Einzelhandel - Am ersten Werktag nach Weihnachten hält sich der Konsumrausch in Grenzen / Absage an 2G-Bändchen-Lösung

Absage an 2G-Bändchen für den Einkauf in Mannheim

Von 
Christian Schall
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Bis zum Montagnachmittag füllte sich die City, wie hier die Planken im Bereich von O 7. © Thomas Tröster

Mannheim. Die zweieinhalbtägige Shopping-Zwangspause ist vorbei, trotzdem ist die Innenstadt am Montagvormittag wie ausgestorben. „Ich war noch nie so schnell in der Stadt und im Laden wie heute Morgen“, sagt Raphael Pellegrini, der ein Schuhgeschäft in der Fressgasse hat. Das ist für einen Wochenanfang nichts ganz Ungewöhnliches, doch dieser erste Werktag nach Weihnachten ist aus Einzelhandelssicht immer ein besonderer. Viele Menschen haben Urlaub und nutzen die Freizeit für einen Shoppingtag, um die Geldgeschenke und Gutscheine einzulösen oder nicht gefallende Präsente umzutauschen.

Dieses Jahr nicht oder weniger, was irgendwie zu den vergangenen Adventswochen passt. „Der ganze Dezember war schon eine Katastrophe, das habe ich so noch nie erlebt“, schildert Pellegrini, der seit 20 Jahren im Geschäft ist und entsprechend viel Erfahrung mitbringt. „Wir haben mit Schuhen aber nicht so das klassische Weihnachtsgeschenk, und auch als Gutschein verschenkt man das eher nicht.“

Immerhin füllt sich die City zum Nachmittag, trotzdem bieten fast alle Parkhäuser noch freie Plätze, was sonst zwischen den Jahren ebenfalls ungewöhnlich ist. Viele Paare sind unterwegs sowie Familien mit Kindern. „Die Kinder brauchen noch etwas zum Anziehen“, sagt ein Familienvater aus Frankenthal, der seinen Namen nicht in den Medien lesen will, „vor Weihnachten hatten wir keine Zeit mehr, und jetzt ist es einfach entspannter“.

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Warteschlangen täuschen

Doch das Bild, das sich auf den Planken bietet, ist ein wenig verzerrt. Viele Passanten gehen dort nur spazieren, trinken einen Kaffee auf der Hand, bleiben den Läden aber fern. Darüber können auch nicht die Warteschlangen vor einigen Läden hinwegtäuschen, die sich meist nur dann bilden, wenn jemand bei der Impfstatuskontrolle seinen Personalausweis nicht sofort parat hat. Auf der anderen Seite der Ladentür verteilen sich die vermeintlichen Massen und sind weit von dem entfernt, was man aus der Vor-Corona-Zeit kennt. Einzig die Häuser, die mit Rabattaktionen locken, sind stärker frequentiert. Hier müssen Kundinnen auch an den Kassen etwas länger warten.

Bei Kindern immer beliebt ist Spielzeug, das zeigt sich am Montag einmal mehr in den Abteilungen bei Galeria, Drogerie Müller oder im inhabergeführten Urmel in der Kunststraße. „Die Frequenz in der Stadt spiegelt sich bei uns wider“, sagt Urmel-Inhaber Wolfgang Blatt. „Es war ein guter Tag, und wir sind hoffnungsvoll für den Rest der Woche.“ Die Umsetzung der – im Handel heftig kritisierten – 2G-Regel funktioniere immer besser, weil die Kunden jetzt Bescheid wüssten und sich daran gewöhnt hätten. „Das macht es auch uns einfacher.“ Deshalb ist Blatt dafür, die Regel beizubehalten, bis die Inzidenzwerte wieder sinken. „Die Leute sind damit zufrieden und fühlen sich sicherer.“

Armbändchen, wie sie Engelhorn verteilt, gibt es nicht flächendeckend. © c. schall

Für eine Lösung, die in den vergangenen Wochen immer wieder diskutiert worden ist, hat sich Engelhorn entschieden: das Armbändchen am Handgelenk. Wer am Eingang einer der Häuser seinen Impf- oder Genesenstatus nachweisen kann, erhält ein Armbändchen, so dass er das Kontroll-Prozedere in den anderen Häusern des Unternehmens umgehen kann. Das verkürzt den Zugang erheblich. Um Missbrauch zu verhindern, wechseln die Farben der Bänder täglich.

Könnte das eine Lösung für die gesamte Innenstadt sein? Andere Kommunen im Land – unter anderem Freiburg, Villingen-Schwenningen, Baden-Baden, Heilbronn und Ulm – haben die Armbändchen, oder alternativ Stempel, eingeführt. „Die Bändchenlösung ist dann möglich, wenn die Städte und Gemeinden das in die Hand nehmen und vor Ort umsetzen“, sagte vergangene Woche ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Stuttgart der Nachrichtenagentur dpa.

„Bei dieser Fragestellung ist in erster Linie der Einzelhandel und die City-Werbegemeinschaft tangiert“, erklärte dazu ein Rathaus-Sprecher in Mannheim. Der Werbegemeinschafts-Vorsitzende, Lutz Pauels, winkt ab: „Wir haben entschieden, das nicht zu tun. Die Bändchen oder Stempel sind eine gute Idee, die Umsetzung bedeutet aber viel Aufwand.“ Das Konzept habe mehr Nachteile als Vorteile. So sei es schwierig, die Bändchen fälschungssicher zu gestalten oder eine zentrale Anlaufstelle einzurichten. (mit dpa)

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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