Während die Veranstalter im Ehrenhof letzte Dinge vorbereiten, hin- und herlaufen, untereinander Zettel austauschen, Mikrofone testen und den Ablauf besprechen, wird vor der Bühne getanzt. Zehn, vielleicht elf Männer und Frauen springen, umringt von klatschenden Händen johlender Zuschauerinnen und Zuschauer, umher. Sie lachen. Singen. Und sie schwenken die schwarz, weiß, grüne Fahne mit dem roten Dreieck: Palästina.
Die Gruppierung „Free Palästina Mannheim“ demonstriert für einen unabhängigen Staat. Bereits im vergangenen Jahr war es zu mehreren Kundgebungen dieser Art gekommen, eine davon endete in Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Polizisten. „Wir sind friedlich und gegen jede Gewalt“, erklärt nun einer der Veranstalter, während er die Kundgebung eröffnet. „Irgendwann muss Deutschland akzeptieren, dass Palästina ein unabhängiger Staat ist.“
Nahezu alle Rednerinnen und Redner erklären, sich entschieden gegen Rassismus und vor allem Antisemitismus zu stellen. „Free, free, free Palästina“-Sprechchöre wechseln sich mit Kritik an der deutschen Außenpolitik, dem Beklagen der Unterdrückungen anderer Meinungen hierzulande und, wenig überraschend, phasenweise beißender Kritik an der Siedlungspolitik Israels ab. Immer wieder wird auf die Unterdrückung des palästinensischen Volks sowie auf zahlreiche Tote Palästinenser durch israelische Militäraktionen verwiesen. Davon, dass in den vergangenen Wochen auch Israel wieder von einer Welle an Attentaten erschüttert worden ist, sprechen die Rednerinnen und Redner nicht.
Gegendemo am Paradeplatz
Als die Polizei neben einer Fahne auch ein Plakat mit mutmaßlich antisemitischem Slogan sicherstellt, folgen Diskussionen. „Es wird noch geprüft, ob es sich dabei um strafrechtsrelevante Vorfälle handelt“, heißt es von der Polizei danach. Die Polizei würde Gewalt provozieren, sagt später eine Veranstalterin auf der Bühne. Eine Behauptung, die, das zeigt der Verlauf des Nachmittags, wohl jeglicher Grundlage entbehrt. Kommendes Jahr würden sich die Organisatoren auf keine Kompromisse und Kooperationsgespräche mit der Versammlungsbehörde einlassen, kündigen sie an.
Während des Demonstrationszugs über die Kurpfalzstraße und die Kunststraße gibt es immer wieder Parolen. Es geht gegen die deutsche Waffenpolitik sowie um eine einseitige Berichterstattung und von Israel verübte Gewalt. Zwei Parolen, erklärt ein Polizeisprecher, stufen die Beamten als „antisemitisch“ ein und fordern die Versammlungsleitung auf, Wiederholungen zu unterlassen. Ein Aufeinandertreffen der Demonstranten mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern einer Gegenkundgebung am Paradeplatz gibt es nicht. Die Versammlung, an der 50 Personen teilnehmen, wurde von einem Bündnis aus Deutsch-Israelischer Gesellschaft Rhein-Neckar/Mannheim, dem Jungen Forum DIG Heidelberg/Mannheim, dem Arbeitskreis gegen Antisemitismus und Antizionismus Mannheim, dem Verein ehemalige Synagoge Hemsbach sowie dem Freundeskreis Weinheim-Ramat Gan organisiert - und verlief laut Polizei „völlig ruhig“.
Der für Sicherheit und Ordnung zuständige Erste Bürgermeister Christian Specht verfolgt die Demonstration vom Ehrenhof bis zum Ende auf den Kapuzinerplanken. „Das Sicherheitskonzept der Stadt und das besonnene Vorgehen der Polizei haben für einen friedlichen Verlauf gesorgt“, sagt er anschließend der Redaktion.
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