Mannheim. Den Videobeweis gibt es im Mannheimer Fußball noch nicht. Dafür müsste der SV Waldhof in die 2. Liga aufsteigen. Aber den Fotobeweis gibt es im Mannheimer Straßenverkehr reichlich. Neuerdings nicht nur an Blitzgeräten, sondern auch bei E-Scootern. Nutzer müssen jetzt mit einem Handybild nachweisen, ihren Miet-Roller nicht unzulässig abgestellt zu haben.
Drei feste Abstellorte für E-Scooter in Mannheim
Generell verboten ist das unter anderem in der Fußgängerzone und ihren Seitenstraßen, am Wasserturm sowie am Neckarufer. Dafür wurden in den Quadraten drei feste und entsprechend beschilderte Abstellflächen eingerichtet: auf dem Dalbergplatz (N 2), gegenüber vom Schloss (A 1) und am Rathaus (E 4). Zudem müssen E-Scooter in der gesamten Stadt so abgestellt werden, dass auf dem Gehweg eine Mindestbreite von 1,5 Metern frei bleibt.
Und was ist, wenn man sich nicht an die Regeln hält? „In einer Verbotszone können Sie Ihren Roller gar nicht erst abstellen“, sagt Tim Schäfer vom neuen Anbieter Voi. Dort lasse sich der Leih-Vorgang in der App nicht beenden, die Kosten liefen somit weiter. Und außerhalb ausgewiesener Stellflächen sei ein Handy-Foto erforderlich. Dann werde von einer KI überprüft, ob der E-Scooter womöglich an einem unzulässigen Ort stehe. Generell untersagt ist das Abstellen etwa auch in Bereichen für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen und anderen Behinderungen.
E-Scooter in Mannheim: Verstöße können auch noch nachträglich geahndet werden
Erkennt die KI wirklich zuverlässig, ob auf einem Gehweg noch 1,5 Meter frei sind? Im Einzelfall vielleicht mal nicht, räumt Schäfer ein. Aber würden nachträglich Verstöße gemeldet, konfrontiere man die Verursacher damit. Möglich seien auch Vertragsstrafen, zudem honoriere ein Bonussystem vorbildliches Parken. Dann gebe es Rabatte.
Schäfer zeigt auf seinem Handy, wie das alles funktioniert. Dabei lässt sich auch erkennen, dass seine Quote für korrektes Parken bei 83,8 Prozent liegt. Ihm ist ein bisschen peinlich, dass es nicht mehr sind. Aber er müsse seine Firma häufig an neuen Standorten präsentieren, da komme leider ab und an ein Verstoß vor.
Obergrenze für E-Scooter in Mannheim
Seit Mittwoch bietet das schwedische Unternehmen, nach eigenen Angaben bereits in zwölf Ländern in insgesamt mehr als 100 Städten aktiv, seine korallenroten E-Scooter in Mannheim an. Bis Ende des Monats sollen es 666 werden. Genau so viele stellen die Konkurrenten Bolt (mintgrün) und Dott, vormals Tier (blau).
Die neue Obergrenze von 2000 reduziert die Zahl der Miet-Roller um gut ein Drittel. Dafür wurde ein Lizenzierungsverfahren eingeführt, mit dem die Stadt laut Schäfer Vorreiter ist. Regeln wie Foto-Nachweise gebe es in anderen Kommunen zwar schon länger, aber Mannheim habe nun eine gute Handhabe zur Durchsetzung. Auch, weil die Zulassung auf zwei Jahre befristet sei.
Falsch geparkte E-Scooter in Mannheim melden
Dabei erreichte Voi die höchste Punktzahl. Zum Angebot zählen etwa LED-Hinweise am Lenker, Anfängermodus und Schulungsprogramme. Beim Treffen mit dem „Mannheimer Morgen“ hat Schäfer auch einen korallenroten Helm dabei, der zusammengelegt an eine Tupperschüssel erinnert. Zur Leihe biete den sein Unternehmen in Deutschland mangels Nachfrage nicht an, appelliere aber an Kunden, Helme zu tragen.
Um hier Fuß zu fassen, versucht es Voi mit reduzierten Preisen. Ohne Entsperrgebühr kostet die Minute 19 Cent, die Stunde 4,99 Euro. Das ist in Summe etwas weniger als bei der Konkurrenz, wobei Dott Gratis-Fahren zum Kennenlernen anbietet.
Voi und Bolt wiederum sind am Portal www.scooter-melder.de beteiligt, über das Verstöße online gemeldet werden können. Ob die Beschwerden beim Ordnungsamt mit den am 1. Januar in Kraft getretenen Vorschriften weniger geworden sind, kann Sprecherin Anja Kobbe noch nicht sagen. Um diese Jahreszeit seien ohnehin weniger Roller unterwegs, die neu zugelassenen noch nicht alle auf den Straßen. Die Verwaltung gehe aber allein schon wegen der reduzierten Gesamtzahl von einem positiven Start aus.
Anfangs war das Hauptmotiv der jungen Nutzer Spaß
Das Image der E-Scooter ist auch wegen ihres häufigen Auftauchens im Polizeibericht schwer angeknackst. Viel zitiert wird zudem unverändert eine ADAC-Umfrage aus dem Jahr 2022. Demnach werden die Roller vor allem von jungen Leuten zum Spaß genutzt, zu einer Mobilitätswende tragen sie kaum bei.
Schäfer meint allerdings, das ändere sich mit der Zeit. 25 Prozent der Voi-Kunden in Deutschland seien heute älter als 45 Jahre, rund 70 Prozent gäben an, die Roller mit Bus oder Bahn zu kombinieren. Hätten 2021 noch 41 Prozent Spaß als Hauptmotiv genannt, seien es zwei Jahre später nur noch 18 Prozent gewesen. Mittlerweile dienten E-Scooter am häufigsten für soziale Anlässe (54 Prozent), Fahren zur Schule, Uni oder Arbeit (43 Prozent) oder berufliche Termine (29 Prozent).
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Höchste Zeit, dass es strengere Regeln für E-Scooter in Mannheim gibt