Mannheim. Pedelec - damit verbindet sich die Vorstellung von gemütlichem Pedaltreten mit Motorunterstützung, sodass auch bei schwindender Muskelkraft Berge erklommen werden können. Nicht von ungefähr erfreuen sich elektrisch angetriebene Fahrräder bei älteren Menschen großer Beliebtheit. Sie verführen aber auch zur Selbstüberschätzung kombiniert mit zu hohem Tempo. Deshalb bietet die Kreisverkehrswacht Mannheim Pedelec-Seniorentraining.
Profi-Tipps erhofft
Angemeldet haben sich für den zweieinhalbstündigen Kurs auf dem Areal der Jugendverkehrsschule sechs Frauen und ein Mann, vorwiegend Mitte Siebzig, aber auch jenseits der Achtzig. Ihre Motive sind unterschiedlich. Eine Teilnehmerin möchte sich endlich mit dem von ihren Kindern zu Weihnachten geschenkten E-Bike, wie Pedelecs meist genannt werden, vertraut machen. Profi-Tipps erhofft sich jene Frau, die mit Tochter und Enkeln in den Sommerferien eine Radtour nach Dänemark plant. Fast alle sind mit dem eigenen „Pedal Electric Cycle“ in die Oskar-von-Miller-Straße gekommen. Nur die Journalistin nutzt das Angebot eines Leih- Hybridrades, das für Neueinsteiger gedacht ist, die ausprobieren wollen, ob solch ein mit Wadenkraft wie Wattleistung betriebenes Gefährt überhaupt etwas für sie ist.
Bevor es ans Rundendrehen und Slalomkurven geht, bringt Michael Christoph Theorie näher - vom geeigneten Helm bis zum richtigen Umgang mit dem Akku. Der Fachberater, selbst begeisterter Pedelecnutzer, weiß dass Hightech- Räder unerwünschte Begehrlichkeiten auslösen. Er hat sich für ein Faltschloss mit akustischem Alarm bei Manipulation entschieden. Während im Schulungsraum noch gelauscht wird, baut Michael Striehl auf den Mini-Straßen der Verkehrsschule einen Slalom auf - zunächst mit großzügigen Abständen zwischen den Gummikegeln. Schließlich soll niemand schon beim ersten Kringeldrehen in Schieflage geraten. Ohnehin wird erst mal geübt, beim Abbiegen aus dem kleinen Kreisel links, dann wieder rechts ein deutliches Handzeichen zu geben und dabei über die Schulter zu schauen. Michael Striehl nimmt sofort wahr, wenn jemand nur noch eingeschränkt den Kopf zu drehen vermag, was den Rückwärtsblick erschwert. Er hat einen praktischen Tipp: Über den zwar schon losgelassenen, aber noch nicht ausgestreckten Arm prüfend nach hinten sehen. „Ja, das geht leichter“, kommentiert eine Seniorin.
Beim Geradeausradeln beflügelt der Unterstützungsschub, der aus dem Hilfsmotor ( bis zu 25 „Sachen“) kommt. Wie flott die Fahrt ist, fällt hingegen auf, wenn das Umrunden eines Kegels im Gras neben dem Asphalt endet. Auch richtig stoppen - wenn beispielsweise ein Kind über Straße rennt - will geübt sein. Und deshalb gehört zum Training: erst mächtig in die Pedalen treten und dann voll bremsen. Aber mit beiden Handbremsen gleichmäßig, wenn es keinen „Rücktritt“ gibt! Der abrupte Halt, so die Kurserfahrung, vermag aus der Balance zu bringen. Außerdem offenbart sich mangelndes Gleichgewicht, wenn das Durchradeln einer markierten Schmalspur zur Wackelpartie gerät. Wer herausfinden möchte, ob beziehungsweise warum es beim Pedelec-Fahren hapert, für den ist ein Training bei der Verkehrswacht äußerst lehrreich.
Zu denken sollte geben, dass beim Radeln unter Strom der Anteil von Alleinunfällen besonders hoch ist - beispielsweise aufgrund unterschätzter Geschwindigkeit und/oder zu wenig Fahrpraxis. Übrigens ist es eine schlechte Idee, zu einer Feier mit Alkoholgenuss nur das Auto in der Garage zu lassen, sich aber aufs Pedelec zu setzen. Wer darauf mit 1,6 und mehr Promille erwischt wird, ist für eine Weile seinen Pkw-Führerschein los. Kurs-Voranmeldungen: 0621/41 57 00.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-verkehrswacht-bietet-training-an-wie-senioren-in-mannheim-mit-dem-pedelec-durchstarten-_arid,1941604.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html