Einladung zum nächsten Heimspiel

SVW-Fans im Rollstuhl protestieren mit offenem Brief an Specht und Beetz

"Katastrophale Sichteinschränkung", Kreislaufprobleme und heftige Kopfschmerzen - Fans des SV Waldhof kritisieren in einem offenen Brief an den Mannheimer Oberbürgermeister und die Vereinsspitze ihre neuen Plätze

Von 
Steffen Mack
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Der neue Rollstuhl-Bereich beim Waldhof-Heimspiel gegen Essen. © Lukas Adler/PIX

Mannheim. Waldhof-Fans im Rollstuhl wehren sich gegen ihre neue Unterbringung im Carl-Benz-Stadion. Kritisiert werden „eine katastrophale Sichteinschränkung“ sowie eine immense Hitzeentwicklung durch das Plexiglas, die Kreislaufprobleme und heftige Kopfschmerzen auslöse. Dies habe zu vehementen Unmutsäußerungen, Unverständnis und bei manchen Betroffenen zum Boykott von Heimspielen geführt. „Auch Außenstehende sind verwundert über die Zustände in Mannheim auf den neuen Plätzen“, heißt es in Bezug auf einen „MM“-Bericht in einem offenen Brief.

Darin werden Oberbürgermeister Christian Specht, Waldhof-Präsident Bernd Beetz und sein Sohn Christian, Aufsichtsratsvorsitzender der Spielbetrieb-GmbH, Geschäftsführerin Jennifer Schäfer sowie jemand vom Polizeipräsidium aufgefordert, das nächste Heimspiel gegen Aue am Freitag in einer Woche (19 Uhr) im neuen Rollstuhl-Bereich unter der Haupttribüne zu verbringen. Die Verantwortlichen seien eingeladen, sich jene Drittliga-Partie „auf unseren Plätzen anzusehen, die Toiletten zu benutzen, die wir benutzen, auf den VIP-Komfort zu verzichten und ein Spiel so zu sehen, wie wir es immer müssen!“.

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Der offene Brief wurde am Dienstag um 19.07 Uhr (passend zum SVW-Gründungsjahr) in sozialen Medien gepostet und sollte den Genannten per Mail und Post zugehen. Unterzeichnet ist er mit „die rollstuhlfahrenden Fans des SV Waldhof und ihre Begleitpersonen“. Einige von ihnen hielten dem Verein „von Kindesbeinen an“ die Treue, heißt es. Manche seien früher auch auf anderen Tribünen “zuhause” gewesen. Sie alle gehörten zur Waldhof-Familie, würden jedoch seit Jahrzehnten sehr stiefmütterlich behandelt.

Wiederholt hätten sie auf Missstände aufmerksam gemacht. Mit Vertretern des Vereins und der Stadt - die indes ihre Behinderten-Beauftragte nicht eingebunden habe - hätten mehrere Begehungen stattgefunden. Seitens der Rollstuhlfahrer seien Tobias Stahl und sein Vater Peter, Begleitperson und Behinderten-Beauftragter in Ludwigshafen, beteiligt gewesen. „Es gab in der Vergangenheit auch Gespräche mit Herrn Specht - vor der OB Wahl, in denen er zusicherte, etwas verändern zu wollen.“ Entsprechende Zusagen seien dann auch aus der Verwaltung gekommen. Leider seien all diese Absprachen nur mangelhaft umgesetzt worden, so die Kritik.

Als Alternative zu Gittern werden bereits Netze geprüft

Bis zum Sommer saßen die Rollstuhlfahrer direkt am Spielfeldrand. Da hatten sie zwar eine sehr gute Sicht, aber keinen Schutz vor Sonne, Wind, Regen oder anfliegenden Bällen. Die DFB-Statuten untersagen eine solche Unterbringung aus Sicherheitsgründen schon seit Jahren. Nur hatte darauf im Carl-Benz-Stadion kein Schiedsrichter gepocht.

Vor dieser Saison wurden die Rollstuhlfahrer-Plätze einige Meter unter die Haupttribüne zurückversetzt. Hier ist die Sicht deutlich schlechter, auch weil das Plexiglas stark reflektiert. Gemeinsam mit der Polizei will die Stadt nun nochmal prüfen, ob Netze eine Alternative zu Gittern sein könnten.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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