Mannheim. Der Mord an Polizist Rouven Laur sowie das Messerattentat auf fünf weitere Menschen bei einer Demo auf dem Marktplatz erschütterte vergangenes Jahr nicht nur die Menschen in Mannheim. Viele haben den Prozess aktiv mitverfolgt. Am Dienstagvormittag wurde das noch nicht rechtskräftige Urteil verkündet: Wie fassen die Menschen das Urteil auf? Wir haben uns in der Innenstadt umgehört.
Viele haben das Urteil in den Nachrichten im Radio mitbekommen oder im Internet darüber gelesen. Aber nicht jeder möchte sich zu dem brisanten Thema äußern. Das Urteil kennt Achim bereits, den Prozess hat er im „Mannheimer Morgen“ mitverfolgt. „Ich finde es gut, dass Sulaiman A. lebenslänglich bekommen hat“, sagt der Seckenheimer. Die Trauer sei allerdings nicht behoben. „Die Familie trauert weiter.“ Der 82-Jährige sei aber auf jeden Fall froh, dass der Täter nicht hoffen kann, frühzeitig aus der Haft entlassen zu werden.
Nach Urteil gegen Sulaiman A. - Frage der Abschiebung wird oft thematisiert
Ingrid geht der Mord an Rouven Laur noch immer nah. Die Tat habe die ganze Stadt erschüttert. „Ich muss oft an den jungen Polizisten denken“, gesteht die 87-Jährige. Überhaupt findet sie Gewalt an Vertretern der Staatsgewalt furchtbar. Sie findet es gut, dass Sulaiman A. lebenslänglich bekommen hat, hält aber nichts davon ihn abzuschieben. „Man weiß nicht, was in so einem Menschen vorgeht.“
Auch Tobias aus Ludwigshafen hält nichts von einer Abschiebung. „Der Angeklagte sollte eine Therapie bekommen und wieder eingegliedert werden“, sagt der 44-Jährige. „Der Messerangriff ist eine furchtbare Sache, aber man sollte nicht zwei Leben auslöschen.“ Mit dem Urteil an sich ist er aber einverstanden. „Lebenslänglich finde ich in Ordnung.“
Fabian findet einerseits, dass das Urteil „lebenslänglich“ gerechtfertigt für die Tat ist. Andererseits sieht er die Konsequenzen für die Steuerzahlenden. „Er kostet den Staat damit lebenslänglich Geld.“ Eine Abschiebung nach Afghanistan statt einer Haftstrafe in Deutschland sähe der 40-Jährige jedoch als falsches Signal. „Damit würden andere potenzielle Straftäter die Botschaft bekommen, dass das Schlimmste, das ihnen passieren könnte, ist, in die Heimat zurückgeschickt zu werden.“
Mutter eines Polizisten: „Als sei es mein eigener Sohn“
Eine Passantin, die anonym bleiben will, ist von dem Angriff auf Rouven Laur stark berührt, da sie ähnliches erlebt habe. „Ich bin selbst Mutter eines Polizisten, der bei einem Angriff ins Koma geschlagen wurde“, sagt sie. Ihrem Sohn gehe es inzwischen wieder gut. Er arbeite jedoch nicht mehr auf Streife. Das Schicksal von Laur habe sie dazu gebracht, sämtliche Gedenkstätten von ihm zu besuchen. „Als sei es mein eigener Sohn“, sagt sie. Ihrer Meinung nach müsste der Staat früher bei potenziellen Gefährdern und Tätern ein Augenmerk haben und eingreifen, damit es gar nicht erst zu Angriffen kommt. Mit dem Urteil lebenslänglich ist die Frau auf jeden Fall zufrieden.
Margit aus Mannheim sieht das Urteil ebenfalls als gerechtfertigt. Die 75-Jährige wäre dafür, dass der Täter nach der Haft in Sicherungsverwahrung käme. Eine Abschiebung fände sie jedoch nicht gut. „Er könnte zurückkommen und sich rächen, weil er seine Strafe im Gefängnis absitzen musste“, befürchtet sie. Auch Leon ist mit dem Urteil gegen Sulaiman A. einverstanden. „Ich finde es gerechtfertigt, dass er die Höchststrafe bekommen hat“, sagt der 24-Jährige. „Er hat einen Mord begangen.“ Der Student ist jedoch davon überzeugt, dass eine anschließende Abschiebung nicht der richtige Weg ist. „Er sollte stattdessen psychologisch behandelt werden.“
Sorgen vor einer vorzeitigen Entlassung des Verurteilten
Auf dem Marktplatz hat sich ein Fernsehteam eingefunden. Menschen schlendern über den Platz, manche bleiben an der Gedenkstätte von Laur kurz stehen. Ein 52-Jähriger ist mit dem Urteil gegen Sulaiman A. ebenfalls zufrieden. „Wunderbar“, betont er. Auch ein Paar aus Mannheim, das seinen Namen ebenfalls nicht in der Zeitung lesen möchte, ist mit dem Urteil gegen den Täter einverstanden. „Ich finde es gut, dass die Schwere der Schuld in das Urteil eingeflossen ist“, sagt der Mann. „Das sorgt dafür, dass er nicht mehr auf andere Menschen losgelassen wird.“
Vanessa findet das Urteil gerechtfertigt. Dennoch bemängelt die 30-Jährige, dass lebenslänglich in Deutschland nicht bedeute, dass der Täter nicht mehr aus der Haft kommt, wie das beispielsweise in anderen Ländern der Fall sei.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-das-sagen-menschen-in-mannheim-zum-urteil-gegen-sulaiman-a-_arid,2328597.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/politik_artikel,-laender-lebenslange-haftstrafe-nach-toedlichem-messerangriff-in-mannheim-verteidigung-will-keine-rev-_arid,2328428.html