Mannheim. So kann Fahrrad fahren in der Innenstadt auch aussehen: Der Mannheimer Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) hat am Samstag am Kaiserring – beginnend an der Kunststraße bis kurz vor dem Hauptbahnhof – eine sogenannte Popup-Bike-Lane, also eine temporäre Radspur, eingerichtet. Zusätzlich wurden die Parkplätze entlang der Strecke für eine Ausstellung von Lastenrädern genutzt. Robert Hofmann vom ADFC freute es, dass die Aussteller trotz Sommerhitze den Weg hierher gefunden haben: LaMA (Lastenfahrrad Mannheim), QuadRadEntscheid, Kidical Mass, die Firma Altig und die Grünen waren dabei. Ihr erklärtes Ziel ist, mehr Menschen dazu zu bewegen, auf das Rad umzusteigen.
Wieder am 27. Juni
- In der Corona-Krise werden auch in Mannheim vermehrt Pop-Up-Bike-Lanes eingerichtet – temporäre Fahrradwege auf Kosten von Autospuren. Jetzt schaffte der Kreisverband Mannheim des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADF) am Samstag erneut Fakten: Am Kaiserring zwischen Kunststraße und Bismarckstraße hat er nach einer ersten Aktion im Jahr 2020 an gleicher Stelle sowie Aktionen am Luisenring Mannheims vierte offizielle „„PopUp-BikeLanes“ eröffnet – und sogar eigenhändig zur Farbe gegriffen.
- Für Autofahrer bedeutet der temporäre Radweg allerdings: In die entsprechende Fahrtrichtung eine Spur weniger. Die nächste „PopUp-BikeLane“ am Kaiserring ist am Samstag, 27. Juni von 10 bis 16 Uhr, N7,M7,L14 mit Lastenrad-Ausstellung.
„Das Fahrrad hat sich in der Corona-Pandemie als krisenfestes Verkehrsmittel etabliert“, sagte Hofmann. Mehrere Studien zeigten, dass mit dem Ende der Beschränkungen der Radverkehr zugenommen habe – in Mannheim mehr als 20 Prozent. Doch viele, die eigentlich auf das Fahrrad umsteigen möchten, trauten sich nicht. Vor allem Mütter mit Kindern und Senioren hätten Angst wegen des starken Verkehrsaufkommens und weil die Autofahrer trotz Vorschrift nicht genügend Abstand hielten, so Hoffmann. „Deshalb brauchen wir mehr Radstrecken.“ Die Stadt unternehme zwar viel, beispielsweise mit der neuen Fahrradstraße am Josef-Braun-Ufer in Neuostheim. Hoffmann aber kritisiert, dass es zu langsam vorangehe. Menschen, die umsteigen möchten, müssen auch genügend Platz dafür haben.
Hofmann rechnet vor: Es gebe 154 000 Autos in Mannheim bei rund 320 000 Einwohnern. Doch in Sachen Verkehr würde die Stadt vornehmlich für Autofahrer geplant und die restlichen 166 000 Einwohner vergessen. Beispielsweise, so Hoffmann weiter, könnten mehr Schüler mit dem Rad in die Schule fahren. Doch die Radwege seien nicht sicher, weil oft zugeparkt. Es existiert kein durchgehender Radweg rund um Mannheims Ring. An zwei Stellen – nämlich am Kaiserring und am Luisenring in Höhe des MVV-Hochhauses – endet der Steifen plötzlich, so dass Radfahrer auf die Straße ausweichen müssen.
Immer wieder verschoben
Bereits 2005 wurde im Rahmen des Entwicklungskonzeptes Innenstadt (EKI) das Projekt „Boulevard Kaiserring“ entwickelt, das einen Radstreifen vorsieht. Doch das Vorhaben wurde immer wieder zurückgestellt: Zunächst wegen Sanierung der Planken, dann wegen der Bundesgartenschau und jetzt wegen der Baustelle am Hauptbahnhof. „Wir wollen der Stadt heute die Möglichkeit zeigen, wie man mit wenig Mitteln einen sicheren Fahrradweg schaffen kann. Man braucht die Dinge nicht immer bis zum letzten Punkt durchzukonstruieren“, findet Hofmann.
Zufällig vorbeikommende Radfahrer begrüßten die Popup-Bike-Lane am Kaiserring. „Ein durchgehender Radweg an Mannheims Ring wäre schon gut“, meinte Niklas Meinert aus Feudenheim. Minh Phuoc Huynk fährt die Strecke von der Kunststraße bis zur Bismarckstraße normalerweise nicht gern mit dem Rad: „Wegen dem starken Verkehr, besonders zu Berufszeiten, weil die Autos mir da immer gefährlich nahe kommen.“
Projekt für nach der Buga?
Anika Nöske von LaMa versuchte, interessierten Bürgern bei einer Proberunde die Freude und den Spaß an einer Fahrt mit ihren mietfreien Lastenrädern zu vermitteln. „Damit sind sogar Rollstuhltransporte möglich“, zeigte sie. Bei Lars Vogel vom Radladen holte Tina Kleinböck aus Neckarhausen gerade ihr neues Lastenfahrrad ab. Mit ihrem dreijährigen Sohn Jaron fuhr sie anschließend zurück nach Hause. Die Strecke bis zum Wasserturm ohne Radweg sei kein Problem. „Das Lastenfahrrad ist sicher, die Autofahrer kennen das inzwischen und halten Abstand.“ Michael Link von der Firma Altig erklärte einem interessierten Besucher, dass er mit dem Lastenfahrrad auch größere Einkäufe problemlos bewältigen kann. „Doch leider fehlt an vielen Stellen die Infrastruktur, weil die Radwege teilweise zu schmal sind.“
„Wir Grünen sind für mehr Radwege in Mannheim, das ist der grüne Gedanke“, sagte Bezirksbeirätin Carolina Fenner. Sie geht davon aus, „dass das Projekt ‚Boulevard Kaiserring‘ nach der Bundesgartenschau in Angriff genommen wird“.
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