So viele gute Neuigkeiten hat Christian Specht nicht alle Tage zu verkünden. Die erste ist eine Personalie, die erklärt, warum der Erste Bürgermeister die Sitzung des Gemeinderats leitet: Stadtoberhaupt Peter Kurz, von dem er vor einer Woche ein „akutes orthopädisches Problem“ vermeldete, gehe es besser. Nach einer Bandscheiben-Operation wolle der Oberbürgermeister seine Amtsgeschäfte schon Anfang nächster Woche wieder aufnehmen.
Dann gibt Specht das Wort weiter an Peter Schäfer, der „frohe Botschaften“ habe. Das kann man vom Gesundheitsamtschef leider nicht immer sagen. Doch diesmal berichtet Schäfer aus fast allen Bereichen von einem deutlichen Rückgang des Infektionsgeschehens. Schon ab Sonntag könnte es umfassende Lockerungen geben. Voraussetzung ist aber, dass der Inzidenzwert bis Freitag nicht wieder über 100 steigt.
Mit bis zu 100 Zuschauern
Was dann möglich wäre, stellt wiederum Specht vor: Unter anderem dürften Restaurants und Cafés zwischen 6 und 21 Uhr wieder öffnen, die nächtliche Ausgangssperre fiele weg, und private Treffen wären wieder mit fünf Personen aus zwei Haushalten erlaubt (unter 14-Jährige, Geimpfte und Genesene zählen dabei nicht mit). Im Bildungsbereich – von der Abendakademie bis zur Universität – könnten bestimmte Präsenzveranstaltungen abgehalten werden, der Einzelhandel dürfte bis zu zwei Kunden auch ohne Voranmeldung in die Läden lassen. Im Freien wären wieder Konzerte, Theaterstücke, Filmvorführungen und Sportereignisse mit bis zu 100 Zuschauern möglich, bei kontaktlosem Breitensport stiege die maximale Teilnehmerzahl auf 20.
Voraussetzungen etwa für die Öffnung der Gastronomie sind indes Hygienekonzepte, zu denen wie in der Vergangenheit vorherige Anmeldung und Kontaktdatenerfassung gehören. In Innenräumen wäre pro angefangene 2,5 Meter eine Person erlaubt, im Außenbereich gäbe es keine Begrenzung. Der Mindestabstand zwischen den Tischen müsste drinnen und draußen 1,50 Meter betragen. Gäste bräuchten zudem ein negatives Schnelltest-Ergebnis, das nicht älter als 24 Stunden sein dürfte. Davon ausgenommen – das gilt überall – wären vollständig Geimpfte und Menschen, die im vergangenen halben Jahr von einer Corona-Infektion genesen sind.
Wert aus Berlin entscheidet
All die Lockerungen kommen jedoch nur, wenn die Inzidenz bis einschließlich Freitag konstant unter 100 bleibt. Entscheidend ist dabei der offizielle Wert, den das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin jeden Morgen für Mannheim ausweist und der die Neuinfektionen vom Vortag enthält. Dienstagfrüh lag er bei 83,7. Mit den am Abend von der Stadt gemeldeten 65 neuen Fällen stieg der am Mittwoch vom RKI gemeldete Wert wieder etwas auf 87,2.
Sollte die 100er-Marke erneut überschritten werden, müsste sie erst wieder an fünf Werktagen in Folge darunter fallen, ehe die geplanten Öffnungsschritte möglich wären.
Positive Nachrichten – jedenfalls für viele Menschen, die sehnsüchtig auf einen Termin warten – hat Specht auch zum Impfen. Die Stadt bietet am nächsten Montag eine AstraZeneca-Sonderaktion für alle Menschen in Mannheim an. Dafür stehen nach Angaben des Ersten Bürgermeisters 3000 Dosen zur Verfügung. Die Impfungen sollen im Obergeschoss der Alten Feuerwache vorgenommen werden. Um lange Schlangen wie in anderen Kommunen zu vermeiden, muss man sich allerdings vorab anmelden. Wie das ablaufen soll, wird in den kommenden Tagen bekanntgegeben.
Ferner werde die Impfaktion in der Neckarstadt-West, eigentlich auf zehn Tage angelegt, um vier weitere bis einschließlich Sonntag verlängert, so Specht. Die anfänglich sehr hohe Bereitschaft habe etwas nachgelassen. Bislang hätten etwa 18 Prozent der in dem Stadtteil gemeldeten 18- bis 65-Jährigen von dem Angebot Gebrauch gemacht, darunter sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund. Viele schickten „quasi als Pionier“ erstmal ein Familienmitglied, dem später weitere folgten.
„Niemand soll darunter leiden“
Der Erste Bürgermeister kündigt weitere Aktionen in anderen Quartieren an mit hoher Wohndichte und sozialen Problemen an. Als Beispiele nennt er Waldhof-Luzenberg, die Rheinau und die Schönau. Konkret festlegen will sich Specht da jedoch nicht, weil die Voraussetzung immer zusätzliche Impfstofflieferungen vom Land seien. Denn niemand, der auf einen Termin der Maimarkthalle warte, „soll darunter leiden“.
Auch dazu gibt es eine gute Neuigkeit: Der Vertrag für das Impfzentrum, das die Stadt im Auftrag des Landes betreibt, wurde bis Mitte August verlängert. Bisher war er nur bis Ende Juni befristet. Specht betont auch, man habe trotz bisweilen unzuverlässiger Impfstoff-Liefermengen in der Maimarkthalle noch keinen einzigen Zweittermin absagen müssen, stets würden ausreichend Reserven bereitgehalten.
In der anschließenden Aussprache im Gemeinderat werden zu fast allen Corona-Themen Nachfragen nach Details gestellt. Kritik ist jedoch so gut wie gar nicht zu hören. Dafür umso mehr Freude über so viele positive Nachrichten.
Info: Mögliche Lockerungen ab Sonntag unter https://bit.ly/3wdtNc4
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-viele-lockerungen-ab-sonntag-in-mannheim-moeglich-impfaktion-mit-astrazeneca-_arid,1798762.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[2] https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/aktuelle-infos-zu-corona/aktuelle-corona-verordnung-des-landes-baden-wuerttemberg/