Statistik - Positive Entwicklung bei Gesamtstraftaten – aber Zahl der Sexualdelikte steigt weiter / Bürgermeister Christian Specht mahnt zu Wachsamkeit bei Cybercrime

Verbreitung von Kinderpornografie nimmt zu

Von 
Stefanie Ball
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Eine Kriminaloberkommissarin sitzt in einem Büro vor einem Auswertungscomputer auf der Suche nach Kinderpornografie und Fällen von sexuellem Missbrauch. © dpa

Es ist ein Erfolg mit einer Schattenseite: Das Polizeipräsidium Mannheim verzeichnet den niedrigsten Stand an registrierten Straftaten der vergangenen 18 Jahre. Diebstahl, Raub, Betrug, Wohnungseinbrüche – überall sind die Zahlen rückläufig. Nur ein einziger Bereich verzeichnet wiederholt einen massiven Anstieg: die Sexualdelikte. Dies gilt für alle Städte, für die das Polizeipräsidium zuständig ist, Mannheim, Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis.

Insgesamt lag die Zahl der Sexualstraftaten bei fast 1200, ein Plus von 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Gründe für den Anstieg sind nach Polizeiangaben hauptsächlich die Verbreitung kinderpornografischer Schriften durch Kinder, Jugendliche und Heranwachsende, die gedankenlos Fotos über Messenger-Dienste verbreiten.

Polizeipräsident Siegfried Kollmar unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Präventionsarbeit, um Jugendliche in der Mediennutzung zu schulen. Zugleich betonte er, dass in der digitalen Welt „kein rechtsfreier Raum“ entstehen dürfe.

Auch die Fallzahlen exhibitionistischer Handlungen, die unter die Sexualdelikte fallen, sind gestiegen, allerdings handelt es sich hierbei um einzelne Täter, die ganze Serien begangen haben. Daneben gibt es eine Nicht-Regierungsorganisation in den USA, die aktiv im Internet nach Sexualstraftaten sucht und diese dann nach Deutschland ans Bundeskriminalamt meldet.

© MM-Grafik

Corona legt Dieben das Handwerk

Ansonsten dürften sich angesichts eines Rückgangs der Straftaten um 17,9 Prozent die Menschen auf Mannheims Straßen noch nie so sicher gefühlt haben. Aber: Sie waren in Zeiten von Lockdown, Homeoffice und Corona-Auflagen auch nicht so viel unterwegs wie sonst. Welchen Effekt die Corona-Pandemie auf die insgesamt rückläufige Entwicklung hat, lässt sich aber schwer sagen. „Wir gehen davon aus, dass der Rückgang der Delikte gerade im öffentlichen Raum mit den Einschränkungen der Pandemie zu tun hat“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums. Diese Delikte machen fast die Hälfte aller erfassten Fälle aus; in Mannheim waren es 2021 rund 12 000, etwa 15 Prozent weniger als im Vorjahr. Vor der Corona-Pandemie, etwa im Jahr 2017, wurden hier fast 18 000 Straftaten registriert.

Rückläufig ist auch die häusliche Gewalt; in Mannheim wurden im vergangenen Jahr 409 Fälle erfasst, vier Prozent weniger als im Jahr 2020. Allerdings sind das auch nur die Fälle, in denen die Opfer die Polizei gerufen und später Anzeige gegen ihren Partner (oder ihre Partnerin) erstattet haben. „Nicht alles wird polizeilich bekannt“, betonte der Polizeisprecher. Immerhin, ein noch vor der Pandemie im Spätherbst 2019 gestartetes Projekt beim Polizeipräsidium Mannheim, das vor allem die Anzeigenbereitschaft erhöhen soll, indem Opfer proaktiv durch speziell ausgebildete Fachkräfte begleitet werden, scheint seine Wirkung zu entfalten. Wenngleich die Zahlen insgesamt mit mehr als 400 Fällen in Mannheim, 500 im Rhein-Neckar-Kreis und 160 in Heidelberg auf einem hohen Niveau verharren.

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Hunderttausende Euro ergaunert

Das bundesweite Phänomen der so genannten Anrufstraftaten, bei denen ältere Menschen am Telefon ausgetrickst werden, findet seine Opfer auch in den Städten der Metropolregion. Mit dem Enkeltrick ergaunerten Betrüger im vergangenen Jahr insgesamt 400 000 Euro. Damit ist die Schadenssumme im Vergleich zu 2020 gestiegen (340 000 Euro). In 20 Fällen gaben sich Täter als Polizeibeamte aus und brachten die Betroffenen um Ersparnisse von insgesamt 500 000 Euro. Das ist allerdings deutlich weniger als im Vorjahr, als sich der Schaden auf 1,5 Millionen Euro belief.

Nur bedingt vergleichbar mit dem Vorjahr sind die Zahlen zum Cybercrime, weil sich hier die Zählweise geändert hat. Künftig fallen unter Cybercrime die klassischen Delikte der Computerkriminalität und des Computerbetrugs, also das Ausspähen von Daten oder das Lahmlegen von Websiten durch Überlastungsangriffe.

Die Zahl der Fälle (631 in Mannheim) ist zwar rückläufig (minus 12,6 Prozent), der Schaden mit mehr als einer Millionen Euro (für den gesamten Polizeibezirk) aber immens. Auch wenn Banken neue Sicherungssysteme installiert haben und viele Menschen achtsamer mit ihren Daten umgehen – die Bedrohung durch Cybercrime gilt als hoch. So fordert Mannheims Erster Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Christian Specht, hier weiterzudenken: „Entsprechend der gesellschaftlichen und globalen Entwicklung müssen wir unseren Fokus nicht nur auf Straßenkriminalität, sondern vermehrt auch auf das Thema ‚Digitalisierung‘ und die daraus resultierende Cyber-Kriminalität richten, um hier entsprechend entgegenzuwirken.“

Freie Autorin

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