Charity

So war das Regenbogenfest am OEG Citybeach in Mannheim

Beim Regenbogenfest von Benefiz Rhein-Neckar und der Aidshilfe zugunsten von Menschen mit HIV und Aids am Mannheimer OEG Citybeach trafen glamouröse Showeinlagen auf ernsthafte Momente

Von 
Emma-Luise Hartlieb
Lesedauer: 
Easy Five sorgte für gute Stimmung bei der achten Auflage des Regenbogenfests am . © Michael Ruffler

Mannheim. Bereits viele Hundert Meter vom OEG Citybeach entfernt ist laute Musik hörbar. Unter strahlendem Himmel haben der Verein Benefiz Rhein-Neckar und die Aidshilfe Mannheim/Ludwigshafen zur achten Neuauflage des traditionsreichen Regenbogenfestes geladen, zugunsten von Menschen mit HIV und Aids. Einer der Vorstände von Benefiz, Dieter Camilotto, betont: „Seit 33 Jahren gibt es das Fest, die zwei Coronajahre mitgerechnet 35 Jahre.“ Von 1988 bis 2002 war der Veranstalter die Aidshilfe. Ab 2003 übernahm der Benefiz Verein die Leitung, zunächst im Schneckenhof, nun seit 2015 im OEG City Beach.

Die Travestiekünstlerinnen Dolly Dornfelder, Miss Frida und Daphne Deveraux beeindruckten mit leidenschaftlichen Show-Einlagen in glitzernden Kleidern. Die Mannheimer Coverband EasyFive belebte das Neckarufer mit Songs wie „Californication“, die an diesem sonnigen Samstag besonders gut ankamen. Das Trio Ukulayers überzeugte mit kraftvollen Rhythmen und einer Sängerin, die mühelos die Menge begeisterte.

HIV und Aids: Toleranz und Aufklärung über das Thema gehen zurück

Besonders in den Anfangsjahren des Regenbogenfests, in den achtziger und neunziger Jahren, waren HIV und Aids in aller Munde. Medizin und Wissenschaft standen vor einem unerforschten Krankheitsbild. Diese Jahre waren geprägt durch eine umgangssprachlich so genannte Aids-Angst, von unzähligen plötzlichen Todesfällen und von sozialer Ausgrenzung der Betroffenen.

Für Politik, Medien und Gesellschaft waren der Ursprung all dessen zwei Gesellschaftsgruppen: Drogenabhängige und Homosexuelle. Obwohl die Jahrzehnte voranschritten und vor allem die letzten Jahre für scheinbar mehr Verständnis gegenüber queeren Personen und der LGBTQIA+-Gemeinschaft sorgten (ist eine Abkürzung der englischen Wörter Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexual/Transgender, Queer, Intersexual und Asexual) – die Toleranz und die Aufklärung über solche Themen gehen zurück, so sieht es Camilotto. Es sei besonders jetzt essenziell, das Thema zurück in die Öffentlichkeit zu bringen.

Mehr zum Thema

Aidshilfe

Das ist beim Regenbogenfest in Mannheim geboten

Veröffentlicht
Von
Redaktion
Mehr erfahren
Queeres Leben

25 Jahre Psychologische Lesben- und Schwulenberatung Rhein-Neckar

Veröffentlicht
Von
Lea Seethaler
Mehr erfahren
Gesundheit

Wie das Regenbogenfest am OEG-Citybeach Mannheim HIV-Infizierte unterstützt

Veröffentlicht
Von
Christian Gerards
Mehr erfahren

„Aids betrifft uns alle – nicht nur am Welt-Aids-Tag“, ist auf einem Plakat zu lesen. Nicht zuletzt steigen die Fallzahlen der HIV-Infektionen im Rhein-Neckar-Raum stetig an.

Die Philosophie von Benefiz bestehe aus drei Säulen: Prävention, Beratung und Betreuung. Mit diesen Grundpfeilern identifiziert sich auch die Aidshilfe. Als Landesverband hilft sie bei der Unterstützung von Betroffenen und informiert über die Folgen einer Infektion.

Mike Ludwig von der Aidshilfe spricht besonders von den neunziger Jahren, in denen das HI-Virus und seine Folgen ein, wie er sagt, „sehr stigmatisiertes Thema“ waren. Ebendiese Vorurteile gegenüber HIV-Infizierten bestünden heute immer noch, die Prävention und Aufklärung hinke dagegen hinterher. Diesen Eindruck bestätigt auch Travestiekünstler Markus Helwig. Auf der Bühne als Dolly Dornfelder unterstützt er schon seit Jahren den Verein Benefiz. Er sagt, es finde auch in der Community selbst eine Verharmlosung der gefährlichen Immunschwächekrankheit und der Folgekrankheit Aids statt. Beim Fest moderiert er mit Dieter Camilotto durch den Abend.

Dieter Camilotto (Benefiz Rhein-Neckar), Travestiekünstlerin Dolly Dornfelder, Gina Riedesel vom Weihnachtscircus und Mike Ludwig (Aidshilfe). © Emma-Luise Hartlieb

Gegen 19.30 Uhr halten Mitglieder und Vorstand von Benefiz und Aidshilfe eine Schweigeminute ab. Zusammen mit dem Publikum gedenkt das Regenbogenfest aller Menschen, die, in welcher Weise auch immer, Teil der Verbände waren. Mitglieder und Betroffene, die sich durch Benefiz oder die Aidshilfe Unterstützung holten. Es ist dieser Moment, der trotz der glamourösen Showeinlagen die Ernsthaftigkeit des Abends zurückholt. Die Dankbarkeit von Teilnehmern und Veranstaltern des Regenbogenfests ist den ganzen Tag über spürbar. Man sei froh, dass es einen Ort wie diesen gibt, berichtet ein junger Mann.

Camilotto: „Die Kommunen müssten mehr tun“

Benefiz kann sich im späteren Verlauf des Regenbogenfests über eine Spende des Ludwigshafener Weihnachtscircus freuen. Die Spendensumme über 500 Euro pro Verein übergibt Gina Riedesel feierlich an Dieter Camilotto. Unter tosendem Applaus verkündet Camilotto das restliche Programm des Jahres: Am 21. Dezember findet die Regenbogen Weihnachtsgala im Chateau des Zirkus statt. Ebenfalls zugunsten von Menschen mit HIV und Aids veranstaltet das Nationaltheater Mannheim im Opal am Luisenpark eine Regenbogen-Benefizgala am siebten Dezember.

An Ende des Tages bleibt hängen: HIV und Aids sind auch heute noch eine folgenschwere Krankheit – selbst wenn es inzwischen eine Medikation und auch Präparate zur Vorbeugung einer möglichen Infektion gibt. „Es ist kein Todesurteil mehr“, sagt Ludwig, „doch du lebst dein ganzes Leben damit.“ Benefiz und Aidshilfe appellieren, nicht leichtfertig mit der Krankheit umzugehen. Zur HIV Prävention hat Dieter Camilotto eine klare Meinung: „Die Kommunen müssten mehr tun, das können nicht nur die Vereine auffangen.“

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen