Projekt

"Twin your Diversity": Ideen für mehr Vielfalt in Mannheim

Ein Kochbuch, ein Nachbarschaftszentrum, Kunst in Acryl: Die engagierte Mannheimerin Afia Mansoor Ahmed stellt ein ganz besonderes Projekt für mehr Zusammenhalt in der Stadt vor

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Tanja Capuana
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Afia Mansoor Ahmed (vorne mit Kopftuch) freut sich über die Ideen ihrer Projektteams. © Tanja Capuana

Mannheim. Mannheim gilt als offene Stadt, die gleichzeitig für Diversität steht. Aus der Quadratestadt stammt auch Afia Mansoor Ahmed, die sich politisch sehr stark engagiert. Die 28-jährige Politikwissenschaftlerin ist im Migrationsbeirat Mannheim tätig, Multiplikatorin im Projekt Junge Muslime engagiert für Demokratie im Einsatz (JumediE), Teamerin bei der Friedrich-Ebert-Stiftung im Bereich Antirechtsextremismus und Kommunalpolitik.

Als Jugenddelegierte für Deutschland im Kongress des Europarats in Straßburg kann Ahmed sich ein weiteres wichtiges Amt auf die Fahne schreiben. Beim Thema für ihr Projekt, das sie dort im Oktober präsentieren wird, entscheidet sich die junge Frau für Diversität. Ob es um die Herkunft, Kultur, Aussehen, Alter oder auch um sexuelle Orientierung geht, für Ahmed hat der Begriff viele Facetten.

Engagierte Zweier-Teams mit ganz unterschiedlichen Ideen

Daher hat sie im Rahmen ihres Projekts „Twin Your Diversity“ fünf Zweier-Teams ermutigt, nachhaltige Ideen für mehr Vielfalt auf kommunaler Ebene zu kreieren. Die Ergebnisse haben die engagierten Duos am Samstag in der Kunsthalle den mehr als 80 Gästen präsentiert. Deborah Mintah moderiert prägnant und kurzweilig durch den Nachmittag.

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Sebastian Koch
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Bevor die Zuschauerinnen und Zuschauer die Möglichkeit haben, die Projekte im World Café unter die Lupe zu nehmen, stellen sie sich kurz am Rednerpult vor. Die Philosophin Laura Marwood und die Physikerin Ghazaleh Afshar verbindet viele Gemeinsamkeiten. Die beiden promovierten Frauen haben ihre Heimat Großbritannien beziehungsweise den Iran verlassen, um in Deutschland ein neues Leben zu beginnen. Sie haben sich hier kennengelernt. „Es ist eine Story der Freundschaft“, erklärt Marwood und lächelt. An ihrem Tisch zeigen sie unter anderem Fotos von gemeinsamen Unternehmungen.

Ghazaleh ist seit 17 Jahren in Deutschland. „Ich habe schon mit 15 Jahren gewusst, dass ich nicht im Iran bleiben will“, sagt die 40-Jährige. Denn ein selbstbestimmtes Leben, bei dem sie ihre Meinung frei äußern kann, wäre in ihrer alten Heimat nicht möglich. In Deutschland fühlt sie inzwischen angekommen.

Kochbuch mit Rezepten aus aller Welt

Für Pardis Mirhaghighi und Theresa Egner bedeutet Diversität vor allem Matchmaking. Die beiden Frauen wollen auf ihrer Plattform Mentoren und Mentees zusammenbringen. Ihre Zwillingsschwester Yassaman Mirhaghighi und Dimitra Tiantsi leiten das Projekt „Twin Cuisine Around The World“. Daraus ist ein 50-seitiges Kochbuch mit Gerichten aus verschiedenen Ländern entstanden, die die jeweiligen Kulturen repräsentieren.

„Also ganz am Anfang, wussten wir nicht so ganz genau, auf was wir uns einigen sollten“, sagt Yassaman Mirhaghighi. „Man sagt ja, Liebe geht durch den Magen. Aber wir denken auch, Kultur und Tradition gehen durch den Magen.“ Weil Essen auch Erinnerungen schaffe - genau deshalb hätten sie sich ein Kochbuch überlegt und viele traditionelle Rezeption gesammelt, erklärt Tiantsi. An ihrem Stand können die Besucher verschiedene Leckereien probieren: Ob Tiramisu, Baba Ghanoush, New York Cheesecake oder würzige Cigköfte, alle Speisen hat das Duo frisch zubereitet.

Ein Nachbarschaftszentrum soll Zusammenhalt stärken

Boda Li und Zahra Alibabanezhad Salem, die gleichzeitig Vorsitzende des Migrationsbeirats in Mannheim ist, wollen mit ihrem „Neighborhood Center“ das Quartiersmanagement stärker und besser vernetzen. Wenn man Hilfe benötige, könne man so in seinem Quartierzentrum diese auch bekommen. „Ich glaube, das Nachbarschaftszentrum ist eine der Ideen, um an den Punkt zu kommen, wo es nicht mehr wichtig ist, zu welcher Gruppe man gehört“, sagt sie.

Jasmin Hammoud und ihre Schwester Nadine haben marokkanische Wurzeln. Mit Acrylgemälden mit typischen Motiven des nordafrikanischen Lands sowie einem Teeset möchten die jungen Frauen die Gastfreundschaft Marokkos als Kunst präsentieren. „Denn mit Kunst gelingt auch Inklusion“, sagt die Studentin der Sonderpädagogik.

Bürgermeister Riehle: Diversität macht Mannheim besonders

Thorsten Riehle, Bürgermeister für Wirtschaft, Arbeit, Soziales und Kultur, lobt Ahmed für ihre Rede im Kongress des Europarats. Sie zeige, wie verwurzelt sie in Mannheim sei, einer Stadt, die schon immer von Diversität lebe. Diversität und Vielfalt seien anstrengend, räumt er ein. „Aber ich kann ihnen sagen, für mich ist ganz klar, dass das jede Anstrengung lohnt, weil es uns stark macht und weil es eine Stadt wie Mannheim außergewöhnlich und besonders macht“, sagt er.

Viele Unterstützer

Das Projekt „Twin your Diversity“ wird unterstützt von:

Abdou Rahime Diallo von Diaspora Policy Interaction sowie der Kunsthalle als Gastgeberin mit Programmkuratorin Dörte Ilsabe Dennemann

Anne Parlow, Vorstandsmitglied des Queeren Zentrums Mannheim, Fousia Hammoud, Vorsitzende vom Arabischen Haus sowie Gülsüm Gülmen von JumediE und Black Academy.

Er ermutige dazu, das Projekt „Twin your Diversity“ weiterzuführen, um daraus zu lernen und zu überlegen, „wie können wir das tatsächlich in eine Zukunft führen und die unterschiedlichen Gruppen, die in unserer Stadt leben, auch zusammenhalten“.

Afia Mansoor Ahmed ist von den Präsentationen der Projekte, die weitergeführt werden sollen, begeistert. „Alle Twins haben heute Lösungsansätze gegeben, wie unsere Gesellschaft funktionieren kann, damit wir mehr und diverser werden.“ Sie sei dankbar. „Diese ganzen Projekte, sind ganz tief verankerte Ideen, die dazu beitragen, wie wir in der Gesellschaft miteinander zusammenleben können, und zwar nicht nebeneinander, sondern füreinander.

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