Maimarkt hatte ihm Innenminister Thomas Strobl vorsichtig Hoffnung gemacht – doch von dessen Staatssekretär Wilfried Klenk kam nun die endgültige Absage. Die Mitglieder des Einsatzzuges der Polizei Mannheim dürfen ihr selbst entwickeltes Verbandsabzeichen nicht mehr tragen.

Das Abzeichen geht auf eine Idee von Mohr zurück, der selbst seit 35 Jahren dem Einsatzzug angehört. Es zeigt das Mannheimer Wahrzeichen, den Wasserturm, dazu die Stadtflagge und das baden-württembergische Polizeiabzeichen. Getragen wurde es am Ärmel des Einsatzanzuges – und privat bezahlt. Die Kollegen hätten das aber gerne getan, „als Zeichen der Gemeinschaft und der Identifikation mit Mannheim“, denn gerade hier sei die Beziehung der Polizei zu ihrer Stadt besonders ausgeprägt. Lange hatten die Beamten das Abzeichen ohne jegliche Beanstandung getragen – bis dann plötzlich ein striktes Verbot aus Stuttgart kam.

Boris Weihrauch kritisiert Innenminister Strobl

Daraufhin schaltete sich der Mannheimer SPD-Landtagsabgeordnete Boris Weirauch ein. Beim Maimarkt, wo er beim Frühschoppen des Kurpfälzischen Mittelstandes sprach, wurde Strobl von Mohr und auch von dieser Redaktion angesprochen. Dabei ließ der Minister erkennen, dass er solche lokalen Bekenntnisse eigentlich sympathisch findet. Er wolle von der Fachabteilung seines Hauses erfragen, welche Gründe das Verbot hat.

Doch von Strobls Staatssekretär Klenk kommt nun die klare Absage. Nach seinen Worten legt das Innenministerium wert auf ein einheitliches Erscheinungsbild, weil nur so die Polizei „in der Öffentlichkeit durchgängig als Teil der Exekutive des Landes wahrgenommen und wertgeschätzt wird“. Ergänzend zugelassen seien nur Verbandsabzeichen auf Ebene der Präsidien – für Mannheim, Heidelberg und den Rhein-Neckar-Kreis ist es, wie im Heidelberger Stadtwappen, der kurpfälzische Löwe.

Mehr zum Thema

Verbotenes Wappen

Mannheimer Polizisten dürfen Wasserturm nicht am Ärmel tragen

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren

Dazu noch der Wasserturm – das ist für Klenk tabu. Genehmige man das einzelnen Einheiten, würden auch andere Einheiten oder Reviere das verlangen. Das würde laut Klenk „das aktuelle Erscheinungsbild der Polizei beeinträchtigen“.

„Das sind mehr als enttäuschende Nachrichten aus Stuttgart, die aber nicht verwundern“, findet Weirauch. Die Entscheidung zeige einmal mehr, „wie weit sich das CDU-geführte Innenministerium von den Einsatzkräften unserer Polizei entfernt“ habe, kritisiert der SPD-Abgeordnete. „Strobl gibt gerne in seinen Sonntagsreden den starken Mann, versagt aber ansonsten kläglich, nicht nur, wenn es darum geht, sich auf die Bedürfnisse der Polizisten vor Ort einzulassen“, so Weirauch. Er hatte gegenüber Strobl vorgeschlagen, dass das generelle Verbot um eine Art Erlaubnisvorbehalt ergänzt wird, wonach letztendlich nur das Ministerium zusätzliche Abzeichen genehmige.

Auch Mohr versteht das alles nicht: „In anderen Bundesländern funktioniert es, ich habe es in Nordrhein-Westfalen gesehen“, sagt er. Gerade angesichts der Vorkommnisse rund um sexuelle Belästigung an der Polizeispitze und ihrer Hochschule hätte es laut Mohr „gut getan, wenn das Ministerium sich mal einem gut gemeinten Vorschlag der Basis offen gezeigt hätte“, so der Polizeigewerkschafter.

Redaktion Chefreporter

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen