Denkmalschutz

Nach einem Jahr fertig: Die Ausstellung auf dem Mannheimer Museumsschiff

Seit einem Jahr ist das Museumsschiff, das vor der Verschrottung gerettet wurde, wieder zugänglich. Nun lohnt ein Besuch noch mehr – durch die neue Ausstellung. Sie zeigt viele schöne alte Schiffsmodelle und noch mehr.

Von 
Peter W. Ragge
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Die neue Dauerausstellung auf dem Museumsschiff ist fertig, hier das Modell vom Schwimmkran der Ludwigshafener Firma Grieshaber. © Christoph Blüthner

Mannheim. Ein Hahn? Die Tierskulptur wirkt auf den ersten Moment, als gehöre sie nicht hierher. Aber im Gegenteil – sie sind hier besonders stolz darauf. Der gusseiserne Hahn, einst Galionsfigur eines Schleppkahns der 1842 gegründeten Reederei Haniel, ist eines der wenigen erhaltenen Originale des Reedereisymbols. 1969 bei Baggerarbeiten am Rheinkai geborgen, steht er jetzt hinter Glas in der nun eröffneten Dauerausstellung des Museumsschiffs.

Gut ein Jahr, nachdem ein Verein unter Führung von Rolf Götz den Raddampfer vor der Verschrottung gerettet, aufwendig saniert und wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat, ist nun im Hauptdeck, im ehemaligen Speisesaal sowie im früheren Rauchsalon auch die Ausstellung fertig, während das Oberdeck an einen Gastronomen verpachtet worden ist.

Rheinschifffahrt: Kurioser Anfang mit einem Lastkahn aus Nadelhölzern

Alte Plakate und Texttafeln erinnern jetzt an die Zeiten, als der 1929 auf der Mainzer Werft Christoph Ruthof vom Stapel gelaufene, mit 83 Metern Länge größte historische Raddampfer Deutschlands auf dem Rhein unterwegs war. Schilder erklären die Funktion der Räume, die alten Speisekarten sind zu sehen. Das „Inspektorbüro“, wo der Reiseleiter für die Passagiere ansprechbar war und ihre Post entgegengenommen hat, wird ebenso erläutert wie die Funktionsweise der Schaufelräder und der Maschinen sowie die Arbeit der Bordküche. Auch eine Station, wo Seemannsknoten erlernt werden können, gibt es.

Historische Bilder zeigen den Werdegang des Raddampfers „Mainz“, der bis zum Zweiten Weltkrieg im Auftrag der Köln-Düsseldorfer Rheindampfschifffahrt fuhr. Nach der letzten fahrplanmäßigen Fahrt 1980 schenkte die Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrts AG der Mannheimer Gesellschaft zur Förderung des Deutschen Rheinschifffahrtsmuseums das Schiff. 1986 wurde es als Museumsschiff „Mannheim“ in Betrieb genommen, 2018 geschlossen.

Etwas Besonderes: der Hahn, Galiionsfigur der Reederei Haniel. © Christoph Blüthner

Natürlich erwähnt Rolf Götz, dass das Technoseum, vor allem der damalige Direktor, sein einst größtes Exponat loswerden wollte. Doch diesmal dankt er besonders Jens Bortloff, Vizedirektor und kaufmännischer Geschäftsführer, dass er die Übernahme des Schiffs durch den Verein „still, aber äußerst effektiv schwerst unterstützt“ habe und nun auch ermöglichte, dass einige Schiffsmodelle des Technoseums wieder auf dem Museumsschiff zu sehen sind. Die gehörten einst dem Mannheimer Schiffahrtsverein, waren aber mit dem Raddampfer dem Technoseum übereignet worden.

„Ganz fantastisch“ findet Kulturbürgermeister Thorsten Riehle, dass das Museumsschiff jetzt auch mit einer Ausstellung aufwarten kann. „Es ist ein toller Ort, es ist ein einzigartiger Ort“, gratuliert er und freut sich, „dass er nun belebt wird“, zugleich dankt er den ehrenamtlich Aktiven des Vereins für Ihren Einsatz.

300 Jahre Rheinschifffahrt vom Segelschiff bis zum Schubboot – das ist das Motto der Ausstellung. Gestaltet hat sie Sabine Pich, Schriftführerin des Vereins, mit Unterstützung von einigen Aktiven. Dabei sei ihr „ganz, ganz großes Anliegen, dass die Bedeutung der Rheinschifffahrt für Mannheim, seine Entwicklung und seinen Wohlstand“ deutlich werde. Zugleich zeige sie den technischen Wandel, wobei sie teils weit in die Anfänge zurückgeht. Und die sind kurios: Als der älteste Schiffstyp auf dem Oberrhein gilt die Lauertanne, ein flacher, nahezu kastenförmiger Lastkahn aus Nadelhölzern, der nur für eine einzige Fahrt zu Tal verwendet wird. „Danach hat man die Schiffe zerlegt und das Holz verkauft“, so Sabine Pich.

Termine

Das Museumsschiff liegt am Neckarufer unterhalb der Kurpfalzbrücke beim MVV-Hochhaus in der Neckarvorlandstraße.

Es wird von einem kleinen Kreis ehrenamtlich Aktiver betrieben und ist daher derzeit nur einmal monatlich geöffnet – jeweils am zweiten Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr. Der Verein will aber versuchen, öfter zu öffnen, und sucht dafür Ehrenamtliche.

Die nächsten Termine sind die Sonntage 12. Oktober, 9. November und 14. Dezember.

Der Eintritt kostet sechs Euro, für Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre drei Euro, Kinder bis 6 Jahren haben freien Eintritt.

Im Eintritt enthalten sind Führungen zur Geschichte des Raddampfers, durch die Ausstellung oder zur Dampfmaschine. pwr

Für einen Glücksfall in der Sammlung hat Günther Johannes Barth gesorgt, entdeckte der frühere Diakon der katholischen Schifferseelsorge doch mal auf dem Sperrmüll ein Modell eines römischen Weinschiffs, das nun die Ausstellung ziert. Und Stichwort Schifferseelsorge: Das Modell der „Wichern“, des 1962 gebauten und noch immer im Dienst befindlichen Schiffs der Evangelischen Schifferseelsorge, darf in der Ausstellung ebenso wenig fehlen wie ein Nachbau vom Mannheimer Feuerlöschboot, von 1962 bis 2012 im Einsatz, und natürlich der Raddampfer selbst im Maßstab 1:50.

Ausstellung im Mannheimer Museumsschiff: Von der „Fliegenden Brücke“ zum Schubleichter

Regionalen Bezug haben noch viel mehr Exponate – von einem Schiff der Mannheimer Reederei Peter Kühnle von 1955 bis zurück zu einem Modell der Gierseilfähre, die im 17. Jahrhundert als „fliegende Brücke“ eine wichtige Verbindung über den Rhein dargestellt hat. Zu sehen ist die „Concordia“, das erste, ab 1827 regelmäßig auf dem Rhein verkehrende Dampfschiff. Das größte Exponat stellt ein Holländerfloß dar – eine eindrucksvolle Darstellung, wie Massen zusammengebundener Stämme vom Schwarzwald auf dem Rhein zu Tal gebracht worden sind. Auch der Firma Becker & Grieshaber Ludwigshafen verdankt der Verein einige Modelle. Dazu zählt ein Nachbau des heute noch als Schubboot eingesetzten „Baschtel“, dazu der passende Schubleichter.

Freizeit

Das gibt es auf dem Mannheimer Museumsschiff zu entdecken – eine Führung

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Von
Roland Schmellenkamp
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Noch ist bei der Ausstellung „alles im Fluss“, wie Sabine Pich bewusst doppeldeutig sagt. Weitere Teile sollen noch kommen. So hat der Verein laut Rolf Götz von der Witwe eines Binnenschiffers einige Artefakte zur Verfügung gestellt bekommen. An einem Edelstahlmodell will Götz demonstrieren, wie eine Schleuse funktioniert. „Die Kinder sollen da richtig Wasser reinlassen können“, kündigt er an: „Man könnte das auch mit einem Bildschirm machen, aber die Kinder sitzen schon zu viel vor Bildschirmen“.

Redaktion Chefreporter

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