Modenschau

Urban, offen, vielfältig: Mannheims Mode auf Augenhöhe

Beim Dächerfestival in Mannheim wurde Mode greifbar. Zwischen spontanen Modeldebüts und mutigem Design zeigte sich die Stadt im kreativen Aufbruch.

Von 
Elina Mandzyuk
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Modenschau im Rahmen des Mannheimer Dächerfestivals. © Jan-Eric Rauch

Mannheim. Über Mannheim zogen am Sonntag dichte Regenwolken, ein feiner Nieselregen legte sich über die Innenstadt. Doch das trübe Wetter konnte die Modebegeisterten nicht aufhalten: Vor dem Stadthaus N1 versammelten sich zahlreiche Besucherinnen und Besucher – mit Regenschirmen, wetterfester Kleidung und sichtbarer Neugier im Gesicht. Ursprünglich sollte die Modenschau „The Rooftop Runway“ hoch oben auf dem obersten Parkhausdeck N2 stattfinden. Doch der anhaltende Regen zwang die Veranstalter zu einer kurzfristigen Verlegung. Statt der luftigen Höhe bot nun der Bereich zwischen den Säulen des Stadthauses eine urbane Kulisse für den Laufsteg.

Festival mit ungenutzter Fläche als Bühne

Die Schau war Teil des Kulturfestivals Obendrauf & Zwischendrin, das die Mannheimer Innenstadt in eine Bühne für Kunst, Musik und Mode verwandeln will. Organisiert vom Kreativstudio over and odd im Rahmen des Projekts Startraum und der städtischen Initiative FutuRaum Mannheim, setzt das Festival auf kreative Zwischennutzung von Leerständen und ungenutzten Flächen. „Wir möchten Orte sichtbar machen, die im Alltag oft übersehen werden“, erklärte Valentin von der Haar, einer der Hauptorganisatoren. „Es geht darum, die Stadt aus neuen Perspektiven zu entdecken – und mit Leben zu füllen.“

Dieses Konzept zeigte sich an diesem Sonntag eindrucksvoll. Zwischen den Säulen des Stadthauses, umgeben von neugierigen Blicken und gedämpften Regentropfen, präsentierten junge Designerinnen und Designer aus Mannheim und der Region ihre aktuellen Kollektionen. Nachhaltigkeit, Vielfalt und Individualität standen im Mittelpunkt – eine klare Antwort auf die Herausforderungen der heutigen Modewelt. Die Models schritten selbstbewusst über den provisorischen Laufsteg, begleitet von rhythmischer Musik, die auch den Regen übertönen konnte.

Spontane Debüts und stolze Blicke aus dem Publikum

Die Besucher, teils eingefleischte Modefans, teils neugierige Passanten, genossen die Atmosphäre trotz der widrigen Bedingungen. „Kunst und Kultur mitten in Mannheim, frei zugänglich und für alle da – genau das macht dieses Festival so besonders“, sagte Nicole, die stolz ihren Sohn beobachtete. Dieser war erst am Morgen kurzfristig eingesprungen und stand nun als Model auf dem Laufsteg. „Es war eine spontane Entscheidung, aber er hat sofort zugesagt. Solche Chancen kommen nicht alle Tage.“

Modenschau im Rahmen des Mannheimer Dächerfestivals. © Jan-Eric Rauch

Ein Laufsteg für alle – und für alle offen

Die Vielfalt der präsentierten Kollektionen spiegelte die kreative Breite Mannheims wider. Von avantgardistischen Designs bis hin zu tragbarer Alltagsmode zeigten die jungen Talente, dass Mode in Mannheim mehr ist als nur Konsum – sie ist Ausdruck von Persönlichkeit, Haltung und Innovationsgeist. „Wir wollen mit der Schau zeigen, wie lebendig und vielfältig die Modeszene hier ist“, erklärte Meriem Lebdiri, Modedesignerin und Initiatorin von „The Rooftop Runway“. „Mannheim wächst als kreativer Standort, und die präsentierten Kollektionen sind ein Statement für nachhaltige und originelle Mode“, so Lebdiri.

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Die Vorbereitung der Show dauerte nur drei Wochen – ein straffer Zeitplan, der das Organisationsteam vor große Herausforderungen stellte. Von der Auswahl der Designer über die Koordination der Models musste alles schnell, flexibel und präzise umgesetzt werden. „Insgesamt präsentierten zwölf Designerinnen und Designer ihre Kollektionen bei der Schau – alle Bewerberinnen und Bewerber mit Bezug zu Mannheim wurden berücksichtigt“, berichtete Lebdiri.

Mode ohne Etiketten, Persönlichkeit statt Perfektion

Besonderer Wert wurde dabei auf Vielfalt gelegt: Neben dem regionalen Bezug sollten die Kollektionen ein breites Spektrum an Stilrichtungen und Ausdrucksformen abbilden. „Die Modenschau heute zeigt, dass die Mode nicht mehr kategorisiert werden muss. Sie kann mehrere Kulturen, Diversität und unterschiedliche Körper auf kreative Weise miteinander verbinden“, betonte Designerin Mika Weber.

Auch bei der Auswahl der Models legten die Organisatoren großen Wert auf Authentizität. Gesucht wurden Gesichter, die die Bandbreite der Gesellschaft widerspiegeln – verschiedene Altersgruppen, Hautfarben, Körperformen und Hintergründe sollten sichtbar werden. Designer Joost Vanderlaan ging dabei noch einen Schritt weiter: Er präsentierte nicht nur seine Kollektion, sondern nahm selbst am Lauf teil. „Mit meiner Mode möchte ich vor allem zeigen, wer ich bin und was mich ausmacht“, sagte er. Sein Auftritt sei ein Statement für Persönlichkeit und Selbstbewusstsein gewesen.

Junge Talente auf großer Bühne

Ein besonderer Fokus lag auf Nachwuchstalenten aus der lokalen Modeschule, die hier wertvolle Laufsteg-Erfahrung sammeln konnten. „Heute war mein dritter Laufsteg“, erzählte eins der Models mit einem strahlenden Lächeln. „Doch dieses Mal ist es besonders aufregend, weil so viele tolle Brands vertreten sind und die Vielfalt auf dem Catwalk einfach spürbar ist“, erklärte sie.

Am Ende wurde aus dem Regentag ein Fest der Kreativität und Vielfalt – ein Zeichen dafür, dass Mode mehr ist als nur Kleidung. Sie ist Ausdruck von Identität, Haltung und der lebendigen Kultur einer Stadt, die immer mehr zu einem kreativen Hotspot wird. Mannheim zeigt: Mode verbindet, inspiriert und macht sichtbar – und das ganz ohne Schubladen.

Freie Autorin

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