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So lief die erste "World of Whisky"-Messe in Mannheim

Im Mannheim Schloss fand zum ersten Mal die „World of Whisky“-Messe statt. Aussteller präsentierten hochwertige und jahrzehntelang in Fässern gereifte Drinks

Von 
Marco Montalbano
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Michael und Tünde Bayer aus Viernheim entdecken das „Wasser des Lebens“ für sich. Er mag es mild, sie will es torfig. © Marco Montalbano

Mannheim. Am Freitag und Samstag fand im Ostflügel des Schlosses die erste World of Whisky statt. Zwei Tage lang drehte sich dort, wo sonst Studierende durch die Gänge hasten, alles um Whisky & Co. Unter rund 40 Ausstellern fanden sich auch flankierende Angebote von britischen Süßigkeiten über Elchschinken und Trüffelkäse bis hin zu Bio-Brandy, Tequila, Meszcal und mehr. Im Außenbereich lockte eine Raucherlounge mit edlen Zigarren und speziellem Gastroangebot. Gäste und Händler goutierten das Konzept, die Angebote und die Location und zeigten sich sehr zufrieden, genau wie der Veranstalter.

1494 wurde Whisky erstmalig urkundlich in Schottland erwähnt. Denn der Weinbau wollte im rauen Klima der Highlands und Irlands nicht so recht gelingen, sodass die Trauben fehlten, um Hochprozentiges wie Cognac daraus zu destillieren. Die Reblausplage Ende des 18. Jahrhunderts ließ den Nachschub für den Norden ausfallen - aus heutiger Sicht ein Segen. So kam ein namenloser Schotte auf die Idee, das „Wasser des Lebens“ in alten Sherry-Fässern zu lagen, um ihm eine Cognacnote zu verpassen. Dank der Aromatisierung gelang der Erfolg.

Whiskey-Messe in Mannheim: Mit Tasting-Buch und Probiergläsern unterwegs

Seit diesem Jahr wird das bernsteinfarbene Getränk auch in der Quadratestadt ausgiebig gewürdigt. Veranstalter Wolfgang Falke schien mit der ersten „World of Whisky“ komplett ins Schwarze getroffen zu haben. Viele Genießer waren schon am Freitag und noch mehr am Samstag von Nah und Fern angereist, um ein hochprozentiges Fest des Lebens zu feiern und sich durch die Katakomben und die Aula zu schmecken.

Die „World of Whisky“ erstreckte sich über zwei Ebenen. Auch in der Aula der Uni gab es viel zu entdecken. © Marco Montalbano

Schon am Eingang bekommt man Appetit auf mehr, nachdem man es unter dem strengen Blick des Laird of Glencairn (im Alltag Uwe Jeckel) hinein geschafft hatte, gleich nachdem man mit einem Nosing-Glas ausgestattet wurde. Zwischen den Hochbögen aus warmen Buntsandstein wird man vom Duft von Wildschinken, Trüffel- und Honigkäse und Muflon-Salami von Artur’s Gourmet-Stand umgeben. Viele werden sich beim Gehen, zusätzlich zu Getränken und meist erst gegen 23 Uhr, mit dem ‚Fingerfood deluxe‘ eindecken, scheint der doch der perfekte Snack zwischen einem edlen Schluck und dem anderen zu sein.

Manche haben ein Tasting-Buch dabei, so wie Germar Schulte-Hunsbeck aus Sindelfingen. Mit einer Probe hat er sich an einen der Stehtische in einem der Flure zurückgezogen. Mit geschlossenen Augen scheint er den Geheimnissen des Bouquets auf den Grund gehen zu wollen, bringt dabei die Nase so weit wie möglich hinein. „Das Tolle am Whisky ist es, ‚tief ins Glas‘ zu gucken. Und mit der Nase ‚sieht‘ man fast mehr. Ich genieße Whisky langsam. Kein Slow Food, sondern ‚Slow Drink‘, sozusagen“, meint er und macht sich Notizen. Sein bisheriger Lieblingswhisky auf der Messe? Ein Millstone von Zuidam aus den Niederlanden. „Zehn Jahre im Sherry-Fass gereift. Lebkuchen und Schokolade kann man schmecken. Ein wahrer Gaumenschmeichler“, sagt er.

Seit 15 Jahren habe ihn die Leidenschaft gepackt. Es ginge ihm um Qualität vor Quantität. Und Whisky bliebe immer spannend. Je nach Tagesverfassung oder was man zuvor gegessen habe, gebe es andere, neue Sinneseindrücke.

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Viele kaufen Flaschen, was nicht an allen Ständen möglich ist. Bei David „Dave“ Scharsach und Marc Braunwarth von „MyTasting“ gibt es nur Drams, meist eine Menge von 2 cl. Stolz hält Dave einen „Ballantine’s very old scotch Whisky“, 30 Jahre gereift, aus dem schottischen Dumbarton. Bei diesem besteht ein Dram aus 1 cl und kostet stolze acht Euro. Die Flasche läge somit bei 800. „Der ist aber auch was ganz Besonderes. Destilliert wurde er in den 30er- oder 40er-Jahren. Das muss man sich mal vorstellen“, sagt er.

Nächste Ausgabe der "World of Whiskey"-Messe ist bereits geplant

Seine Leidenschaft wirkt ansteckend. Besucher bleiben neugierig stehen und halten ihm ihre Gläser entgegen. Clemens Schmitt aus Düsseldorf sei seit fünf Jahren dabei und sein guter Vorsatz an Neujahr sei gewesen: „Weniger Whisky zu trinken“, sagt er lachend. Nun stehe er schon zweieinhalb Stunden am Stand von Innovative Drinks und probiere sich durch Tequila und Mezcal. „Don Amado Rústico aus dem Hochland von Mexiko - für mich der Beste“, betont er. Die Süße, die reife Honigfrucht, die zarten Schokoladennoten, das sei fantastisch. Im letzten Jahr habe er 30 Messen besucht. Auch der Rektoratshof und der Stille Hof wurden bespielt, mit gut besuchter Davidoff-Zigarrenlounge, Whiskybratwurst, Tapas und Guinness-Wagen.

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Die Besucher David Band und Manuel Korrmann waren begeistert: „Tolle Location und tolle Auswahl. Nächstes Jahr kommen wir auf jeden Fall wieder.“ Die Händler lobten die Messe, so auch Emrys McNeill, Sohn des berühmten Whisky-Pioniers in Deutschland, Andy McNeill: „Immer gute Stimmung. Die Leute hatten ‚einfach Bock‘.“

Auch Dirk Müller von der Rare Cask Company, den viele als „Mr. Dax“ kennen und der mit seinem aus Schottland nach Spanien überführten und dort in alten Sherry-Fässern gereiften „Sherishòr“ von sich reden macht, äußerte sich positiv: „Hier wurde alles richtig gemacht.“ Falke kommentierte: „Wir waren optimistisch, aber dass die Messe derart gut ankommt, hätte ich nicht gedacht. Alle wollen wiederkommen. Es gab so viel Lob, dass es mir manchmal fast peinlich war.“ Die Räumlichkeiten für die nächste World of Whisky seien schon gebucht.

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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