Mannheim. Die Mieten steigen, die Plätze werden zumindest kurzzeitig weniger, doch die allgemeine Lage scheint weniger angespannt zu sein als in anderen Städten - neuer Wohnraum ist in Aussicht: In etwa so ließe sich die Wohnsituation für Studentinnen und Studenten in Mannheim zusammenfassen. Zwar sei der Verlust von bezahlbarem Wohnraum „immer bedauerlich“, teilt das Studierendenwerk auf Anfrage hin mit, dennoch strahlen auch Studentinnen und Studenten nach der angekündigten Schließung des Bumiller-Raab-Wohnheims Gelassenheit aus. „Die prinzipielle Wohnsituation in Mannheim für Studierende ist momentan ziemlich gut“, erklärt Leonhard Sigel, Generalsekretär des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Universität.
Bis Ende August müssen die etwas mehr als 150 Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Bumiller-Raab-Haus ausgezogen sein. Die Immobilie in der Schwetzingerstadt ist ein Sanierungsfall und muss abgerissen werden, hatte die Geschäftsführung mitgeteilt. Die angekündigte Schließung des mehr als 50 Jahre alten Baus war bei Studierendenvertretungen sowie bei Bewohnerinnen und Bewohnern auf Bedauern, aber auch auf Verständnis gestoßen (wir berichteten).
300 neue Plätze in den Quadraten
Das Bumiller-Raab-Haus gehört nicht zum Studierendenwerk, das im Herbst eine „Übergangsregelungen für Studierende, deren Mietverträge zum Zeitpunkt der Schließung des Hauses noch bestehen sollten“ als „sicherlich denkbar“ bezeichnet hatte. Man habe damals den weiteren Verlauf abwarten wollen. Inzwischen ist klar, dass zehn bis 15 Studenten nach der Schließung für das Studium in Mannheim bleiben. Man sei „mit den Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern vom Bumiller-Raab-Haus in Kontakt“, erklärt das Studierendenwerk nun, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.
Dass es in absehbarer Zeit zu weiteren Schließungen kommt, das fürchtet der AStA nicht. Man sehe zurzeit jedenfalls keine Häuser, die renovierungsbedürftig seien, erklärt Sigel. „Allerdings sind wir immer begeistert, wenn investiert wird, um den Studierenden ein besseres Zuhause zu gewähren.“ Investitionen, die es jüngst auch gegeben hat: So ist ein neues Wohnheim auf Franklin entstanden. Das Studierendenwerk plant zudem 200 neue Wohnplätze zum Herbst-/Wintersemester (HWS) 2023 in B6, ein Jahr später soll ein Wohnheim für 100 Studenten und Studentinnen in L4 fertig sein.
So entstehen also 300 neue Plätze - die auch benötigt werden: Das Studierendenwerk teilt mit, dass die Warteliste auf einen Platz in einem Wohnheim bis zum 1. März 124 Personen lang ist. Auf einen Platz für einen Einzug zwischen 1. März und 1. August warten demnach mehr als 430 Studenten und Studentinnen. „Bezüglich der Errichtung von weiteren Wohnplätzen in hochschulnaher Lage sind wir in Verhandlungen, die noch nicht abgeschlossen sind“, teilt das Studierendenwerk weiter mit und betont, dass vor der Pandemie zur Hauptbelegungszeit im HWS „regelmäßig“ Notquartiere angeboten worden seien, die wenig bis gar nicht nachgefragt worden seien. Das deute darauf hin, dass möglicherweise auch aufgrund des über den Nahverkehr gut angeschlossenen Umlands „die Situation hier nicht ganz so angespannt ist wie in anderen Universitätsstädten in und außerhalb von Baden-Württemberg“, erklärt das Studierendenwerk.
Schließung und Abriss des Bumiller-Raab-Hauses
- Das Bumiller-Raab-Haus wurde vor mehr als 50 Jahren gebaut und war lange als Curt-Sandig-Haus bekannt, benannt nach dem ehemaligen Rektor der Universität (1901-1981). Auf Grundlage einer Abschlussarbeit, die Sandigs Verstrickung mit der NS-Ideologie nach 1945 thematisiert hatte, setzte sich der AStA für eine Umbenennung ein (wir berichteten).
- Ende August 2019 teilte die Universität mit, dass das Wohnheim in Bumiller-Raab-Haus umbenannt wird. Der Name wurde in Andenken an die ursprüngliche Stifterin Emilie Bumiller, geb. Raab, gewählt.
- Momentan wohnen etwas mehr als 150 Studentinnen und Studenten in dem Haus in der Gaußstraße.
- Im Herbst hatte die Geschäftsführung mitgeteilt, dass das Haus Ende August zu Sanierungszwecken geschlossen werden muss. Seit Anfang Februar steht fest, dass das Haus abgerissen wird. Zehn bis 15 Bewohnerinnen und Bewohner sind davon direkt betroffen, weil sie auch nach August noch studieren.
Internet in Miete inbegriffen
Wie aber in anderen Städten steigen auch in Mannheim die Mietpreise - auch für Studenten und Studentinnen. Zwar erklärt AStA-Generalsekretär Sigel: „Die Preise in Mannheim sind, je nachdem, wo man wohnt, ziemlich angenehm“, da Wohnheime oder WGs „relativ“ günstig seien. Dennoch: Laut einer bundesweiten Studie des Moses Mendelssohn Instituts in Kooperation mit dem Portal WG-gesucht.de sind auch WG-Zimmer in Mannheim sehr viel teurer geworden. Habe man 2013 für ein Zimmer durchschnittlich 310 Euro bezahlt, waren es 2021 bereits 390 Euro. Der Anfang 2022 ermittelte Preis von 420 Euro ist der „höchste jemals ermittelte Preis“ für Mannheim, heißt es vom Institut. Im Vergleich mit Heidelberg, wo der Durchschnitt Anfang 2022 bei 450 Euro lag, ist Mannheim trotzdem noch preiswerter.
Auch das Leben im Wohnheim wird teurer. Im Schnitt etwas mehr als 290 Euro Warmmiete müssen Studenten und Studentinnen beziehungsweise ihre Familien für einen Platz bezahlen, teilt das Studierendenwerk mit. 2016 waren es noch 279 Euro. Mannheim weise als Zentrum der Metropolregion ein „vergleichsweise hohes Mietniveau“ auf, erklärte das Studierendenwerk im Jahresbericht. Die Miete für Wohnungen des Studierendenwerks enthalte „eine Reihe von Dienstleistungen, für die am freien Wohnungsmarkt in der Regel zusätzliche Entgelte fällig sind“, zum Beispiel die Internetanbindung.
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