Mannheim. Ein intensiver, stechender Gestank soll am vergangenen Wochenende im Jungbusch in der Luft gelegen haben. Zeugen beschreiben den Geruch mit Erbrochenem und gehen davon aus, dass das Mannheimer Partyviertel wohl von Stinkbombenattacken heimgesucht wurde. Gegen 0.30 Uhr in der Nacht von Samstag auf Sonntag waren Feiernde sowie Gastronomen auf den Gestank aufmerksam geworden. Rasch hätten sich daraufhin mehrere Lokale in der Jungbuschstraße geleert.
Stinkbombenangriff in der Bar Nelson? Ampullen gefunden
„Es sind alle rausgerannt“, beschreibt der Inhaber der Bar Nelson, Alexander Gross, die Szenerie. Sein Laden sei zu dem Zeitpunkt „ziemlich voll gewesen“. Er geht von einer gezielten Aktion aus, von einem Stinkbombenanschlag, wie er gegenüber dieser Redaktion sagt und vermutet eine Attacke gegen den Jungbusch als Ausgehviertel im Allgemeinen. Warum, kann er sich aber nicht erklären.
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Gross hat in seinem Lokal zwei offene Ampullen gefunden, die mit dem Vorfall zu tun haben könnten. Auf Aufnahmen der Überwachungskameras habe er allerdings nichts erkennen können, was mit dem Vorfall zu tun haben könnte. Sein Lokal war wohl nicht das einzige, das betroffen war. „Die ganze Straße hat nach Erbrochenem gerochen“, schildert Gross.
Anisee Bar ebenfalls von möglichem Stinkbombenangriff betroffen
Halit Can von der Anisee Bar kann das bestätigen. „Ganz schlimm“ sei es gewesen, sagt er. Auch in Cans Laden habe sich der Gestank binnen kurzer Zeit verbreitet. „Innerhalb von zehn Minuten war der Laden leer“, betont er und beschreibt: „Es hat ekelig nach Kotze gerochen.“
Es hat ekelig nach Kotze gerochen.
Die Jungbuschstraße sei voller Menschen gewesen, die in den weiteren Lokalen womöglich ebenfalls betroffen waren und vor dem Gestank geflüchtet waren. Im Gegensatz zu Gross habe Can im Nachgang in seiner Bar aber nichts gefunden, was mit dem Vorfall zu tun haben könnte. Er habe keine Ahnung, was es damit auf sich haben könnte. „Vielleicht war es auch nur ein schlechter Scherz“, spekuliert Can.
Betroffene vermuten Buttersäureangriff in Bars im Jungbusch
Moritz Vogt hatte sich gegen 0.30 Uhr zum Feiern im Nelson aufgehalten. „Wir haben in kleinem Kreis getanzt“, beschreibt er. Plötzlich sei ihm der Geruch in die Nase gestiegen. Er habe sich zunächst keine großen Gedanken darum gemacht: „Ich dachte, es hat sich jemand erbrochen.“ Doch mit der Zeit sei der Gestank „immer schlimmer, immer beißender geworden. Wirklich schrecklich“, sagt Vogt. Doch im Lokal sei nichts von Erbrochenem zu sehen gewesen. Später, auf der Straße, sei ihm und seinen Freunden der Geruch gefolgt. Los wurden sie ihn den ganzen Abend nicht mehr.
Die Betroffenen, mit denen diese Redaktion gesprochen hat, können sich vorstellen, dass hinter dem Stoff, der zum Gestank beitrug, Buttersäure stecken könnte. Sicher sind sie sich aber nicht. Durch die stark ätzende Säure können unter anderem Augen- und Atemwegs- oder auch Hautreizungen entstehen.
Polizei in Mannheim weiß nichts von den Vorfällen
Der Polizei ist ein solcher Vorfall indes bisher nicht bekannt, wie es auf Anfrage heißt. Groß, Can und Kollegen haben ihn noch nicht bei der Behörde gemeldet. „Wir hatten zunächst noch andere Sachen zu tun“, erläutert Gross. Am Montagabend hatten sich mehrere Bar-Betreiber aus dem Jungbusch auf Einladung von Gross zusammengesetzt, um über die Sache zu reden.
„Wir wollen erst mal herausfinden, wer genau betroffen war“, denn es habe „in mehreren Kneipen übelst gestunken“, erklärt Gross. Denkbar sei dabei auch, dass der Gestank von weiterziehenden Feiernden oder von der Straße in weitere Lokale gezogen ist. Eine Anzeige soll laut Gross „mit ziemlicher Sicherheit“ folgen. Hoffnungen, dass der oder die Täter durch die Beamten dingfest gemacht werden, habe er nur wenig. Es handle sich bei der Anzeige um eine rein formale Angelegenheit. „Ich erwarte mir aber nicht viel davon“, betont Gross.
Nach möglichem Buttersäure-Angriff wollen Gastronomen Kontrollen verstärken
Vielmehr wollen die Gastronomen in Zukunft die Kontrollen verstärken, um die Sicherheit der Gäste zu gewährleisten. „So etwas lässt sich aber nie ganz ausschließen“, ist sich Gross sicher. Das gehöre zum Berufsrisiko dazu. Gross weiß das aus eigener Erfahrung, war das Nelson erst im August des vergangenen Jahres Opfer eines Pfeffersprayanschlags geworden, bei dem 16 Menschen verletzt wurden.
Diesmal kam es, so die bisherigen Erkenntnisse, zu keinen Verletzten. Weder Gäste noch Mitarbeitende hätten sich dahingehend gemeldet, sagt Gross. Dafür ist ihm ein „großer finanzieller Schaden entstanden“. Am Sonntag und Montag hatte das Nelson wegen des immer noch in der Luft liegenden Gestanks geschlossen. Gross ging am Dienstagvormittag davon aus, sein Lokal am selben Abend, nach einer Geruchsneutralisation, wieder öffnen zu können.
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