Warnstreik

Berufspendler stellen sich gut auf den Warnstreik beim RNV ein

Das erwartete Verkehrschaos blieb aus aufgrund des RNV-Warnstreiks aus. Der Verkehr fließt ohne große Stockungen etwa über die Friedrich-Ebert-Brücke, über die Kurpfalzbrücke und den Innenstadtring

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Valerie Gerards
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Vor dem Betriebshof der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) in der Möhlstraße streikten die Mitarbeitenden – Busse und Bahnen blieben am Freitag im Depot. © Valerie Gerards

Mannheim. Es ist eigentlich ein ganz normaler Freitagmorgen auf den Straßen in Mannheim; außer, dass die Busse und Straßenbahnen nicht fahren. Während die Haltestellen, an denen die Anzeigentafeln auf den Warnstreik beim Verkehrsunternehmen RNV hinweisen, fast völlig verwaist sind, rollt die allmorgendliche Blechlawine durch die Quadratestadt. Doch wer ein Verkehrschaos erwartet hat, weil viele Pendler auf den eigenen Wagen zurückgreifen, der wird eines Besseren belehrt. Der Verkehr fließt ohne große Stockungen etwa über die Friedrich-Ebert-Brücke, über die Kurpfalzbrücke und den Innenstadtring.

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Was sich am Morgen schon abzeichnet, bleibt im Prinzip den ganzen Tag über so. Lediglich im Feierabendverkehr stockt es etwas auf dem Innenstadtring. Hier sind mitunter Fußgänger schneller unterwegs. Das liegt vor allem an einer neuen Baustelle im Bereich des Luisenrings, die an diesem Tag eingerichtet worden ist. Am frühen Abend müssen die Autofahrer sich dann noch wegen der Demonstration der Klimaaktivisten von Fridays for Future in Geduld üben. Diese laufen vom Schloss kommend durch die Innenstadt und sorgen so für Stau.

Mehr als 800 Demonstrierende waren es nach Polizeiangaben, die am Freitagabend auf Initiative von for Future durch die Stadt zogen. © Michael Ruffler

Auch die Polizei hatte in der Innenstadt aufgrund des Warnstreiks mit Staus gerechnet. Ein Polizeisprecher bezeichnete auf Anfrage die Verkehrslage in Mannheim angesichts des anstehenden Wochenendes, des einsetzenden Feierabendverkehrs und der Baumaßnahmen auf dem Ring als normal . „Wir haben sicherlich etwas mehr Verkehr“, aber das Verkehrsaufkommen liege unter den Erwartungen.

„Es wird alles teurer“

„Ich möchte mehr Geld für die Dienstleistung, die ich erbringe. Denn es wird alles teurer, und ich möchte auch noch leben können“, erklärt eine Fahrerin des RNV gegenüber dieser Redaktion, warum sie in den Warnstreik getreten ist. Der Ausstand begann um 3 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt standen die Gewerkschaftler mit Zelten und heißem Kaffee dezentral an den fünf Betriebshöfen des RNV in Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen und Edingen. „Die Beteiligung ist super“, sagt Gewerkschsftsekretärin Nadja Kürten. Etwas mehr als die Hälfte der rund 2400 Beschäftigten des RNV seien gewerkschaftlich organisiert.

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Der Streik hatte aber auch Konsequenzen für diejenigen, die kein Mitgliederausweis von Verdi haben. Denn der Rhein-Neckar-Verkehr kann mit einer so stark dezimierten Belegschaft den Betrieb nicht aufrecht erhalten. Er benötigt wie jeden Tag alle eingeplanten Beschäftigten im Einsatz. Laut RNV-Unternehmenssprecher Moritz Feier sei der Betrieb, abgesehen von einer Notbesetzung, stillgelegt gewesen. Nicht streikende Beschäftigte hätten für diesen Tag Urlaub nehmen oder Überstunden abbauen müssen, „um den Betriebsfrieden zwischen Streikenden und Nicht-Streikenden zu wahren“.

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Verdi hatte die Beschäftigten des Nahverkehrs zum Streik aufgerufen, weil sich die Tarifparteien in den beiden bisherigen Verhandlungsrunden nicht auf einen neuen Tarifvertrag einigen konnten. Bei den Gesprächen hätten die kommunalen Arbeitgeber im Januar „gar nichts auf den Tisch gelegt“. Ende Februar seien sie mit einem Angebot gekommen, das „einfach respektlos ist“, sagt Kürten: drei Prozent mehr Lohn zum Oktober 2023 und zwei Prozent zum Juni 2024 bei einer Laufzeit von 27 Monaten, dazu zwei Sonderzahlungen von 1500 Euro im Mai und 1000 zum Januar nächsten Jahres. Das ist Verdi zu wenig. „Wir wollen, dass die kleineren Einkommensklassen mehr partizipieren. Ein Fahrer fängt ungefähr mit 2800 Euro brutto an. Was bleibt denn da hängen?“, fragt Kürten.

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Beim RNV hofft man, dass sich die Tarifparteien schnell einigen, damit es zu keinen weiteren Warnstreiks kommt. „Wir sind daran interessiert, dass der ÖPNV langfristig auf dem Personalmarkt wettbewerbsfähig bleibt. Die Verkehrswende braucht Menschen, und dazu gehört eine auskömmliche Bezahlung“, sagt Feier. Gleichzeitig wisse der RNV um die Zwänge der öffentlichen Kassen.

Demo beginnt am Schloss

Die Mobilitätswende ist auch eines der Ziele von Fridays for Future, die am Freitag zum globalen Klimastreik aufgerufen hatten. Laut Polizeiangaben marschierten rund 800 Streikende ab 17 Uhr vom Schloss ausgehend durch die Innenstadt. Sie kritisierten etwa die mangelhafte Verkehrspolitik, klimaschädliche Subventionen und die Räumung von Lützerath für den Braunkohletagebau.

Freie Autorin

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