Mannheim. Eine Mülltonne auf dem Rücken, eine zweite zieht Patrick Antes mit dem anderen Arm hinter sich die Kellertreppe hoch. Mit Schwung befördert er beide so auf die Straße, dass sie von alleine Richtung Müllfahrzeug rollen und kurz davor stehen bleiben. Und schon ist er im nächsten Treppenhaus verschwunden. Antes ist Müllwerker des Stadtraumservice Mannheim. Jeder Handgriff sitzt, der 44-Jährige kennt auf seiner Route jeden Keller oder Hinterhof und die dazugehörige Tonne. Und er kennt eben auch „seine Pappenheimer“, wie er sagt.

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Einer dieser Fälle wartet nach zwei Stunden an diesem Donnerstagmorgen auf Antes und sein Team. Seit 6.30 Uhr ist er gemeinsam mit dem Fahrer des Müllfahrzeugs sowie zwei weiteren Müllwerkern auf dem Lindenhof unterwegs. Sie leeren die Papiertonnen.
Erstes Ärgernis: Mülltonnen für Müllwerker Antes nicht zu erreichen
Die besagten „Pappenheimer“ haben Vollservice gebucht. Das bedeutet, die Müllwerker holen die Tonnen von ihrem Standplatz in Hinterhöfen oder Kellern und stellen sie nach dem Leeren auch wieder zurück. In diesem Fall zieht Antes die Tonnen über einen rund 50 Meter langen holprigen Weg nach draußen auf die Straße.
Doch das ist nicht das Problem: Vor den eigentlich zu leerenden Mülltonnen befindet sich ein Berg aus Kartons und Papier. An die Tonnen kommen die Müllwerker so nicht ran. Antes fotografiert das mit seinem Handy. „Als Beweis“, wie er sagt. Denn am Tag zuvor hätten sich die Anwohner bereits über die noch vollen Tonnen beschwert. „Aber ich bin ja kein Hausmeister, der das hier erstmal alles wegräumt“, sagt Antes. „Das kriege ich nicht gedankt und das ist auch nicht meine Aufgabe.“
15 Kilometer legt Müllwerker Antes am Tag zu Fuß zurück
Die größte Herausforderung in diesem Job: das viele Laufen – und vor allem die Treppen. „Im Schnitt legen wir etwa 15 Kilometer pro Tag zurück“, erzählt Antes. Wer schon einmal die eigene Mülltonne die Treppe nach oben gezogen hat, weiß wie anstrengend das sein kann. Antes und seine Kollegen leeren an diesem Donnerstagmorgen 500 bis 600 Mülltonnen. Das sind sieben bis acht Tonnen Müll. Und nicht selten schleppen sie dabei zwei Mülltonnen gleichzeitig.
Die Tour für Papiermüll auf dem Lindenhof fährt Antes bereits seit 17 Jahren alle zwei Wochen. Trotz solcher Zwischenfälle sei es sein Traumberuf, sagt der 44-jährige gelernte Schlosser. Vor 25 Jahren wechselte er dann zur Müllabfuhr.
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„Man ist jeden Tag gemeinsam mit seinen Kollegen an der frischen Luft“, erzählt Antes. Überhaupt sei das Miteinander das Schönste an seinem Job. „Es ist wichtig, dass man sich in diesem Beruf mit seinen Kollegen gut versteht“, sagt der Müllwerker. Denn das Team sei täglich dasselbe. „Über die Jahre spielt man sich dann ein, wir lachen zusammen und jeder weiß, was er wo zu tun hat. Dann macht es auch Spaß“, so Antes.
Ein Highlight seiner Arbeit: Auf dem Lindenhof führt die Route der Müllwerker jeden Morgen an einer Kindertagesstätte vorbei. Schon lange bevor das Müllfahrzeug auf der Höhe der Kita hält, kleben die Kinder bereits am Fenster zur Straße und drücken ihre kleinen Hände gegen die Glasscheibe. Antes nimmt sich die Zeit, mit jedem der Kita-Kinder einmal über die Scheibe abzuklatschen. „Das ist natürlich eine ganz besondere Art von Wertschätzung für unseren Job“, sagt Antes. Von Erwachsenen sei die nicht immer zu erwarten.
Hupende Autofahrer gehören zum Alltag der Müllabfuhr
„Von manchen Bürgerinnen und Bürgern hört man auch mal ein Dankeschön“, berichtet er. Aber dann gebe es auch die, die mit dem Auto hinter dem Müllfahrzeug warten müssen, sich aufregen und hupen. Während der drei Stunden, in denen ich Antes begleite, passiert das zweimal. Doch der 44-Jährige bleibt gelassen und freundlich und versucht immer wieder, die wartenden Autofahrerinnen und -fahrer vorbeizuwinken.
Dieser Donnerstagmorgen startet mit Regen und Kälte. Die Müllwerker sind jedem Wetter ausgesetzt – und auch jedem vorbeirauschenden Fahrzeug. Laut einer Studie der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung lagen Arbeitnehmer der Abfallentsorgung beim Ranking der Arbeitsunfälle weit oben. „In den 25 Jahren, die ich in dem Job arbeite, ist mir glücklicherweise noch nichts passiert“, erzählt Antes.
Müllwerker Antes will „kein Fass aufmachen“
Für Antes steht Effizienz an oberster Stelle. Wenn eine der Tonnen nur zum Teil gefüllt ist, wird der Müll per Hand in eine andere verräumt und dann geleert. So muss weniger geschleppt werden. Ebenso kontrolliere er die Tonnen nicht, wie er erzählt. „Wenn zu viel Restmüll in eine Papiertonne geworfen wurde, hole ich das raus und packe es in die Restmülltonne.“ Anzeigen würde er das nicht. „Da will ich dann kein großes Fass aufmachen“, sagt der 44-Jährige. Und es raube Zeit.
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Immer zwei Müllwerker ziehen an diesem Morgen die Tonnen von den Gehwegen, Einfahrten, Kellereingängen und Hinterhöfen auf die Straße. Der dritte Mann wartet am Müllfahrzeug und hängt die Tonnen in die Halterung zum Leeren. Zeit zum Verschnaufen gibt es kaum.
Gegen 11 Uhr fährt der Fahrer des Müllfahrzeugs den Papiermüll auf einen Betriebshof am Rheinauhafen. Dort wird abgeladen. Für Antes bedeutet das: Pause. Anschließend wird die Tour auf dem Lindenhof fortgesetzt. Dafür brauchen die Müllwerker laut Antes noch etwa zwei Stunden. Dann ist Feierabend.
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