Mannheim. Der Roboterarm bewegt sich langsam. Er hält inne. Dann senkt er sich weiter ab. Wieder eine kurze Pause – und dann greift er zu. Langsam hebt Spot – so der Name der Maschine – seinen Greifarm wieder an. Dann rollt er los und bringt die Kopfhörer in seiner Greifzange in die dafür vorgesehene Kiste.
Nicht alles läuft rund bei dieser Vorstellung, etwa wenn Spot zu schüchtern ist und nicht direkt auf die Kommandos hört. Doch das ist nicht schlimm, ja, das ist sogar Sinn der Sache: Denn die Vorführung ist eine Show in der neuen Technoarena im Mannheimer Technoseum. Und genau darum geht es hier. Forscherinnen und Forscher stellen ihre Projekte vor, die sich noch in der Entwicklungsphase befinden. So wie eben Spot, den Roboter. Hinter ihm stehen David Timmermann und Philipp Keller des Forschungszentrums Informatik (FZI) aus Karlsruhe. Sie wollen Roboter als Assistenten der Zukunft entwickeln. Also sogenannter i-SAMLR soll Spot künftig auf Baustellen helfen. Dort soll er verschiedene Gegenstände aufsammeln und sortieren – und sogar putzen soll er dann können. Bis es so weit ist, dauert es jedoch noch eine Weile.
Technoseum Mannheim will Schulklassen Forschung und Entwicklung näher bringen
Die Show um den i-SAMLR ist nur ein Beispiel für das, was künftig in der Technoarena passieren soll. Hauptsächlich hat Anna Kammholz sie für Schulklassen entwickelt, doch auch Erwachsene sollen künftig davon profitieren. Einmal im Monat können Schülerinnen und Schüler ab der zehnten Klasse in die Technoarena kommen und dort Wissenschaft und Forschung zum Anfassen erleben.
Zuerst gibt es dafür eine Show von Wissenschaftlern in der Arena. Wie der Name schon sagt, sind in dem Bereich der Technoarena die Sitzplätze nach schräg oben angeordnet. Die Arena wurde dort aufgebaut, wo sonst die Sonderausstellungen stattfinden. Nach der rund 45-minütigen Show dürfen dann die Schülerinnen und Schüler in einem zweistündigen Workshop selbst einen Prototyp entwickeln. Dabei kriegen sie Einblicke in den „Design Thinking“-Prozess. Dabei geht es darum, auf bestehende Probleme kreative Lösungen zu finden. „Es ist wichtig, die Dinge mal anzufassen und live zu erleben“, so Kammholz.
Technoarena
Zweimal im Monat findet eine Show mit Workshop für Schulklassen statt. An der 30-minütigen Show können auch Einzelbesucher spontan teilnehmen.
Außerdem gibt es an einem Donnerstag pro Monat von 17 bis 18.30 Uhr die Late Shift , die sich an Jugendliche und Erwachsene richtet. Die Karten kosten fünf Euro .
Die nächste Show findet am 23. und 24. Oktober statt. Sie trägt den Titel „Good vibes only: In der Chip-Fabrik zählt jeder Nanometer“.
Bei den Testläufen mit Schulklassen habe sie bisher positive Resonanz erfahren, sagt sie. So sei schon einmal Spot zu Gast gewesen. Und obwohl Schüler generell eher schneller heim wollten, erzählt Kammholz mit Augenzwinkern, seien fünf noch einen ganzen Tag geblieben und hätten sich mit dem Roboter beschäftigt.
Schülerinnen und Schüler für MINT-Fächer begeistern
Kammholz beschreibt, wie sie zu der Idee des Konzepts kam, das sie in nur rund sechs Monaten zum Abschluss gebracht hat. „Eigentlich war es umgekehrt“, erklärt sie. „Die Initiative ging von der Technischen Hochschule und den Universitäten im Umland aus.“ Die seien auf das Technoseum zugekommen, weil der Nachwuchs in den MINT-Fächern – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – fehle. Um den angehenden Studierenden also zu zeigen, wie Forschung wirklich funktioniert, hatte Kammholz dann die Idee zur Technoarena. „Wir wollen Forschung zeigen“, sagt sie. Und das soll eben nicht hinter Vitrinen stattfinden, sondern zum Anfassen. Denn oft kommen Menschen nur mit dem fertigen Produkt in Kontakt. Was verborgen bleibt, ist der lange Prozess der Forschung und Entwicklung. Wie viele Prototypen eigentlich hinter einem marktreifen Produkt stehen, das weiß die Öffentlichkeit meistens gar nicht.
Bei der Auswahl der Forschenden sei es ihr wichtig gewesen, möglichst junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu gewinnen, da so der Identifikationsfaktor für die Schulklassen höher sei – und sie habe auch darauf geachtet, Frauen einzuladen. Mit dabei sind also unter anderem Vertreterinnen und Vertreter von der Technischen Hochschule Mannheim, dem Karlsruher Institut für Technologie, dem Fraunhofer-Institut und der Europäischen Raumfahrt-Agentur ESA.
Musik für die Technoarena von der Popakademie Mannheim
Das Projekt ist zunächst für drei Jahre von der Neumüller Becker Unternehmerstiftung finanziert. Doch auch danach soll es weiter gehen. Kulturbürgermeister Thorsten Riehle (SPD), der auch im Stiftungsrat des Technoseums sitzt, lobt das Konzept bei der Eröffnung. „Es ist eine atmosphärische Sache“, sagt er in Hinblick auf die Lichtprojektionen an den Wänden, die eigens für die Arena entwickelt wurden, und die Musik, die nur für das Projekt von Popakademie-Absolvent David König komponiert wurde. „Hier kann der Funke der Begeisterung überspringen“, ist sich Riehle sicher. Und hoffentlich den ein oder anderen jungen Menschen zu einem MINT-Studium oder einer Ausbildung in diesem Bereich inspirieren.
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