Kommentar Übernachtungen in Mannheim: Auch weniger ist ein Erfolg

Peter W. Ragge bewertet die Tourismusbilanz und hält sie langfrisig für einen Erfolg. Aber Mannheim darf nicht nachlassen, Reise-Anreize zu schaffen.

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Peter W. Ragge
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Mannheim. Tourismus und Mannheim - das war lange ein Begriffspaar, das überhaupt nicht zueinander passte. Wenn Gäste nach Mannheim kamen, dann nur zu Kongressen oder als Geschäftsreisende. Sonst hatten die Menschen das Badner-Lied („In Mannheim die Fabrik...“) im Kopf und gingen davon aus, dass es sich um eine dreckige Industriestadt handelt, die keine Reise wert ist.

Daher sind 1,67 Millionen Übernachtungen in 2024 für Mannheim ein großer Erfolg - auch wenn die Zahl zurückgegangen ist. Man muss sich nur mal die Daten vor 20 oder vor zehn Jahren anschauen, die ganz weit weg von den jetzigen Erfolgen liegen. Nur im Bundesgartenschau-Jahr waren es mehr Gäste - und dass danach ein Rückgang kommt, stellt letztlich nur eine Normalisierung dar. Das war erwartet worden und ist völlig logisch. Doch mit 1,67 Millonen Gästen liegt Mannheim immer noch vor dem bisherigen Vor-Pandemie-Rekord von 2019 enorm hoch und spielt weiter in einer Liga mit Heidelberg, was über Jahrzehnte undenkbar gewesen wäre.

Sicher - noch mehr Touristen wären noch besser zur Auslastung der (insgesamt zu vielen) Hotelbetten und als Wirtschaftsförderung. Jede Übernachtung bringt schließlich Hotellerie und Gastronomie, oft auch Handel und Taxis Geld. Noch sind die Mehrzahl der Gäste immer noch wegen Kongressen oder Geschäftsterminen da. Doch für eine Stadt, die lange gar nicht auf der touristischen Landkarte stand, stellen allein die zarten Pflänzchen des Bus- und individuellen Städtetourismus einen Fortschritt dar. Die Bundesgartenschau hat da teilweise als Initialzündung gewirkt. Doch dieser Schwung darf nicht einschlafen. Wer nicht wirbt, der stirbt, heißt es im Marketing. Gerade für eine Stadt wie Mannheim, die nicht automatisch ein touristisches Zugpferd darstellt, braucht es eine kontinuierliche Bearbeitung des Marktes und ständig neue Anreize, um Reisen anzuregen.

Dazu ist die Tourismus-Sparte in Mannheim mittlerweile viel professioneller aufgestellt als noch vor ein paar Jahren. Sie knüpft erfolgreich Netzwerke innerhalb und außerhalb der Stadt, agiert engagierter, ideenreicher als früher, hat aber - beispielweise - nicht einmal halb so viel Personal wie Karlsruhe.

Doch andere Bereiche der Stadt versagen immer noch, wenn es nur um das kleine Einmaleins des Tourismus geht. So findet man auf dem neu gestalteten Bahnhofsvorplatz keinen einzigen Wegweiser etwa zum Kongresszentrum oder zu wichtigen touristischen Zielen, und in der Stadt selbst fehlt das auch völlig.

Wer nicht wirbt, der stirbt

Redaktion Chefreporter

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