City-Airport Mannheim

Neues Waldhof-Stadion doch neben Flughafen?

Nach wie vor ist nicht entschieden, ob das Carl-Benz-Stadion saniert wird oder der SV Waldhof eine neue Spielstätte bekommt. Ausgeguckt ist nun aber der Standort. Und eine Verbesserung gibt es aktuell bereits für Rollstuhlfahrer

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Steffen Mack
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Gute Sicht sieht anders als: Blick von den Behindertenplätzen des Carl-Benz-Stadions aufs Spielfeld. © Valerie Gerards

Mannheim. Vier Wochen ohne Heimspiel, das ist für Waldhof-Fans eine unschön lange Zeit. Wenigstens wurde die genutzt, damit einige bei der nächsten Partie am Sonntag in einer Woche gegen Hannover II hoffentlich besser sehen: Im Rollstuhl-Bereich wurden Gitter durch dünne Textilnetze ersetzt. Die gleichen, die vor der Osttribüne hängen. Das berichtete im Sportausschuss des Gemeinderats Fachbereichsleiter Uwe Kaliske. Er meinte, nun sei „kaum noch sichtbar, dass überhaupt ein Netz eingehängt ist“.

Zur neuen Saison waren die Plätze für Menschen im Rollstuhl und Begleiter einige Meter nach hinten unter die Haupttribüne verlagert worden. Daraufhin hatte es massive Klagen von den Betroffenen gegeben: Sie fühlten sich wie im Käfig und hätten eine miserable Sicht.

Um die Sicht für Menschen im Rollstuhl zu verbessern, wurden hier einige Gitter durch Netze ersetzt. Betroffene hatten gegen die neuen Plätze protestiert. © Stadt Mannheim

Ihrer Einladung folgte beim jüngsten Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden (2:2) Christian Specht. Der CDU-Oberbürgermeister machte sich erneut selbst ein Bild von der Situation. Besserung sollen nun die Netze bringen. Zunächst hatte die Polizei in jenem Bereich aus Sicherheitsgründen keine gewollt.

In der von Sportdezernent Ralf Eisenhauer geleiteten Ausschusssitzung fragte Grünen-Fraktionschefin Nina Wellenreuther, ob sich nicht auch die Toiletten-Situation für Menschen mit Behinderung verbessern lasse. Darauf entgegnete Kaliske, man tue da alles, was aktuell möglich sei. Das wiederholte er später auch zur schwierigen Stromversorgung. Bei der ungeklärten Zukunft des Carl-Benz-Stadions seien leider bis auf Weiteres keine perfekten Lösungen möglich.

Das Bösfeld ist als möglicher Standort ganz aus dem Rennen

Um einen möglichen Neubau ging es in der Debatte nur am Rande. So fordern die Grünen in einem Antrag, die CO2-, die Boden- und die Klimabilanz zu berücksichtigen. Auch wenn bei der angespannten Haushaltslage ein von Präsident Bernd Beetz vorfinanziertes neues Stadion „erst einmal attraktiv erscheint“, müsse ferner noch geklärt werden, welche finanzielle Belastung langfristig auf die Stadt zukäme.

Eisenhauer sagte zu, dem Antrag nachzukommen. Holger Schmid, Fraktionschef der Mannheimer Liste, zeigte sich irritiert, dass darin von einem Neubau auf P20 die Rede ist, dem Großparkplatz am Maimarktgelände mit dem Verkehrsübungsplatz darauf. Er fragte, ob seine Fraktion erneut beantragen müsse, auch das Bösfeld näher zu prüfen. Das hatte die Verwaltung unter Spechts SPD-Vorgänger Peter Kurz stets mit Verweis auf natur- und artenschutzrechtliche Vorgaben abgelehnt.

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Doch daran hat sich offensichtlich nichts geändert. Kaliske erklärte, als einziger Alternativ-Standort werde P20 eingehender untersucht. Es gebe einen „guten Austausch“ mit der Flughafen-Gesellschaft, wie der City-Airport neben einem Stadion weiterbetrieben werden könne. Bisher hätte es stets geheißen, neben diesem sei ein Neubau nicht möglich. Nun sprach Kaliske gar von einer möglichen Symbiose.

In der Debatte machten mehrere Ausschussmitglieder darauf aufmerksam, dass im Haushaltsentwurf im nächsten Jahr weder Mittel für ein neues Stadion noch für eine Sanierung des alten vorgesehen sind. Kaliske und Eisenhauer erklärten, das sei auch nicht nötig. Die laufenden Ertüchtigungen – vor allem bei Flutlicht und Strom – würden mit den sieben Millionen Euro bezahlt, die der Gemeinderat dafür vor zwei Jahren bereitgestellt habe.

Geschäftsstellen-Verlagerung bei Stromproblemen nicht hilfreich

Schmid sprach noch die massiven Vorwürfe an, die Beetz bei einem Fan-Dialogforum im Galeria-Kaufhaus vor allem gegen die MVV, aber auch gegen die Stadt wegen der unzureichenden Stromversorgung erhoben hatte. So etwas öffentlich auszutragen, sei nie gut. Doch will der Stadtrat von Kaliske wissen, ob der Mäzen mit seiner Kritik Recht hat.

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Der Fachbereichsleiter antwortet, das sei eine Frage der Betrachtungsweise. Sie bemühten sich zwar gemeinsam mit der MVV stets um Verbesserungen in diesem Bereich. Aber den Großteil des Problems könnten sie leider nicht lösen. „Wenn an einem hochsommerlichen Tag in der Geschäftsstelle alle Klimaanlagen an sind“, dann überfordere das nun mal die für ein reines Fußballstadion gelegten Stromleitungen. Unter dem mittlerweile geschassten Geschäftsführer Markus Kompp war die Spielbetrieb-GmbH ins Carl-Benz-Stadion umgezogen.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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