Soziales

Tag gegen Gewalt an Frauen in Mannheim: "Hinter jeder Zahl steht ein Leben"

Mannheimerinnen und Mannheimer stehen zusammen und zeigen, dass Gewalt gegen Frauen endlich ein Ende haben muss. Der Überblick über die Veranstaltungen am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen in Mannheim

Von 
Lea Seethaler und Peter W. Ragge
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Das Gewalthilfegesetz ist ein wichtiger Hebel im Kampf gegen Gewalt an Frauen auf Bundesebene. © DPA

Mannheim. „Für viele Frauen ist Gewalt eine alltägliche Bedrohung. Doch nach außen bleibt sie häufig unsichtbar, weil sie oft im privaten Umfeld stattfindet und aus Scham oder Angst verschwiegen wird“, sagt Zahra Deilami, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Mannheim. „Geschlechtsspezifische Gewalt ist jedoch keine Privatsache. Unser Ziel ist es, für das Thema zu sensibilisieren und Betroffene auf Hilfsangebote aufmerksam zu machen. Jede Frau hat das Recht auf ein sicheres Leben, und dafür setzen wir uns ein.“

Anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen am 25. November hat die Stadt Mannheim Veranstaltungen und Aktivitäten aus der Stadtgesellschaft koordiniert und in der Broschüre „MannHeim als FrauenOrt“ veröffentlicht. Die Broschüre mit allen Veranstaltungen ist unter www.mannheim.de/mann-heim-als-frauen-ort zu finden.

Tag gegen Gewalt an Frauen in Mannheim: „Gewalthilfesystem ist dauerhaft unterfinanziert“

Die Stadt lädt am Montag, 25. November, von 14 bis 16 Uhr am Kopf der Planken (O 7) zum Austausch am Aktionsstand „Stoppt Gewalt gegen Frauen und Mädchen“ ein. Gemeinsam mit der Polizei, dem Frauenhaus e.V. und dem Frauen- und Kinderschutzhaus Heckertstift informiert die Stadt über Hilfsangebote und sensibilisiert für das Thema.

Parallel erinnert das Fraueninformationszentrum (FIZ) von 14 bis 16 Uhr am Paradeplatz im Container der Tourist Information mit einer Plakataktion an Femizide als extreme Form der geschlechtsbezogenen Gewalt. Das FIZ will darauf aufmerksam machen, dass fast jeden zweiten Tag eine Frau durch ihren (Ex)-Partner getötet wird. „Mit kleinen Plakaten, die einzelne Fälle abbilden, möchten wir daran erinnern, dass hinter jeder Zahl ein Leben steht.“

Und es will darauf hinweisen, dass Gewaltschutz Geld kostet. Es fehle weiterhin eine verlässliche und ausreichende Finanzierung des Frauenunterstützungssystems Beratungsstellen für Gewaltbetroffene.

Hilfe bei sexueller oder häuslicher Gewalt

Egal, ob Sie selbst, Angehörige oder Personen in Ihrem Freundeskreis von häuslicher Gewalt betroffen sind: Es gibt Möglichkeiten für Hilfe. Unter folgenden Telefonnummern und auf folgenden Internetseiten finden Sie Beratung und Unterstützung. 

Bundesweit

Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"

Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist eine anonyme und kostenfreie Beratung für Betroffene, Angehörige, Freunde und Fachkräfte.

Opfer-Telefon des Weissen Rings 

Unabhängig von Geschlecht, Alter, Religion, Staatsangehörigkeit und politischer Überzeugung erhalten Opfer oder Zeugen von Kriminalität bei uns schnelle und direkte Hilfe.

Bundesweit. Kostenfrei. Anonym. Ein Hilfsangebot des WEISSEN RINGS: 7 Tage die Woche von 7 bis 22 Uhr.

Telefon: 116 006

Website: www.weisser-ring.de/hilfe-fuer-opfer/onlineberatung

In der Region

Frauenhaus des Mannheimer Frauenhaus e. V.

Das Frauenhaus bietet Schutz für Frauen und deren Kinder vor Gewalt und Bedrohung in akuten häuslichen Gewaltsituationen. Die Mitarbeiterinnen beraten Betroffene bei der Lösung persönlicher Probleme und der Verarbeitung der Gewalterfahrungen. 

Fraueninformationszentrum des Mannheimer Frauenhaus e. V.

Im Fachinformationszentrum des Mannheimer Frauenhauses werden Frauen zum Wohnungsverweis und Gewaltschutzgesetz nach häuslicher Gewalt, Unterstützung in schwierigen Trennungs- und Scheidungssituationen und bei Stalking beraten.

Frauen- und Kinderschutzhaus Heckertstift des Caritasverband Mannheim e. V.

Hier finden Frauen und deren Kinder Schutz, die sexuelle, körperliche oder seelische Gewalt erlebt haben oder davon bedroht sind, sowie für Frauen, die von einer Zwangsheirat betroffen oder bedroht sind.

  • Telefon: 0621 411068 oder über die kostenlose Hotline 0800 1008121
  • E-Mail: heckertstift@caritas-mannheim.de
  • Website: www.caritas-mannheim.de

Ehe-, Familien- und Lebensberatung Mannheim

Die Familienberatung Mannheim berät bei körperlicher, psychischer, seelischer oder sexualisierter Gewalt. Zudem finden Betroffene hier Hilfe bei Ehe- bzw. Partnerschaftsproblemen oder Familienkonflikten.

Gewaltambulanz am Uniklinikum Heidelberg (Institut für Rechtsmedizin und Verkehrsmedizin)

Opfer von Gewalt können sich hier kostenlos rechtmedizinisch untersuchen lassen. Die Mitarbeiter dort sichern Spuren bei Gewalttaten. Es besteht keine Pflicht, die Täter anzuzeigen. Die Gewaltambulanz ist 24 Stunden erreichbar. 

Weitere Stellen in der Region auf der Seite der Stadt Mannheim.

„Mit dem Gewalthilfegesetz sollte endlich eine rechtliche und finanzielle Grundlage auf Bundesebene geschaffen werden, die allen Betroffenen Frauen Schutz und Unterstützung garantiert - flächendeckend, niedrigschwellig und vor allem kostenfrei.“, so das FIZ. „Uns läuft die Zeit davon. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Gewalthilfegesetz beschlossen wird, sinkt mit jedem Tag, an dem nichts passiert.“ Es wirbt für das Unterschreiben der Petition unter https://innn.it/geldoderleben und https://innn.it/stopptgewaltgegenfrauen

Tag gegen Gewalt an Frauen in Mannheim: Stadtbahn mit Plakaten

Einen Monat lang machen zudem Plakate in den Stadtbahnen der RNV auf das Thema Sicherheit im Nachtleben aufmerksam. Mit Botschaften wie „Kein Outfit der Welt ist eine Einladung für sexistische Sprüche, ungewollte Berührungen“ oder „Nur wer übergriffig ist, macht Übergriffe möglich“ setzt die Kampagne „Nachtsam“ der Koordinierungsstelle Sicherheit im Nachtleben Baden-Württemberg ein Zeichen.

Am 11. November informierten sich indes bereits über 180 Fachkräfte beim Fachtag zu Gewaltambulanzen und zu medizinischen, psychosozialen und polizeilichen Perspektiven in der Versorgung gewaltbetroffener Frauen. Am 4. Dezember folgt eine Fortbildung für medizinisches Personal zur Versorgung nach sexualisierter und häuslicher Gewalt.

Schulungen zum Thema Gewalt gegen Frauen auch bei der Mannheimer Polizei

Ab Dezember werden Schulungen für Polizeibeamtinnen und -beamte durch die Gleichstellungsbeauftragte, das Polizeipräsidium und den Mädchen- und Frauennotruf angeboten, da die Polizei eine wichtige Rolle beim Schutz von Betroffenen und in der Strafverfolgung bei häuslicher oder sexualisierter Gewalt im öffentlichen Raum spielt, so die Stadt. Für Schulen bietet die Gleichstellungsbeauftragte derweil mit „Sicherheit in Mannheim“ das Theaterstück „Finger weg!“ an.

Zum Aktions- und Gedenktag „NEIN zu Gewalt an Frauen“ der Vereinten Nationen, die mit der UN-Kampagne „Orange the World“ jährlich weltweit vom 25. November bis zum 10. Dezember zu Aktionen auf rufen, gibt es in Mannheim ebenso zahlreiche Veranstaltungen.

Zudem wird das Rathaus am 25. und 26. November anlässlich von „Orange Your City“ in Orange beleuchtet. Als sichtbares Zeichen hisst die Stadt am Rathaus, am Stadthaus N 1 und rund um dem Wasserturm Flaggen zu diesem Anlass.

Auch die Kirche engagiert sich beim Aktionstag zu Gewalt gegen Frauen

„Ob häusliche Gewalt, Vergewaltigung, Stalking, Genitalverstümmelung oder Femizide: es findet auch in unserem Land statt“, so derweil Marianne Rohde von der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) der Seelsorgeeinheit Maria Magdalena. Sie will „ein Zeichen dafür setzen, dass Frauenrechte Menschenrechte sind“. Dazu gibt es am Samstag, 23. November, 18 Uhr, einen Ökumenischen Impuls zum Thema „Gewalt an Frauen“ mit Texten, Liedern und Kerzen auf dem Kirchplatz der Unionskirche in Käfertal. Am Donnerstag, 26. November wird um 19 Uhr Astrid Fehrenbach, Leiterin der Beratungsstelle Amalie des Diakonischen Werks Mannheim, in der Unterkirche der Pfarrei St. Peter und Paul (Eingang gegenüber der Schule) aufzeigen, was Frauen in die Prostitution treibt und warum ein Ausstieg so schwierig ist.

Aktiv ist ebenso der Zonta Club Mannheim, Teil von Zonta International und engagiert in der Unterstützung von hilfsbedürftigen Organisationen, der Ausbildung von Frauen und Mädchen mit lokalen und internationalen Stipendien, gegen Altersarmut von Frauen und für Parität von Frauen in Politik und Parlamenten. Unter dem Motto „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“ startet der Club unter Leitung von Susanne Steiger zwei Aktionen.

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Am 25. November informieren die Frauen den ganzen Tag im Modehaus bei Engelhorn über Fakten zur häuslichen Gewalt an Frauen und Mädchen und verteilen Faltblätter mit Hilfstelefonnummern.

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Zusätzlich machen sie auf den Planken zwischen O 6 und O 7 am ersten Adventssamstag, 30. November, gemeinsam mit den Frauen von Inner Wheel auf das Thema aufmerksam. An beiden Aktionstagen werden jeweils Brezeln in Papiertüten an die Passanten verteilt, diese tragen den Aufdruck „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“.

Die Initiative Soziale Kämpfe des linken Zentrums ,Ewwe longt’s’ in der Neckarstadt-Ost organisiert eine Demonstration mit Kundgebung: Am 25. November ab 18 Uhr geht es am Marktplatz mit dem Demozug zum Plankenkopf los.

Die Linke im Bundestag, vertreten durch Gökay Akbulut und Janine Wissler, evaluiert indes mit Sylvia Haller von der Zentralen Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser und Delal Atmaca vom Dachverband der Migrantinnenorganisationen, wo man in Deutschland nach mehr als sechs Jahren nach dem Inkrafttreten der Istanbul-Konvention steht. Die Veranstaltung mit Workshops findet am 23. November von 10.30 Uhr bis 16 Uhr im Trafohaus, Keplerstraße 22, statt.

Blutige Schuhe am Paradeplatz in O1 in Mannheim als starkes Symbol

"Frauenmorde sind keine Einzelfälle, sie haben System", so indes der Verein Mannheim sagt Ja! Er hat hat sich aus Anlass des Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen zur Aufgabe gemacht, dies drastisch in die Öffentlichkeit zu tragen. Der Verein will den getöteten Frauen unter dem Motto: „Wie viele noch? Femizide stoppen!” gedenken und "symbolisch am Samstag, den 30. November ab 16 Uhr blutige Frauenschuhe am Paradeplatz in O1 Mannheim aufstellen", teilt er mit. Dazu werden die Umstände, in denen die Frauen getötet wurden, verlesen. Die Aktivistinnen von Mannheim sagt Ja! solidarisieren sich mit allen Frauen, die Tag für Tag der Gewalt durch Männer ausgesetzt sind und stellen sich geschlossen gegen die Täter. "Die Täter kommen aus allen Herkünften und allen Schichten. Genug ist genug!" Am Freitag, den 13. Dezember um 17 Uhr wird indes mit den blutigen Schuhen eine Ausstellung im Foyer der Abendakademie eröffnet. Die Schauspielerin Bettina Franke wird bei der Vernissage entsprechende Texte lesen.

Der Verein appelliert: "Für alle betroffenen Frauen: Setzen Sie sich mit einer Beratungs- oder Interventionsstelle für Häusliche Gewalt in Verbindung. Den Kontakt in Ihrer Nähe vermittelt Ihnen die Polizei oder das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ 116 016 (rund um die Uhr und in vielen Sprachen). Wenn Sie sich noch nicht entscheiden können, die Polizei zu rufen, wenden Sie sich an eine Person Ihres Vertrauens."

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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