Mannheim. Das Ende der Bundesgartenschau hat in der Mannheimer Tourismusbranche nicht für einen so starken Einbruch gesorgt wie befürchtet. „Wir stehen immer noch ganz ordentlich da“, sagt Gregor Rummel, Vertriebsleiter der städtischen Tochtergesellschaft Veranstaltungen – Tourismus – Marketing (VTM). Mit knapp über 1,67 Millionen Übernachtungen verzeichnet die Quadratestadt in 2024 3,3 Prozent mehr Touristen als in dem bisherigen Rekordjahr 2019 - vor Corona und vor der Bundesgartenschau. Und auch 2025 entwickle sich bisher gut, so Rummel.
2019 müsse man deshalb als Maßstab nehmen, da es das letzte Jahr ohne - positive wie negative - Sondereinflüsse gewesen sei, argumentiert Rummel. In anderen Städten seien die Übernachtungszahlen nach Gartenschau-Jahren oft um zwölf bis 15 Prozent eingebrochen, in Mannheim nun nur um 7,5 Prozent. Damit bewege man sich „weiterhin auf gutem Niveau“, erklärt VTM-Geschäftsführer Oliver Althausen, warum das Tourismus-Team der städtischen Tochter „insgesamt positiv“ auf die Entwicklung blicke.
Auch im laufenden Jahr würden die Zahlen gut aussehen. So wurden zwischen Januar und Mai 648.600 Gäste in den etwa 9000 Betten der Mannheimer Hotels und Pensionen gezählt. Im Mai selbst habe man sogar ein Plus von 11,4 Prozent erzielt. Aktuellere Zahlen liegen vom Statistischen Landesamt, das die Meldezettel auswertet, noch nicht vor. Für alle fünf Monate gebe es nur 0,6 Prozent Rückgang im Vergleich zu den ersten fünf Monaten des Vorjahres. „Das ist in Anbetracht des deutlich stärkeren Verlusts von ausländischen Gästen, der in einigen Monaten zwischen 3,6 und 17,4 Prozent lag, wirklich ordentlich“, findet Rummel.
Fußball-EM und Kunst-Ausstellung haben Gäste gebracht
Nach dem Gartenschau-Boomjahr 2023 zahlte sich 2024 für Mannheim die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland aus, weil anlässlich von EM-Spielen in Stuttgart und Frankfurt einige Nationalteams, insbesondere aber sehr viele Fans in Mannheim übernachteten. Auch die Tauzieh-Weltmeisterschaft in Mannheim habe man gemerkt, so Rummel. Auch die Ausstellung „Neue Sachlichkeit“ in der Kunsthalle vom 22. November 2024 bis zum 9. März 2025 sowie das Rahmenprogramm an vielen anderen Stellen brachte Gäste, registrierte der Vertriebsleiter der VTM. „Das wurde auch aus dem Ausland angenommen, das war spürbar“, so Rummel.
Das bedeutet aus seiner Sicht aber auch: „Mannheim muss immer einen Reiseanlass bieten!“ Dann habe das VTM-Team auch die Möglichkeit, dafür gezielt zu werben. So hofft Rummel schon jetzt auf 2027, wenn die Reiss-Engelhorn-Museen ein großes, das eigene Haus übergreifende Ausstellungsprojekt rund um den Mond planen. „So etwas brauchen wir immer wieder“, sagt er, „müssen präsent sein, müssen Themen haben. Es läuft nicht von alleine“, betont er.
Auch Althausen hebt die Bedeutung der „konstanten, gezielten Vermarktungsaktivitäten“ hervor. Dadurch habe man insbesondere im Ausland bestehenden Märkte wie die Schweiz und Benelux-Länder teilweise ausbauen und gleichzeitig starke Zuwächse in neuen Märkten wie Dänemark erreichen können. „Hiermit konnte auch der starke Rückgang bei den Gästen aus den USA ausgeglichen werden“, sagt er. So ist die Zahl der Amerikaner in Mannheimer Hotels in 2024 im Vergleich zu 2023 um 26,5 Prozent zurückgegangen. Das liege vor allem an Geschäftsreisenden, die hier zu Meetings oder Schulungen kämen - oder nun eben weniger kämen, erläutert Rummel. Auch im laufenden Jahr setzt sich dieser Rückgang mit weiteren minus acht Prozent fort.
Stadtführungen stark gefragt
Dafür hätten sich die Zahlen aus Belgien und den Niederlanden „gut entwickelt“, so Rummel: „Die fahren in den Süden und fahren an Mannheim vorbei - und immer mehr machen einen Zwischenstopp!“ Bei Briten werbe man daher ebenso, ferner bei Schweizern oder Österreichern. Das Mannheimer Tourismus-Team ist dazu auf Fach- und Publikumsmessen präsent, etwa der CMT, der ITB oder der Leitmesse für Bustouristik, lädt Reisejournalisten ein, inseriert in Reisemagazinen oder schnürt spezielle Pakete für Wochenendreisen mit Hotels und kulturellen Einrichtungen. Der neueste Gag: Wer in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin übernachtet, die ja auch Privatgäste aufnimmt, erhält per Faltblatt den Tipp: „Probier doch mal Mannheim!“ Allerdings steht für die gesamte Tourismus-Werbung nur noch ein Budget von 450.000 Euro zur Verfügung – im Gartenschau-Jahr waren es 180.000 Euro mehr. Die VTM müsse eben auch ihren Beitrag zu den Haushalts-Einsparungen der Stadt leisten, sagt Oliver Althausen dazu.
Sehr gut angenommen werden laut Leiter Christian Förster die Tourist-Info am Hauptbahnhof und auch der Info-Container am Paradeplatz, der dauerhaft dort bleiben soll. Am Hauptbahnhof seien im Vorjahr 31.000 Menschen in die Tourist-Info gekommen, im ersten Halbjahr dieses Jahres schon 20.000. „Hier ist sehr viel mehr los, es kommen ständig Leute rein und fragen etwas“, sagt er. Auch die Nachfrage nach Stadtführungen wächst. Gab es im Vorjahr 685 Führungen für gebuchte Gruppen und 177 für Einzelteilnehmer, so sind es Stand Ende Juli schon 530 für Gruppen und 205 für Einzelteilnehmer. Der Renner sind nach wie vor Rundgänge zu den Wandgemälden von „Stadt-Wand-Kunst“ und die Krimiführung sowie die Tour mit der historischen Straßenbahn.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Übernachtungen in Mannheim: Auch weniger ist ein Erfolg