Hotels

Warum der "Mannheimer Hof“ wieder so heißt und was dort neu ist

Der "Mannheimer Hof" an der Augustaanlage hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Jetzt hat das Hotel seinen traditionsreichen Namen wieder. Wieso und was dort alles neu ist

Von 
Peter W. Ragge
Lesedauer: 
Die große Bar mitten im Raum ist neu: Das Hotel „Mannheimer Hof“, hier Direktorin Sejda Zekotic und Projektmanager Alfred Hechl, ist renoviert. © Michael Ruffler

Mannheim. Sie fällt sofort auf: Eine große, ovale Bar steht jetzt mitten in der Lobby, von Barhockern ebenso wie von Sesseln und Sitzgruppen umgeben. „Sie soll ein neuer Treffpunkt werden“, sagt Sejda Zekotic, Direktorin vom Leonardo Royal Hotel Mannheim. Das Haus an der Augustaanlage hat nach aufwendiger Sanierung inzwischen wieder seinen Traditionsnamen bekommen: „Mannheimer Hof“ steht groß in Leuchtschrift über dem Dach des Eingangsbereichs.

Mannheimer-Hof-Direktorin Zekotic will an "glorreiche Zeiten" anknüpfen

Innen sieht man noch Handwerker. Mal fehlt da noch eine Kleinigkeit, mal dort noch der geplante neue Teppich oder die Bestuhlung. Offiziell soll ohnehin erst im Januar alles fertig sein, im März dann groß Einweihung gefeiert werden. Aber der deutlich sichtbare Namenswechsel ist bereits jetzt erfolgt, ebenso die Zuordnung zur Leonardo Limited Edition. Das ist die neue, exklusive Marke des Hotelkonzerns für individuellere Häuser, das mit „The Nikolai“ in einem ehemaligen Kontorhaus in Hamburg bisher erst einmal in Deutschland vertreten ist.

In Mannheim wolle man damit wieder an alte, glorreiche Zeiten anknüpfen, sagt Sejda Zekotic. „Wir wollen wieder Mittelpunkt der Stadt und zweites Wohnzimmer der Mannheimer sein“, so die als General Manager bezeichnete Chefin.

Das neue Schild hängt schon: Das bisherige Leonardo Royal Hotel in der Augustaanlage trägt wieder den Traditionsnamen „Mannheimer Hof“. © Ruffler

Das Hotel ist 1927 bis 1929 von der Stadtverwaltung selbst als „Palasthotel“ im Stil der Neuen Sachlichkeit durch die Düsseldorfer Architekten Fritz Becker und Erich Kutzner als funktionale Vierflügelanlage mit Innenhof und äußerer Natursteinfassade gebaut und von ihr bis zum Krieg betrieben worden - mit Defizit. Die Baukosten stiegen enorm und auch die Auslastung blieb weit unter den Erwartungen, weshalb der Volksmund es einst als „Ballasthotel“ verspottete.

„Mannheimer Hof“ war lange gesellschaftlicher Mittelpunkt

Im Zweiten Weltkrieg war der mit Travertinplatten verkleidete Stahlbetonbau nur am Dachgeschoss beschädigt, 1945 von der amerikanischen Besatzungsmacht beschlagnahmt und als „Trumanhotel“ weitergeführt worden. Am 25. Juni 1955 wurde das Hotel der Stadt zurückgegeben und von ihr an den Steigenberger-Konzern verkauft, der es 1956 wiedereröffnete. Immer wieder stiegen hier Prominente ab.

Bis 2008 residierte der Fasnachtsprinz in einer Suite, das Haus galt Jahrzehnte als gesellschaftlicher Mittelpunkt, Ort zahlreicher Feiern bekannter Mannheimer Familien, Treffpunkt wichtiger Clubs und Vereine sowie Schauplatz legendärer Fasnachtsveranstaltungen.

Das endete jedoch weitgehend, als 2006 das zuvor direkt der Familie Steigenberger gehörende, unter Denkmalschutz stehende Gebäude veräußert wurde. Als Käufer trat zunächst der Israeli Ron Ben Haim auf, der das Haus renovierte und einen Wellnessbereich schuf. Dann übernahm es die israelische Schlomo-Investorengruppe. Ab September 2014 führte die - gleichfalls einem israelischen Geschäftsmann gehörende - Leonardo-Gruppe von David Fattal, die in Tel Aviv an der Börse notiert ist, das ehemalige Palasthotel. Die Gruppe betreibt in Europa und Israel 294 Hotels in 21 Ländern, in Mannheim auch noch das Leonardo City Center in N 7 und das Nyxx in F 4.

Mehr zum Thema

Insolvenz in Eigenverwaltung

Warum die Mannheimer Hotelgruppe Achat Insolvenz angemeldet hat

Veröffentlicht
Von
Christian Schall
Mehr erfahren
RNT2020

Massive Kritik an Mannheims neuen Straßenbahnen - das sagt der Projektleiter

Veröffentlicht
Von
Florian Karlein
Mehr erfahren

Zunächst hieß es 2014, dass das Hotel an der Augustaanlage weiter unter „Mannheimer Hof“ firmieren soll. Aber nur zwei Monate später wurde der Traditionsname gestrichen. Nun ist er wieder da. Aber außer dem alten Namen soll auch die Inneneinrichtung an die 1920er Jahre anknüpfen. Man habe „historische Details bewahrt“, sagt Yoram Biton, Managing Director der Leonardo Hotels Central Europe, aber dem gesamten Haus „eine moderne Auffrischung“ verpasst. Die Investitionssumme wurde aber trotz mehrfacher Nachfrage nicht genannt.

Lobby des Mannheimer Hof im Stil der 20er-Jahre

Aber man sieht, dass sich viel verändert hat. Die Lobby ist komplett neu möbliert im Stil der 1920er Jahre, alle 192 Zimmer und Suiten sind modernisiert worden, wobei das Design nicht einheitlich ist. Meist dominieren bei Möbeln, Betten und deren Bezügen aber Gold-, Blau- und Nougattöne. Auch alle Bäder seien modernisiert, sagt Sejda Zekotic. Bei den Fluren und im Treppenhaus, wo frische Anstriche und neue Teppichböden vorgesehen sind, laufen die Arbeiten teilweise noch. Den Sauna- und Fitnessbereich habe man vergrößert.

Ganz neu ist der Empfang: Statt eines Tresens, hinter dem Mitarbeiter und vor dem die Gäste stehen, gibt es drei Arbeitsplätze an Schreibtischen mit Stühlen auf beiden Seiten - das ist in Hotels selten. Komplett aufgefrischt sowie mit moderner Tagungstechnik und teils großen Bildschirmen ausgestattet sind sämtliche neun Bankett- und Tagungsräume. Und in der Lobby steht jetzt eben statt der schmalen Bar an der Stirnseite die große, neue Bar mitten im Raum.

Musikkabarett Schatzkistl ist weiter im Haus

Was es nicht mehr gibt, das ist der Konferenzraum Carl Benz. Hier wird ab Januar, zusätzlich zu dem großen Frühstücks- und Buffetraum, ein neues À-la-carte-Restaurant entstehen, das über etwa 30 Plätze verfügt. Ob es nur abends, nur mittags oder komplett geöffnet ist, steht laut der Direktorin noch nicht fest: „Wir probieren das aus, wie es ankommt.“

In jedem Fall soll es ab Sommer 2025 wieder Veranstaltungen im - lange ungenutzten und nun umgestalteten - Innenhof geben, kündigt Zekotic an. Vom Umbau nicht betroffen ist das Musikkabarett Schatzkistl, doch sei man froh über dieses Kleinkunst-Kleinod im Haus und wolle weiter gut zusammenarbeiten, versichert sie.

Redaktion Chefreporter

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke