Mannheim. An fünf verschiedenen Standorten hat der SV Waldhof Mannheim in seiner nun 117-jährigen Vereinsgeschichte seine Heimspiele ausgetragen. Vier davon, das Schlammloch in der Althreinstraße, des Waldhof-Stadion am Alsenweg, das Südwest-Stadion in Ludwigshafen und natürlich das Carl-Benz-Stadion sind noch erhalten. An den Sandacker, von 1911 bis 1924 die Heimat der Blau-Schwarzen, erinnert heute nur noch eine Gedenktafel an der einst direkt angrenzenden Waldhofschule.
Doch zurück auf Start: Dem 1907 gegründeten Verein war auf dem Werksgelände der damaligen Spiegelfabrik ein Feld zur Verfügung gestellt. Der Name „Schlammloch“ sagte alles über seine Beschaffenheit: wüstenähnlich ausgetrocknet im Sommer, knöcheltief aufgeweicht nach Regen - ein Gemisch aus Schlamm und Quarzsand, dem Mannheim einst die Gründung der Spiegelfabrik verdankte.
Der SV Waldhof spielte dort bis zum März 1911, siedelte dann auf den neuen Waldhof-Platz hinter der Waldhofschule um. In diesem Stadion, das nach heutigem Verständnis aufgrund seiner aufsteigenden Stehränge diesem Namen erstmals auch gerecht wurde und das mit der Zeit in Deutschland als „Waldhof-Sand“ bekannt und gefürchtet wurde, spielten die Blau-Schwarzen bis Ende 1924.
„Waldhof-Sand“ ist heute zugewachsen und verwildert
In dieser Ära reifte der Club zu einem Spitzenteam Süddeutschlands heran und legte den Grundstein für seine später bekannte „Waldhof-Schule“. Legendär war hier unter anderem das 2:2 gegen die seinerzeit fußballerische Übermacht 1. FC Nürnberg im April 1921. Die 15 000 Besucher säumten nicht nur die Stehränge, sondern klebten auch auf den Fensterbänken der Waldhofschule oder erklommen die umliegenden Baumkronen. Am 14. Dezember 1924, vor genau 100 Jahren, begann dann ein neues Kapitel in der Geschichte des Vereins. Als der Stadtteil Waldhof sich immer mehr ausbreitete, musste auch dieser so traditionsreiche Platz weichen. Heute ist die Fläche, auf der einst denkwürdige Fußball-Schlachten geschlagen wurden, verwildert - Bäume, Büsche und Gestrüpp überall.
Für den SV Waldhof stellte die Stadt dann ein Gelände an den Schießständen zur Verfügung, wo zunächst wiederum auf Sand gespielt wurde. Das Einweihungsspiel war sogleich ein richtungsweisendes Ligaspiel für den Vorentscheid im Rheinbezirk gegen den FC Phönix Ludwigshafen. Die „Neue Mannheimer Zeitung“ berichtet über diese Platzeinweihung nur im Rahmen des Spielberichts in der Morgen-Ausgabe vom 15. Dezember 1924: „Sang- und klanglos hat Waldhof seinen neuen Platz in Benutzung genommen. Doch mehr als der neue Platz mag die 5000 Sportanhänger das entscheidungsvolle Treffen angezogen haben, mit dem die Kampfstätte in Benutzung genommen wurde.“ Mit 0:1 verlor der SV Waldhof die Partie gegen den Nachbarn von der linken Rheinseite.
Auch der „Kicker“ fokussierte sich in seinem Spielbericht auf das sportliche Treiben: „Das Spiel wurde auf einer neuen Platzanlage ausgetragen. Obwohl das Spielfeld weiter außerhalb liegt, ist die Anlage besser als die alte. Sicherlich hätten die Waldhöfer die neue Kampfstätte auch gern mit einem Sieg eingeweiht, aber es hat nicht sollen sein!“ Zwei Wochen später ging dann auch das zweite Spiel auf dem neuen Geläuf gegen den VfR Mannheim mit 0:2 verloren.
Dennoch wurde der Waldhof-Platz zum Mythos, hier konnten zwölf Meisterschaften im Rheinbezirk und in der Gauliga Baden gefeiert werden, hier verzückte ein Albert Brückl mit seinen Toren das Publikum, hier reifte ein Otto Siffling zum vielversprechenden Nationalspieler heran, hier formierte sich aus einer Notlage heraus in den ersten Kriegsjahren eine Elf, die als die „Waldhof-Buben“ in die Geschichte eingingen.
Holz verschwindet nach Krieg von der Tribüne
In der Stunde Null nach dem Zweiten Weltkrieg ging es auch an den Wiederaufbau des Stadions. Das Clubhaus war vollständig ausgeplündert und die frühere Holztribüne wurde von Tag zu Tag weniger -Brennholz war seinerzeit heiß begehrt. „Bei Tag nahm niemand etwas weg, aber die Nächte schienen „holzfressend“ zu sein“, hatte der damalige Vorsitzende Helmut Klingen berichtet. In Eigenregie wurden Stehränge und die Tribüne aus Beton erstellt. Danach erlebte dieses Stadion, das nun auch einen Rasenplatz erhielt, die schweren Zeiten in der Oberliga Süd, später dann das Wechselbad von Auf- und Abstiegen und letztlich 1970 den Absturz in die Drittklassigkeit.
Gleichwohl aber startete der SV Waldhof von hier aus zu seinem größten Triumph, dem Aufstieg in die Bundesliga - es war gleichzeitig die Wiedergeburt der „Waldhof-Buben“. Mit diesem Erfolg wurde der Umzug nach Ludwigshafen ins Südweststadion notwendig. Dennoch beschloss der Technische Ausschuss der Stadt Mannheim im Juni 1983 den Bau einer neuen Tribüne am Alsenweg, ein ins Auge gefasster Ausbau auf 25 000 Plätze wurde aber später auf Eis gelegt.
Ab 1989 bis zur Fertigstellung des Carl-Benz-Stadions im Jahr 1994 wurde das Waldhof-Stadion am Alsenweg noch einmal die sportliche Heimat des SVW. Heute nutzt hauptsächlich die zweite Mannschaft der Blau-Schwarzen das Waldhof-Stadion auf der Seppl-Herberger-Sportanlage, wie die eigentliche Bezeichnung lautet.
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