Klimaschutz

25 Jahre Think Tank für intakte Natur - das gibt's beim Mannheimer Umweltforum zu feiern

Verkehrswende, Energiewende, Natur- und Artenschutz, Umweltbildung: In 25 Jahren hat das Mannheimer Umweltforum den Natur- und Klimaschutz in der Stadt maßgeblich geprägt. Zum Jubiläum werden Aufgaben der Zukunft angepackt

Von 
Thorsten Langscheid
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Kritische Auseinandersetzung mit den Buga-Plänen: Umweltforum-Vorstand Andreas Schöber im August 2013 bei einer Begehung am Neckarufer (Höhe Luisenpark). Seine Vorstandskolleginnen Gabriele Baier (l.) und Ursula Weiß, Altstadträtin der CDU, halten das Transparent. © Thorsten Langscheid

Mannheim. „Das Umweltforum versteht sich als Motor für den Umweltschutz, Klimaschutz und Naturschutz in Mannheim“ – seit 25 Jahren. Der Zusammenschlus von 16 Umwelt-Verbänden und -Institutionen auf der lokalen Ebene feiert am Samstag, 16. September, sein 25-jähriges Bestehen. Mit „allem Drum und Dran“, wie der Verband ankündigte. Die Festrede wird Erste Bürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne) halten, öffentlich gefeiert wird von 14 bis 18 Uhr auf dem Gelände der Alten Brauerei, Käfertaler Straße 162.

1990er Jahre: Jürgen Herrmann (v.l.), Wolfgang Raufelder und Arnold Cullmann im Umweltzentrum. © Umweltforum

Bereits am Dienstag, 12. September, steht der Geburtstag intern auf der Tagesordnung, wenn sich die Vertreter der 16 Verbände zur Mitgliederversammlung treffen. Gegründet 1998 zunächst als loser Zusammenschluss mit viel Unterstützung durch den Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sowie den Eigentümer der Alten Brauerei, Jürgen Herrmann, mündete die Arbeit des Think Tanks für intakte Natur 2008 dann in einen „ordentlichen Verein“ dem heute Gründungsmitglied Dieter Breitenreicher, Wolfgang Schuy und Sabine Meßmer-Luz vorstehen.

Grundlagen und Fachinfos

„Wir begleiten umweltrelevante Planungen und informieren Politik und Öffentlichkeit über notwendige Aktivitäten für die Umwelt“, heißt es auf der Homepage des Dachverbands, der sich zu seinem „20-Jährigen“ als „ökologische Politikberatung“ und Ansprechpartner für Stadt- und Bezirksbeiräte, Behörden und Bürgermeister vorstellt.

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Dabei ging es es, wie Breitenreicher als Vertreter der Naturfreunde aus der Gründungsphase des Forums berichtet, zunächst darum, bei Stellungnahmen der Naturschützer gegenüber den Behörden gemeinsam aufzutreten und mit einer Stimme zu sprechen. Die Initiative war von Wolfgang Raufelder (1957-2016), damals Vorsitzender des BUND, ausgegangen. Der spätere Stadtrat und Landtagsabgeordnete der Grünen regte an, mit dem Umweltzentrum des BUND als Sitz einen hauptamtlichen, von der Stadt maßgeblich finanzierten Mitarbeiter mit der Umsetzung der lokalen Klimaschutzziele aus dem Kyoto-Protokoll von 1997 zu betrauen.

Ökologische Expertise

Das waren – noch bevor die Stadt selbst eine Klimaagentur gründete – Beratungen, Informationen und Dienstleistungen bis hin zum Erstellen von Energieausweisen. Der erste Forums-Geschäftsführer, der Ingenieur Oliver Decken, besorgte dies und erstellte in den wichtigen Themengebieten Stoffsammlungen, Info-Broschüren und Denkschriften. Dabei sind Verkehrswende, Energiewende, Natur- und Artenschutz sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung die vier Themenbereiche, die sich das Forum ausdrücklich auf die Fahnen schreibt und dazu Grundlagen- und Fachinformationen zur Verfügung stellt.

Jubiläumsfest im Umweltzentrum

  • Zum Jubiläumsfest lädt das Umweltforum am Samstag, 16. September, 14 Uhr bis 18 Uhr, auf das Gelände der Alten Brauerei, Käfertaler Straße 162, ein.
  • Auf dem Programm stehen Mitmachaktionen für Kinder und Erwachsene sowie Infostände der Verbände.
  • Um 14.30 Uhr wird ein Rückblick auf 25 Jahre Umweltschutzgeschichte in Mannheim gezeigt.
  • Um 15 Uhr spricht Erste Bürgermeisterin Diana Pretzell über Entwicklungen und Engagement zum Natur- und Umweltschutz. Anschließend tritt der Klima-Protest-Chor Rhein-Neckar auf.
  • Ab etwa 15.30 Uhr ist bei Kaffee und Kuchen Zeit für interessante Gespräche.
  • Für die musikalische Begleitung sorgt Laurent Leroi mit seinem Akkordeon. 

Hinzu kommt die Beteiligung an öffentlichen Planungs- und Bauvorhaben, für die das Forum namens seiner Mitglieder die Stellungnahmen erarbeitet – getragen zumeist von den ehrenamtlichen Vorständen, engagierten Ehrenamtlichen aus den Mitgliedsvereinen. Und natürlich von der heutigen Forums-Geschäftsführerin Elke Dünnhoff sowie davor von Bernd Oehler (1952-2018) und Stadträtin Gabriele Baier (Grüne), die 2013 für einige Monate die Geschäftsführung des Forums übernommen hatte.

Im „Fahrplan Verkehrswende“ beispielsweise wird dargelegt, wie ein gleichberechtigtes Miteinander aller Verkehrsteilnehmer mit konkreten Maßnahmen erreichbar ist: „Dazu gehört ein gut ausgebautes Bahn-, Bus- und Carsharing-Angebot und eine flächendeckende Infrastruktur für den Radverkehr“, heißt es in einem Positionspapier des Forums. Das Beispiel zeigt, dass vieles, was in den Verbänden bereits vor Jahren vorgedacht und -formuliert wurde, inzwischen Eingang in die praktische Politik und das Verwaltungshandeln gefunden hat.

Geschäftsführerin und Vorstand des Umweltforums: Elke Dünnhoff (v.l.), Dieter Breitenreicher, Sabine Meßmer-Luz und Wolfgang Schuy. © Umweltforum

Die Stadt finanziert diese Unterstützung, die sie bei Planung und Konzeption der verschiedensten Projekte aus den Umweltorganisationen erhält, mit derzeit jährlich rund 80 000 Euro. Geld, das in Büro und Tagungsraum an der Käfertaler Straße sowie in die Halbtagesstelle der Geschäftsführung fließt.

Dass die ökologische Expertise aus der Käfertaler Straße im Rathaus nicht immer so stark nachgefragt werde, sorgt durchaus auch für Frust an der Käfertaler Straße. Und manchmal gibt es sogar richtig Zoff: Wenn Umweltverbände Vorhaben der Stadtverwaltung rundheraus ablehnen oder doch unmissverständlich Kritik üben – so geschehen etwa im Vorfeld des Baus von Block 9 im Großkraftwerk oder bei den Planungen zur Bundesgartenschau 2023. Vor allem dieses Thema sorgte vor gut einem Jahrzehnt für heftige Verwerfungen mit der 2013 gerade neu ins Amt gekommenen Bürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne) und dem damaligen Oberbürgermeister Peter Kurz.

Kritik an Buga-Plänen schon 2013

Das Umweltforum hatte vor dem Bürgerentscheid im September 2013 die damaligen Buga-Planungen rundheraus abgelehnt – nach dem knappen Mehrheitsbeschluss dann zwar angekündigt, die Buga nicht weiter zu blockieren, wohl aber Kritik an Einzelvorhaben wie dem See in der Feudenheimer Au oder dem Panoramasteg zu üben. Diese Kritik trugen der Vorstand um den ehemaligen Landtagsabgeordneten und Stadtrat der SPD und später der Freien Wähler, Roland Weiß (1956-2020), Karlheinz Paskuda (Linkspartei) und Andreas Schöber (Grüne) in der Folgezeit ab 2014 oftmals engagiert vor.

Eine große Aufgabe der nächsten Zeit, so Dieter Breitenreicher, wird der Erhalt der Bäume auf dem Rheindamm sein – ein Thema, mit dem sich die Umweltverbände anfänglich schwer getan haben. Zudem steht immer noch die Verkehrssituation in der Innenstadt auf der Tagesordnung. Auch hier will sich das Forum mit Diskussionsbeiträgen und vor allem mit fundierter Sachinformation einbringen.

Redaktion koordiniert die Berichte aus den Mannheimer Stadtteilen.

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