Streik im Öffentlichen Dienst

Warnstreik am Montag: Mannheimer stehen bei Bürgerdiensten vor verschlossenen Türen

Ob mit oder ohne Termin: Mannheimerinnen und Mannheimer haben am Montag erst wegen des Zettels an der geschlossenen Tür des Bürgerzentrums von dem Streik bei den Bürgerdiensten erfahren. Nicht alle zeigten Verständnis

Von 
Julius Paul Prior
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Vor verschlossenen Türen: Am Montag kamen Menschen mit und ohne Termin wegen eines Streiks vergeblich zum Bürgerdienst in K7. © Julius Paul Prior

Mannheim. Verwirrte Blicke und genervte Gesichter haben die verschlossenen Türen des Bürgerdienstes der Stadt Mannheim in K7 ausgelöst. Die Mitarbeitenden des Bürgerdienstes hatten sich kurzfristig dem Streik der Angestellten der Stadt Mannheim, zu dem die Gewerkschaft Verdi aufgerufen hatte, angeschlossen. Mitbekommen haben das einige erst anhand eines Zettels, der an der Tür hing. „Alle Standorte des Fachbereichs Bürgerdienste sind aufgrund eines angekündigten Warnstreiks heute geschlossen“, war dort zu lesen. „Ein bisschen sehr kurzfristig“, kommentiert Dominik Scheuermann die Ankündigung, die auch dem „Mannheimer Morgen“ erst am Montagmorgen geschickt wurde.

Eigentlich hatte Scheuermann einen Termin bei den Bürgerdiensten. Als er den Grund für die geschlossenen Türen sieht, flucht er. „Das ist immer blöd. Vor allem, wenn man sich hierfür extra alles freigeschaufelt hat“, sagt er weiter. Trotzdem nimmt er es am Ende leicht und sagt lachend: „Dann geht man eben einen Kaffee trinken. Hoffentlich streiken die nicht auch noch.“

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Ein Sprecher der Stadt teilte mit, dass die Personen, die einen Termin gehabt hätten, „im Vorfeld informiert“ worden seien. Um einen neuen Termin müssen sich Betroffene nun selbst kümmern, hieß es weiter. Alleine denjenigen, die bereits länger vereinbarte Termine beim Standesamt hatten, sei ein neuer Termin zeitnah angeboten worden.

Betroffene zeigen Verständnis

Wie Scheuermann hegt auch Frank Sperlich keinen Groll. Er ist am Sonntag aus Peking gekommen und wollte seine Kinder für die Schule anmelden – auch er hatte einen Termin ausgemacht und erst vor der Tür von dem Streik erfahren. „Das macht es natürlich ein bisschen schwierig“, sagt er. Damit die Mädchen so wenig wie möglich verpassen, sollten sie so schnell wie möglich in die Schule, erklärt er. Verständnis für den Streik hat er trotzdem: „Das hat sicher alles seine Daseinsberechtigung.“ Auch über den bereits angekündigten Streik in den Kindergärten und – was das sozialpädagogische Personal angeht – Schulen kann Sperlich noch scherzen: „Dann brauche ich die Kinder ja auch gar nicht anmelden.“

Weniger Verständnis hatten einige Menschen, die keinen Termin hatten. Einige Weitere, die noch Probleme mit der Sprache haben und zur Ausländerbehörde wollten, konnten ebenfalls nicht mit den Streikenden sympathisieren: „Ich warte seit Dezember, dass ich mein Visum bekomme. Meine vorläufige Aufenthaltsgenehmigung ist gestern abgelaufen“, sagt ein Mann, der anonym bleiben will.

Verdi hofft auf Erfolge

Aufseiten der Streikenden sei die Stimmung dagegen „großartig“ gewesen, sagt Kathrin Biro, Geschäftsführerin von Verdi Rhein-Neckar. Die Mitarbeitenden des Stadtraumservice fuhren unter anderem mit den Müllwagen durch die Stadt und trafen sich am Ende für eine Kundgebung am Paradeplatz. Hier haben laut Biro etwa 600 Menschen teilgenommen.

Auch in den Kindergärten und Schulen ist bereits ein Streik geplant – am kommenden Mittwoch. „Eltern trifft so etwas immer hart. Wir hoffen aber auf Verständnis“, zeigt Biro auch Verständnis für frustrierte Eltern. Sie erklärt allerdings auch, dass nur mit angemessener Bezahlung eine gute Betreuung möglich sei.

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